Mit dem Hammer!

„Wir haben das beste Schulsystem“, erläuterte Marion Schick, ehemalige Kultusministerin in Baden-Württemberg, noch auf der didacta im Februar 2011. Fakten- und datenreich verteidigte die CDU-Politikerin das differenzierte Schulsystem Baden-Württembergs gegenüber der Gemeinschaftsschule ihrer nordrhein-westfälischen Kollegin Silvia Löhrmann, Grüne.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

Marion Schick reihte sich damit in eine lange Tradition ein. Vor ihr war Helmut Rau Kultusminister, davor Annette Schavan Kultusministerin. Gerade Annette Schavan ist es, die jetzt als Bundesministerin für Bildung und Forschung von dieser Tradition abrückt. Laut verkündet sie den Bruch der CDU mit der Hauptschule und ruft das neue Modell der gemeinsamen Beschulung von Haupt- und Realschülern aus. Zwei Säulen soll es in Zukunft noch geben: die Oberschule und das Gymnasium. Wie kommt der Wandel? Ist die Gemeinschaftsschule die bessere Schule für unsere Kinder? Noch vor kurzem behauptete Schavan das Gegenteil. Gibt es neue unwiderlegbare pädagogische Erkenntnisse, die jetzt diesen Schluss zulassen? Oder gibt es neue, unwiderlegbare fiskalische Erkenntnisse, die bei zurückgehenden Schülerzahlen und Finanzmitteln nur diesen Schluss zulassen? Wird Pädagogik missbraucht, um Politik zu machen? Was ist die richtige Pädagogik? Niemand weiß das besser als wir Lehrer. Wir wissen genau, was für die Kinder gut ist, die uns jeden Tag gegenübersitzen. Wir arbeiten mit ihnen, reden mit ihnen, pflegen den Kontakt zu den Eltern und wir können sehr genau einschätzen, in welchem Klima unsere Kinder am besten gefördert werden können. Wenn wir in Baden-Württemberg in die Lehrerzimmer hineinhören, hören wir unterschiedliche Meinungen hierzu. Freude über die Entwicklung hin zur Ganztagesschule genauso wie ein starkes Festhalten an der Differenzierung in Haupt- und Realschule. Und natürlich ist es so! Wir haben in Baden-Württemberg eine uneinheitliche Bildungslandschaft! Wir können nicht Mannheim mit Gebrazhofen im Allgäu vergleichen und glauben, für beide Orte passt das gleiche System optimal. Nein, wir müssen die Systemfrage öffnen. Sie darf nicht zum Bestimmungsfaktor der Bildung werden. Im Mittelpunkt der Überlegungen muss der Schüler stehen. Bildung muss sich an den Gegebenheiten vor Ort und dem Dialog der Bildungsbeteiligten, den Lehrern, den Eltern und der Kommune, orientieren. Die jetzt von der Bundes-CDU favorisierte Oberschule deckt sich übrigens in Teilen mit einem Modell, das der VBE entwickelt und vergangenen Herbst vorgestellt hat: Die erweiterte Realschule, die zur Studierfähigkeit führen kann, und Haupt- und Realschüler aufnimmt. Dieses Modell ist ein Vorschlag des VBE und kein flächendeckender Zwang! Das ist der Unterschied. Wir wollen Funktionierendes bewahren und dort Angebote machen, wo Bestehendes nicht mehr passt. Schullandschaften müssen sanft und flexibel entwickelt werden – und nicht mit dem Hammer!

Gerhard Brand  28.06.2011

VBE: Lehrer an Hauptschulen leisten Kärrnerarbeit


Pädagogisches „Reizklima“ macht den Unterricht stets spannend

Stuttgart.

Am Montag will der CDU-Bundesvorstand über ein Papier beraten, das den noch bestehenden Hauptschulen die letzte Ölung gibt, bevor sie endgül­tig aus der Schullandschaft verschwinden sollen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg bricht in diesem Zusammenhang eine Lanze für die hoch engagierten Hauptschullehrkräfte, die bei immer schwieriger gewordenen Arbeitsbedingungen Kärrnerarbeit leisten.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

In den vergangenen Jahren hat sich die Situation der Hauptschulen permanent verschlechtert: stark rückläufige Schülerzahlen – nicht zuletzt durch die neue Werkrealschule -, wachsender Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt und die geringe Akzeptanz bei Eltern und in der Wirtschaft machen dieser Schulart zu schaffen“, stellt der VBE-Landesvorsitzende, Gerhard Brand, fest.

 

Keine andere Schulform der Sekundarstufe verfügt heute – je nach sozialem und örtlichem Umfeld – über eine so unterschiedliche Schülerklientel wie die Hauptschule. Besonders brisant ist die Situation an Hauptschulen, die in einem schwierigen gesellschaftlichen Umfeld liegen und deren Schülerschaft sich zu einem hohen Prozentsatz aus Kindern von ausländischen Mitbürgern oder Aus­siedlern zusammensetzt. Da ist die Hauptschule zwangsläufig zu einer „Einwan­dererschule“ mit einem gezielt sozial-integrativen Auftrag geworden.

Bei Hauptschulen in weniger exponierten Lagen spiegelt sich die Umgebung auch in einem gewissen pädagogischen „Reizklima“ wider. Erhöhte Aggres­sionsbereitschaft der Schüler im Umgang miteinander und Desinteresse gegen­über dem Lernstoff machen so manche Unterrichtsstunde für Lehrer zu einem spannenden Abenteuer: Gelingt es diesmal, Inhalte zu vermitteln? Oder geht die Stunde wieder fast vollständig mit Erziehungsarbeit, dem Schlichten von Strei­tigkeiten und der Aufarbeitung der sozialen Probleme der Schüler untereinander drauf? Bildungsangebote im Hauptschulbereich müssen immer aufwendiger vorbereitet werden. Oft können die Schüler nur mit viel pädagogischer Phantasie und großem didaktischen Geschick des Lehrers für sinnvolles Lernen gewonnen werden. An keiner anderen Schulart sind daher die Belastungen und Anforde­rungen an die Lehrerschaft stärker gewachsen als an der Hauptschule. Haupt­schüler zu stärken ist nicht nur eine bildungspolitische, sondern vielmehr eine sozialpolitische Aufgabe, die es auch künftig zu bewältigen gilt, egal, ob man die Schule nun Hauptschule, Sekundarschule, Oberschule, Gemeinschaftsschule oder Gesamtschule nennt.

26. Juni 2011

VBE: Jeder Sitzenbleiber ist ein Sitzenbleiber zu viel

Gefährdete Schüler rechtzeitig fördern und begleiten

Stuttgart.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg behaup­tet, dass jeder Sitzenbleiber in der Schule ein Sitzenbleiber zu viel sei. Trotzdem werde es immer wieder unbelehrbare und völlig demotivierte Schüler geben, die es darauf anlegten, eine „Ehrenrunde“ zu drehen. Es sei jedoch mit Aufgabe der Schule, so VBE-Vorsitzender Gerhard Brand, Kin­der und Jugendliche, die Schwierigkeiten mit dem Lernen haben, frühzeitig und so intensiv zu fördern, dass deren Versetzung am Schuljahresende zu keiner Zeit als gefährdet angesehen werden müsse. Dafür benötigten die Schulen entsprechende Lehrerstunden.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

Mit unter 2 Prozent ist die Quote der Sitzenbleiber in Baden-Württemberg sehr niedrig. Trotzdem ist jeder sitzengebliebene Schüler einer zu viel. In der Regel sei das Diagnostizieren von Schülerdefiziten nicht das Hauptproblem, sagt der VBE-Vorsitzende. Sorge bereite Eltern und Lehrern gleichermaßen, dass die Schulen meist nicht genügend Unterstützungsmaßnahmen anbieten können, um diesen Defiziten rechtzeitig etwas entgegenzusetzen. Vorgaben der Politik, etwa die Sitzenbleiberquote zu halbieren, könne zwar postwendend von den Schulen umgesetzt werden, würde aber nicht unbedingt zu einer Qualitätssteigerung füh­ren. Der VBE spricht sich gegen die grundsätzliche Abschaffung des Sitzen­bleibens aus, zumal das (Nicht-)Versetzungsverfahren sehr differenziert gesehen werden muss. Eine Versetzung trotz nicht ausreichender Noten ist zur Probe oder aus pädagogischen Gründen möglich. Für schulische „Saisonarbeiter“ mit deutlich zur Schau getragener Null-Bock-Mentalität kann das angeordnete Wie­derholen einer Klassenstufe bisweilen erzieherisch wertvoll sein.

 

Das Aussprechen einer Nichtversetzung erfolgt stets nach einer gründlichen pädagogischen Überprüfung und Würdigung der gesamten Schülerpersönlich­keit, nicht nur aufgrund reiner Zahlenarithmetik. Generell sollten sich Eltern und Lehrer hüten, Sitzenbleiber als Versager abzustempeln. Gerade Schüler mit we­niger erfolgreichen Zeugnisnoten bedürfen der Ermunterung und Hilfe.

Je schneller diese Unterstützung einsetze, desto besser sei es für alle Betei­ligten, betont VBE-Chef Brand. Optimal sei es, wenn eine frühe und intensive Förderung das Sitzenbleiben des Schülers schlichtweg überflüssig machen würde.

15. Juni 2011

VBE: Lehrer keine Alleskönner zum Alles-inklusive-Preis

– Den Konsens finden, was Schule heute zu leisten vermag –

Stuttgart.

„Die Pädagogen fühlen sich von den ständig steigenden Forderungen, die von allen Seiten an die Schule gestellt werden, immer mehr überrollt, ob­wohl sie in der Regel hoch qualifiziert und auch entsprechend belastbar sind“, moniert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Es müsse klar definiert werden, was eine gute Schule heute zu erbringen habe und was sie keinesfalls leisten könne.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig

Die Aufgaben des Lehrerberufs müssen neu definiert werden. Dabei sollte auch über die Lehrerarbeitszeit als Ganzes nachgedacht werden, die nicht mehr wie bisher lediglich am Deputat und an der Schulart festgemacht werden darf.

 

Die Kluft zwischen den Erwartungen der Eltern, der Wirtschaft und der Politi­ker an die Lehrerschaft und dem, was Schule wirklich leisten könne, sei gewal­tig, stellt der VBE-Sprecher fest. Bei allen auftauchenden gesellschaftlichen Problemen –ob Reizüberflutung, Mobbing, Gewalt, Extremismus, Sucht, Dro­gen oder allgemeiner Erziehungsnotstand – werde von der Schule grundsätzlich erwartet, dass diese die Schwierigkeiten möglichst sofort und vor allem erfolg­reich in Angriff nehme. Lehrer werden heute nur sekundär als Wissensvermittler und Unterrichtsmoderatoren gesehen, dafür eher als Elternersatz, Therapeuten, Seelsorger, Entertainer und bisweilen sogar als „Dompteure“.

Weil Schule stets “Spaß“ machen solle, dürften Pädagogen ihre Schüler nur wenig fordern, müssten jedoch möglichst alle mit besten Zeugnissen rasch zum Abitur führen, formuliert es der VBE-Sprecher überspitzt. Sich langsam entwi­ckelnder Unterricht schneidet in Konkurrenz zu den schnellen Schnitten der Mu­sik-Videoclips und den rasanten Szenen der Actionfilme immer schlechter ab. So mancher Schüler hält Stille nicht aus und träumt von einer Fernbedienung, mit der er den konzentrierte Mitarbeit einfordernden Lehrer wegzappen kann.

Immer mehr Kinder und Jugendliche können sich im Unterricht immer weni­ger konzentrieren und stören stattdessen. Die Zahl verhaltensauffälliger Kinder steigt. Schüler haben gesundheitliche Beeinträchtigungen, leiden an ADHS und unter LRS, sind sozial, emotional oder psychisch auffällig, haben Entwicklungs­verzögerungen oder -störungen. Immer mehr benötigen medizinische Hilfe.

Man müsse sich darüber einig werden, so der VBE-Sprecher, was man von der Schule heute erwarte und was der Gesellschaft dies von den Kosten her wert sei. Die große Lösung zum Alles-inklusive-Preis werde es wohl nicht geben können.

14. Juni 2011

VBE begrüßt Neuregelung der Ausbildung an Pädagogischen Hochschulen

Stuttgart.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht in der Neuordnung der Lehrerausbildung an Pädagogischen Hochschulen einen weiteren Schritt in die richtige Richtung. Der VBE begrüßt, dass Haupt- und Real­schullehrkräfte nunmehr gemeinsam ausgebildet werden und auch die Studierenden für das Lehramt an Grundschulen acht Semester an der Hochschule absolvieren dürfen. Dies sei ein Gewinn für die Qualität des Unterrichts, so VBE-Landeschef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

„Eine Lehrerausbildung, die schon vom Ansatz her auf ‚niedere’ und ‚höhere’ Lehrer zielt, hat der VBE immer abgelehnt“, unterstreicht Brand. Das sei ein Relikt aus dem vorvorigen Jahrhundert, als es wichtig war, auf Standesunterschiede zu achten und Klassenschranken in den Schulen zu bewahren.

„Die Zeit der höheren Schulen für die bessere Gesellschaft und der niederen Volksschulen fürs gemeine Volk ist endgültig vorbei“, sagt Brand. Dieser gesellschaftliche Wandel schlägt sich nun auch folgerichtig in der Lehrerausbildung nieder. „Alle Lehrer sind Lehrer“, stellt der VBE-Landeschef fest und will damit keinesfalls das Gespenst des „Einheitslehrers“ an die Wand malen, denn selbstverständlich werde die Ausbildung der Pädagogen auch künftig schülerbedarfsgerecht in entsprechenden Modulen erfolgen. Die Schule der Zukunft müsse mit neuen Strukturen gestaltet werden, so Brand.

9. Juni 2011

VBE unterstützt Vorstoß des Landesschülerbeirats:

Medienkompetenz zu haben bedeutet,
nicht nur zu wissen,
welche Taste
wo gedrückt werden muss

Stuttgart.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg unterstützt den Lan­desschülerbeirat bei seinem Vorstoß, im Unterricht allen Schülern die Welt der digitalen Medien intensiver näher zu bringen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

„Schulen müssen den Kindern und Jugendlichen viel mehr Medienkompetenz vermitteln“, sagt auch VBE-Landeschef Gerhard Brand.

Dafür benötigten die Lehrer, so Brand weiter, eine entsprechende Aus- und Fortbildung, un­terschiedliche Medien zum Demonstrieren und Ausprobieren lassen sowie ausreichende Un­terrichtszeit – ob in einem Extra-Fach oder fächerübergreifend integriert sei dabei sekundär. Das alles koste aber wieder sehr viel Geld, welches jedoch gut angelegt sei, versichert Brand.

In der schulischen Medienerziehung könne es nicht nur darum gehen, Kinder und Jugendli­che mit den technischen Entwicklungen vertraut zu machen. Da seien manche Schüler ihren Lehrern im Wissensstand bisweilen sogar etwas voraus. Schüler sollten vielmehr lernen, kri­tisch und aufgeklärt mit den neuen Medien und der auf sie einstürzenden Informationsflut umzugehen.

Lehrer müssen daher verstärkt das Bewusstsein für die Bedeutung ethischer und rechtlicher Normen in der Informationsgesellschaft vermitteln.

Medienkompetenz ist nicht die Fähigkeit zu wissen, welche Taste wo und wann gedrückt werden muss, damit das Medium die gewünschten Informationen ausspuckt.

Medienkompetenz besteht vielmehr

  • aus der Fähigkeit, Medien gezielt auszuwählen und zu nutzen.
  • aus der Fähigkeit, Medieninhalte zu lesen, zu verstehen und richtig zu bewerten.
  • sowie aus der Fähigkeit, Informationen selbst aufzubereiten und in Netzen zu präsentieren.

Nach Auffassung des VBE bietet die Informationsgesellschaft der Zukunft gerade für so ein rohstoffarmes Land wie Baden-Württemberg große Chancen. Diese Gelegenheit sollten die Schulen beim Schopf packen können. Nun sei das Kultusministerium gefordert, mit Unter­stützung durch das Finanzministerium die entsprechenden Bedingungen an den Schulen zu schaffen. Noch habe nicht einmal der Computer im Grundschulbereich offiziell seinen Einzug gehalten, moniert Brand.

9. Juni 2011

Resolution an alle baden-württembergischen Landespolitiker

Pädagogische AssistentenResolution an alle Landespolitiker, insbesondere an die neue grün-rote
Landesregierung, anlässlich einer
Informationsveranstaltung und eines
Austausches des VBE Südbaden am
6. Mai 2011 mit zahlreichen
Pädagogischen Assistentinnen und
Assistenten

 

  1. Die Arbeit der Pädagogischen Assistentinnen und Assistenten (PA) an den Haupt- und Werkrealschulen und an den Grundschulen wird allerseits als sehr positiv, wertvoll und wichtig eingeschätzt. Deshalb fordern wir, dass zukünftig die Finanzierung nicht mehr über ein Sonderprogramm finanziert wird, sondern über feste Stellen im Haushaltsplan. Damit sollen die bisherigen befristeten Verträge in dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt werden.
  2. Die Erprobungsphase seit Januar 2008 sollte nun als erfolgreich abgeschlossen werden. Deshalb kann die Arbeit der PA nun auf weitere Schulen und auch auf weitere Schularten ausgeweitet werden. Wir fordern einen massiven Ausbau der Arbeit der PA, insbesondere um den Ausbau der Ganztagsschulen als Lern- und Lebensorte der Schülerinnen und Schüler voranzubringen.
  3. Die Erhöhung der Eingruppierung von E 6 nach E 8  nach dreijähriger Bewährungsfrist, die im diesjährigen Tarifabschluss auch vom VBE erreicht werden konnte, ist ein wesentlicher Schritt, um die finanzielle Attraktivität dieses Berufes anzuheben. Hier sind weitere Fortschritte notwendig.
  4. Fast alle PA haben bis dato Stellen inne mit einem Wochenstundenumfang von 10 – 20 Arbeitsstunden. Jetzt muss es darum gehen, für die Schulen praktikable Lösungen zu schaffen, damit alle Beschäftigten zumindest eine ¾ Stelle bis ganze Stelle bekommen können, um diese Arbeit nach Wunsch auch zu einem Vollerwerbsberuf zu machen.
  5. Die Aus- und Fortbildung der PA ist bis dato unzureichend. Es bedarf deshalb eines kontinuierlichen Curriculums von Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten.
  6. Hinsichtlich der konkreten Arbeitssituationen mit all ihren Aufgaben und arbeitsrechtlichen Bereichen gibt es allerseits noch viel Unsicherheit. Hier sind für die Schulleitungen, die PA und alle Beteiligten weitere Klarstellungen und Informationen erforderlich, z.B. bei der rechtlichen Verantwortung oder der Pausen- und Arbeitszeitregelungen.
  7. Hinsichtlich der Teilnahme von PA an mehrtägigen Veranstaltungen, z.B. Schullandheimaufenthalten, sollten arbeitszeitrechtliche  Regelungen gefunden werden, die eine Teilnahme ermöglichen, da dies aus pädagogischen Gründen sehr wünschenswert wäre.

Ekkehard Gabriel, Vorsitzender des VBE Südbaden 
Bernhard Rimmele, Referatsleiter Arbeitnehmer VBE Baden-Württemberg

VBE begrüßt Erhalt der Lehrerstellen


Landesbezirk Südbaden.

Die Absicht der grün-roten Regierung zum Erhalt der 711 Lehrerstellen zum neuen Schuljahr, die die bisherige CDU-/FDP-Regierung noch streichen wollte, wird vom VBE Südbaden begrüßt. In den jüngsten Beratungen zum Nachtragshaushalt hat Grün-Rot die Absicht bekundet, die angedachten Streichungen nicht vorzunehmen.

Josef Klein, Pressesprecher VBE Südbaden

Josef Klein

Der Pressesprecher des VBE Südbaden des Verband Bildung und Erziehung (VBE), Josef Klein (Rickenbach) betrachtet es als folgerichtig, dass von kontraproduktiven Maßnahmen Abstand genommen wird. „Bildung hat im Koalitionsvertag einen enormen Stellenwert. Neues kann aber nur dann umgesetzt werden, wenn genügend Personal vorhanden ist, um den schwerfälligen Bildungsdampfer in eine neue Richtung zu lenken.“ Nun komme es darauf an, dass das Parlament den Regierungskurs bei der Abstimmung zum Nachtragshaushalt unterstütze.

Klein weiter: Trotz der umfangreichen Ausführungen im Koalitionsvertrag gäbe es dort auch noch Lücken: Ob die Verträge der pädagogischen Assistenten auslaufen oder verlängert werden sei ebenfalls nicht definiert. Der VBE spricht sich angesichts der vielen angedachten Neuerungen für Pädagogische Assistenten für die Umwandlung der Zeitverträge in Festanstellungen aus. Es sei auch an der  Zeit, die Arbeitszeit in Deputaten zu berechnen, statt sich in mühevollen prozentualen Berechnungen zu verlieren.

Notwendig so Klein, sei es auch, die Beförderungsmöglichkeiten für Fachlehrer im Auge zu behalten. Die Wartezeiten bis zu einer Beförderungen belaufen sich derzeit auf etwa ein Jahrzehnt, nur weil im Haushalt nicht ausreichend Beförderungsstellen ausgebracht seien. In den Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2012/13 – die jetzt im Gange sind – müsse dies berücksichtigt werden.

Als vierte Sofortmaßnahme für das neue Schuljahr erwartet der VBE, das Lehrbeauftragtenprogramm verlässlich zu machen. Die CDU-/FDP-Regierung betrachtete diese schulprofilbildende Maßnahme zuletzt als Spielball der Haushaltsmittel, aus dem man nach Belieben die Luft entweichen ließ. „Das geht so nicht“, beklagt Klein. „Wenn Schulen eigenverantwortlich planen sollen, muss die Verlässlichkeit gegeben sein. Wenn Grün-Rot dies besser mache als zuletzt die CDU / FDP könne dies nur den Gefallen des VBE finden.

Darüber hinaus habe der VBE noch viele Anliegen an die neue Regierung, so Klein. Die oben beschriebenen Maßnahmen duldeten aber keinen Zeitaufschub, weil sie zum kommenden Schuljahr bereits greifen sollen.

8. Juni 2011

VBE erwartet Richtungsentscheidung


Landesbezirk Südbaden. Gespannt blickt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) nach Stuttgart, wo am morgigen Dienstag im Rahmen der Beratungen zum Nachtragshaushalt eine erste richtungsweisende Entscheidung stattfinden wird. Die schwarz-gelbe Regierung hatte für das kommende Schuljahr 711 Lehrerstellen gestrichen, um im Haushalt einige Millionen einsparen zu können. Die neue Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) möchte nun berechtigterweise 11 Millionen EUR zusätzlich aus den sprudelnden Steuereinnahmen, um diese Lehrerstellen erhalten zu können, was den Beifall des VBE Südbaden findet.

Josef Klein, Pressesprecher VBE Südbaden

Josef Klein

Dazu Pressesprecher Josef Klein (Rickenbach): „Der Koalitionsvertrag enthält viele Maßnahmen zur Verbesserung der Schullandschaft. Diese Maßnahmen kosten Personal und Sachkostenbeträge. Das muss Grün-Rot auch zum Zeitpunkt dieser Vereinbarungen gewusst haben. Wenn nun die Ministerin Geld haben will und Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) jetzt gleich bremst, wird entscheidend auf den Finanzminister Nils Schmid (SPD) ankommen, was aus diesem Vorhaben wird.“

Klein weiter: Trotz der umfangreichen Ausführungen im Koalitionsvertrag gäbe es dort auch noch Lücken: Ob die Verträge der pädagogischen Assistenten auslaufen oder verlängert werden sei ebenfalls nicht definiert. Der VBE spricht sich angesichts der vielen angedachten Neuerungen für die Umwandlung der Zeitverträge in Festanstellungen aus. Es sei auch an der  Zeit, die Arbeitszeit in Deputaten zu berechnen, statt sich in mühevollen prozentualen Berechnungen zu verlieren.

Notwendig so Klein, sei es auch, die Beförderungsmöglichkeiten für Fachlehrer im Auge zu behalten. Die Wartezeiten bis zu einer Beförderungen belaufen sich derzeit auf etwa ein Jahrzehnt, nur weil im Haushalt nicht ausreichend Beförderungsstellen ausgebracht seien. In den Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2012/13 -die jetzt im Gange sind- müsse dies berücksichtigt werden.

Als vierte Sofortmaßnahme für das neue Schuljahr erwartet der VBE, das Lehrbeauftragtenprogramm verlässlich zu machen. Die CDU-/FDP-Regierung betrachtete diese schulprofilbildende Maßnahme zuletzt als Spielball der Haushaltsmittel, aus dem man nach Belieben die Luft entweichen ließ. „Das geht so nicht“, beklagt Klein. „Wenn Schulen eigenverantwortlich planen sollen, muss die Verlässlichkeit gegeben sein. Wenn Grün-Rot dies besser mache als zuletzt die CDU / FDP könne dies nur den Gefallen des VBE finden.

Darüber hinaus habe der VBE noch viele Anliegen an die neue Regierung, so Klein. Die oben beschriebenen Maßnahmen duldeten aber keinen Zeitaufschub, weil sie zum kommenden Schuljahr bereits greifen sollen. Die Beratungen zum Nachtragshaushalt am morgigen Dienstag werden eine Richtungsentscheidung „pro Bildung“, oder für weitere Arbeitsverdichtung für die Lehrkräfte sein.

6. Juni 2011

VBE warnt: Bildung ist mehr als ein gutes Zeugnis – Kleinere Klassen kein Luxus, sondern Notwendigkeit

Stuttgart.

Rund sechs Arbeitswochen vor dem Schuljahresende und den Zeugnissen fängt für Schüler mit schlechteren Zensuren das große Zittern an, ob die Noten für eine Versetzung ausreichen. Trotz dieser für viele sicher berech­tigten Sorge warnt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) davor, alles Lernen lediglich nach Zeugnissen auszurichten. Eine umfassende Bildung beinhaltet mehr, als gute Klassenarbeitsnoten einzusammeln.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig

„Leider geht es heute immer weniger um Lern- und Bildungsinhalte als vielmehr um Punkte, Zensuren, Zertifikate und von Computern errechnete Rankinglis­ten“, bedauert der VBE-Sprecher die ungute gesellschaftliche Entwicklung.

Die meisten Schüler lernen nach dem Motto: In möglichst kurzer Zeit mög­lichst viel Stoff aufnehmen, diesen „zwischenspeichern“, möglichst präzise in der Klassenarbeit wiedergeben, dadurch gute Noten einheimsen und danach das Gelernte als unnötigen Ballast rasch wieder vergessen. Eine solche zweckopti­mierte Vorgehensweise leistet weder einen Beitrag für das geistige Durchdrin­gen eines Fachgebietes noch für vernetztes Forschen.

Am Ende der Grundschulzeit sollten alle Kinder die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen sicher beherrschen. Für den schulischen Erfolg entschei­dend ist dabei das Lernen mit allen Sinnen, also mit Kopf, Herz und Hand. Das ist keine neumodische Erkenntnis, sondern ein methodischer Ansatz, den der Schweizer Pädagoge Pestalozzi schon vor 200 Jahren praktiziert hat. Schüler lernen im Unterricht vor allem durch eigenständiges, praktisches Tun. Sie erfas­sen dabei Regeln des Lernens, erkennen eigene Stärken und Schwächen, planen und steuern Lernprozesse und überprüfen die Ergebnisse. Dabei lernen die Schüler nicht für Noten, sondern in erster Linie für sich selbst.

Zu einer guten Lernkultur gehört ein entsprechend sensibler Umgang mit Feh­lern. Wenn Kinder und Jugendliche ständig Angst vor schlechten Noten haben müssen und glauben, bestimmte Aufgaben nicht bewältigen zu können, bleiben Neugier, Experimentier- und Lernfreude auf der Strecke. „Schüler müssen Feh­ler machen dürfen“, unterstreicht der VBE-Sprecher. Damit Kinder und Jugend­liche individuell gefördert werden können, benötigen Lehrer für jeden einzelnen Schüler sehr viel Zeit. „Deshalb sind deutlich kleinere Klassen und Lerngruppen zwingend notwendig und kein Luxus“, so der VBE-Sprecher.

29.05.2011