VBE: Fehlende Lehrer sind nach wie vor ein Problem

Nur weil Ferien sind, ist Unterrichtsausfall zurzeit kein Thema

Stuttgart. Nur weil gerade Weihnachtsferien sind, ist der Unterrichtsausfall an Schulen zur­zeit kein Thema. Ansonsten spannt es an den Schulen nach wie vor. Die Listen für mögliche Krankheitsvertretungen sind abgegrast. Der „freie Markt“ hält keine Pädagogen mehr vor, die in Notfällen kurzfristig an Schulen einspringen könnten. Zu viele gut ausgebildete Lehrer habe man zu Schuljahresbeginn durch Nichtein­stellung verprellt und sie in andere Bundesländer oder Berufszweige ziehen lassen, bemängelt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg.

Dass die Not an den Schulen groß ist, sieht man auch an dem Aufruf, der auf der Start­seite der Homepage eines Staatlichen Schulamtes zu lesen ist. Dort heißt es: >> Das Staatliche Schulamt sucht für das laufende Schuljahr 2014/15 ab sofort Lehrkräfte für Krankheitsvertretungen an Grundschulen, Werkrealschulen, Gemeinschaftsschu­len, Realschulen und Sonderschulen. Sie haben das zweite Staatsexamen absolviert und sind bisher nicht in den Landesdienst eingestellt? Sie sind bereit, einen befriste­ten Arbeitsvertrag im Angestelltenverhältnis anzunehmen? Dann setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Im persönlichen Gespräch informieren wir Sie gerne über kon­krete Angebote. << Deutlicher kann ein amtlicher Hilferuf nicht sein.

Der VBE versteht den zunehmenden Unmut der Eltern über den zu großen Unter­richtsausfall an den Schulen und kritisiert, dass wegen der aus finanziellen Gründen zu Schuljahresbeginn zu knapp bemessenen „Lehrerfeuerwehr“ für Krankheitsvertretungen jetzt immer mehr Pädagogen zu zusätzlichen Unterrichtsstunden herangezogen werden und bisweilen sogar zwei Klassen gleichzeitig betreuen müssen, was auch eindeutig zu Lasten der Schüler geht.

„Motoren, die ständig Volllast gefahren oder immer wieder überdreht werden, gera­ten schneller ins Stottern und verschleißen vorzeitig“, warnt der VBE-Sprecher. Wenn Lehrer immer wieder zusätzlich für kranke Kollegen einspringen müssen, werden diese Pädagogen auf Dauer zu stark belastet. Ständige Mehrarbeit, weil Lehrer fehlen, ist kei­ne Dauerlösung. Für die Schulen ist da ein unguter Prozess in Gang gesetzt worden.

Trotz des Mangels an den Schulen wendet sich der VBE in aller Deutlichkeit gegen jegliche Entprofessionalisierung des Lehrerberufs. Nicht jeder darf auf Schüler losgelas­sen werden, bloß weil er selber lesen, rechnen und schreiben kann.

VBE: „Ohne gute Grundschulen keine Elite-Universitäten“

Trotzdem wird diese Schulart zurzeit ziemlich vernachlässigt

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Stuttgart. Der gewerkschaftliche Berufsverband Bildung und Erziehung (VBE) macht sich für eine Aufwertung der Grundschularbeit stark. Rund 2500 gibt es davon in Baden-Württemberg, mehr als von jeder anderen Schulart. Trotzdem bleibt diese wertvolle Schulart ständig im Schlagschatten der anderen, die permanent in den Schlagzeilen der Presse stehen. Um die Grundschulen kümmert man sich nicht.

Der VBE setzt sich mit Vehemenz für die schon lange überfällige Aufwertung der Grundschularbeit ein, denn „das Fundament sei nicht nur beim Hausbau von größter Bedeutung“, so der VBE-Sprecher. Ohne hervorragende Grundschulen erübrigten sich auch Hochbegabtengymnasien und Elite-Universitäten.

Der VBE sieht in der Grundschule ein echtes Erfolgsmodell. Die Grundschule als Schule für alle setzt den pädagogischen Auftrag um, jedes Kind in seiner Einzigartig­keit professionell zu fördern und entsprechend zu fordern. Dabei bereitet der Klassen­teiler von 28 Kindern vielen Grundschullehrern Sorge, da er eine noch intensivere Förderung und ein noch größeres individuelles Eingehen auf den jeweiligen Schüler er­schwert und die höchstmögliche zeitliche Zuwendung des Lehrers zu stark beschränkt. „25 Schüler pro Klasse wären immer noch mehr als genug“, so der Sprecher.

Über die notwendige Höhe zusätzlicher Differenzierungsstunden für Gymnasien, Ge­meinschaftsschulen, Realschulen und Hauptschulen wird öffentlich gestritten. Die Grundschulen haben aber gar keine. Die meisten Grundschulen vermissen zusätzliche Förderstunden für Kinder mit Rechenschwäche, mit Lese- und Rechtschreibschwierig­keiten, hätten gerne pädagogisch wertvolle Arbeitsgemeinschaften wie Schulchor und Theater-AG. Krippenspiele müssten im regulären Unterricht mit allen eingeübt wer­den, weil es Zusatzangebote für besonders interessierte Schüler schlichtweg nicht mehr gibt.

Obendrein sollen die engagierten Lehrkräfte der Grundschule auch noch bei der Aus­bildungszeit und der Höhe der Besoldung abgehängt werden. Während künftig die Be­soldung der Haupt- und Realschullehrer angeglichen wird, werden Grundschullehrer in der niedrigsten Besoldungstufe geführt, wenn man einmal von den Fachlehrern absieht, die noch darunter liegen. Der VBE setzt sich dafür ein, dass die Grundschullehrkräfte nicht abgekoppelt werden dürfen, nur weil die Zahl der Pädagogen an in dieser Schul­art höher ist als an allen anderen, und dadurch der Haushalt stärker belastet würde.

VBE zum Vorstoß von Horst Seehofer (CSU): Deutschpflicht nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern vor allem auf den politischen Bühnen Viele Menschen verstehen nicht, was Politiker eigentlich sagen wollen

Stuttgart. Der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg versteht es, wenn Horst Seehofer ausländischen Mitbürgern die deutsche Sprache in den eigenen vier Wänden verordnen will, denn das Be­herrschen der Landessprache ist eine wichtige Voraussetzung zur Integrati­on. Die Frage sei jedoch erlaubt, wie man dies überwachen und gegebenen­falls sanktionieren wolle. Gewisse Politiker sollten sich daher vielmehr fra­gen, wie sie sich künftig ausdrücken können, um von der Bevölkerung wirklich verstanden zu werden.

2014 Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Der einstmalige baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) hatte schon vor etlichen Jahren öffentlich die Deutschpflicht für auslän­dische Schüler auf allen Pausenhöfen gefordert und damit eine heiße Diskus­sionswelle im Ländle losgetreten. Auch der Kerngedanke des Ministerpräsiden­ten des Freistaates Bayern, Horst Seehofer (CSU), zielt darauf ab, die Verstän­digungsprobleme einer multikulturellen Bevölkerung zu minimieren. Eine an sich lobenswerte Sache.

Da man jedoch immer mit gutem Beispiel vorangehen sollte, fordert der VBE-Sprecher all die Politiker auf, die sich seither dadurch auszeichneten, dass kein Bürger verstanden hatte, was sie eigentlich sagen und durchsetzen wollten, sich künftig so auszudrücken, dass man sie zum einen klar versteht und zum anderen bei der nächsten Wahl darauf festnageln kann, was sie bisher in die Wege leiten wollten und doch nicht erreicht haben, weil deren blumige Umschreibungen und wolkige Aussagen das Gehirn mündiger Bürger lediglich umnebeln und verwir­ren sollten, um deren politischen Erfolg in keiner Weise zu gefährden.

„Wer permanent Worthülsen und nichtssagende Sprechblasen in unverbindli­chen Sonntagsreden produziert, möchte wahrscheinlich gar nicht richtig verstan­den werden und läuft dadurch auch nicht Gefahr, beim Wort genommen und daran gemessen zu werden“, mutmaßt der VBE-Sprecher.