VBE zu den Koalitionsverhandlungen:

Haushaltslöcher dürfen nicht zu weiteren Sparmaßnahmen im Bildungsbereich führen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hört mit zunehmendem Erschrecken die wenig Gutes verheißenden Signale von Grünen und CDU bei den laufenden Koalitionsverhandlungen. Der VBE warnt davor, künftig noch mehr im Bildungs­bereich zu sparen und verweist auf seinen umfangreichen Forderungskatalog für die künftige Schulpolitik in Baden-Württemberg, die Geld kosten werden muss.

Die Qualität schulischer Arbeit steht im engen Zusammenhang mit der Qualität schu­lischer Arbeitsbedingungen. Die Lehrer in Baden-Württemberg bringen eine hohe Moti­vation und ein bemerkenswertes Berufsethos in ihre Arbeit ein, wie die jüngste Forsa-Studie bewiesen hat. „Das darf man nicht durch falsches Sparen kaputtmachen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand in Richtung Verhandlungspartner für eine grün-schwarze Landesregierung. In einem 8-Punkte-Plan fordert der VBE deutliche Verbesserungen für Kindertagesstätten, Schulen, Fachlehrer und Schulleitun­gen. Die bestehende Sprach­förderung (SPATZ) muss weitergeführt und um das Modul „Spracherwerb“ erweitert werden. Ferner sollen die gelungenen Modelle „Schulreifes Kind“ und „Bildungshaus“ erhalten und in ihren positiven Elementen auf weitere Einrichtungen ausgebaut werden. Der VBE fordert die Erhöhung der Regelstudienzeit auf zehn Semester auch für Grund­schullehrer, denn auf den Anfang komme es an. Damit verbunden sind Aufstiegsmög­lichkeiten nach A 13 mit Blick auf eine einheitliche Besoldung der Lehrkräfte. Bei den sich auflösenden Hauptschulen muss eine akzeptable berufliche Perspektive für die be­troffenen Lehrkräfte gefunden werden. Für die Gemeinschaftsschulen sind erweiterte Ressourcen sowie Zeit für Coaching zwingend notwendig, um dem gesellschaftlichen Auftrag des Umgangs mit Heterogenität und Inklusion gerecht zu werden. Der VBE be­trachtet die Realschule als verlässlichen, zielführenden, erfolgreichen und eigenständi­gen Teil innerhalb der zweiten Säule der sich abzeichnenden Schulentwicklung in Baden-Württemberg. Diese Position gilt es zu sichern und fortzuschreiben. Die Res­sourcen an dieser Schulart müssen spürbar erhöht werden, die Schüler nach der sechsten Klasse auch differenziert unterrichtet werden können.

Der VBE begrüßt den Erhalt des eigenständigen Studiengangs Sonderpädagogik und den Erhalt der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und erwartet dies auch für die Zukunft. Für die Fachlehrer fordert der VBE eine deutliche Verkürzung der Wartezeiten bei der Beförderung, für Schulleitungen eine Anpassung der Leitungszeit an den erweiterten Aufgabenumfang und eine Anpassung der Besoldung mit Blick auf die gegebene Einhaltung des Abstandsgebotes. Das alles koste Geld, so der VBE-Chef.

Schüler auch im Computerzeitalter zum Lesen „verführen“

VBE zum Internationalen Kinderbuchtag am 2. April

Stuttgart. Anlässlich des Internationalen Kinderbuchtages am 2. April, dem Geburtstag des Dichters Hans Christian Andersen, weist der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg auf die Bedeutung des Lesens hin – auch oder gerade im Zeitalter von Computer und Smartphone. Schüler können im Lesen nicht früh genug richtig stark gemacht werden, denn Lesen macht nicht nur Freude, sondern ist die Basis für eine erfolgreiche Bewältigung fast aller Unterrichtsfächer.

Leseförderung beginne schon sehr früh, lange bevor das Kind überhaupt ein Schulhaus von innen gesehen habe, unterstreicht der VBE-Sprecher. Die Liebe zum Buch könne von Erwachsenen oder älteren Geschwistern geweckt werden, die durch Vorlesen Ge­schichten lebendig machten und das Kind so auf eine sehr angenehme Art und Weise in die Welt der Buchstaben einführten. Lehrer, die sich die Zeit nehmen, im Unterricht aus Büchern vorzulesen, „verführten“ Schüler dazu, sich die Literatur aus der Bücherei aus­zuleihen oder zum Geburtstag zu wünschen und dann selber weiter zu lesen, versichert der VBE-Sprecher. Auch eine Klassenbücherei mit griffbereiten Nachschlagewerken und spannenden oder lustigen Erzählungen habe einen hohen Aufforderungscharakter.

Die Vorbildfunktion der Eltern und Lehrer beim Lesen ist nicht zu unterschätzen. Kin­der sehen sehr wohl, ob sich Erwachsene aus Zeitungen oder Büchern Informationen verschaffen, ob Lesen als unterhaltsam und entspannend empfunden wird oder lediglich Plage bedeutet.

Auch im Zeitalter von Internet, Fernsehen und interaktiven Schulungsprogrammen am PC bleibt Lesen d i e Grundvoraussetzung allen Lernens. Selbst der größte Computer-Freak braucht Lesekompetenz und sei es nur, um die schriftlichen Eingabeaufforderun­gen am Bildschirm – „Sind Sie sicher, dass…?“ – oder die Installationsanweisungen für die neue Software zu verstehen.

Ein guter Deutschunterricht zeichnet sich nach Auffassung des VBE dadurch aus, dass Kinder Freude am Lesen bekommen und diese behalten, dass Lektüre Lust und nicht Frust hervorruft. Lesekompetenz zu besitzen bedeutet nicht, einen Text lediglich den Buchstaben nach zu erlesen oder vortragen zu können. Vielmehr kommt es darauf an, den Inhalt zu erfassen, ihn zu verstehen sowie darüber reflektieren und reden zu können. Unter diesem Aspekt ist Leseförderung in allen Unterrichtsfächern möglich und auch zwingend nötig. Der Kinderbuchtag gibt Anlass, darüber noch einmal nachzudenken.