VBE: Naturwissenschaften, Technik und Sprachen sind wichtig

Schüler müssen aber auch wieder Muße für die Musen haben

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg warnt davor, die Arbeit der Schulen nur noch unter dem Aspekt der „Verwertbarkeit“ des Gelern­ten für Studium und Arbeitswelt zu sehen. „In den Schulen geht es in erster Linie um eine umfassende nachhaltige Allgemeinbildung der jungen Menschen. Und da gehören die schönen Künste genauso dazu wie die Naturwissenschaften“, mahnt VBE-Landeschef Gerhard Brand an.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand
Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Nicht nur G8-Gymnasiasten leiden unter einem zu großen Arbeitsdruck, auch an ande­ren Schularten haben Schüler gegen die Zeit anzukämpfen. „Schulstrukturdebatten, Bildungsstandards und Vergleichsarbeiten haben zwar ihre Berechtigung; viel wichtiger ist jedoch, in welcher Atmosphäre an den Schulen gelehrt und gelernt werden kann“, sagt Brand. Dabei gehe es nicht um ein „In-Watte-packen“ der Schüler, also um „Ku­schelpädagogik“, sondern um ein positives Lernklima an der Schule, das vom Elternhaus unterstützt werde. Ständiger Druck – verbunden mit Zukunftsängsten – lähme das Den­ken und bremse Leistung aus, denn zum Lernen benötige man Ruhe und Zeit. Zeitdruck in der Schule sei Gift fürs Lernen. “Ein Buch zu lesen, es durchzuarbeiten und sich dar­über auszutauschen, erfordert Zeit, viel Zeit”, so Brand. Man brauche Zeit für Museums- und Konzertbesuche sowie Zeit für eigenständiges künstlerisches Schaffen der Schüler. Der gesamte literarisch-musisch-ästhetische Bereich schreie geradezu nach „Entschleunigung“.

„Wenn pädagogisch wertvolle Schulveranstaltungen wie Klassenfeste, Lerngänge, Musical-Projekte an der Schule, Theater- und Konzertaufführungen nicht mehr als Be­reicherung des Schulalltags, sondern als `Störung´ bei der Hetzjagd nach einer optima­len Beurteilung empfunden werden, spricht das nicht für die Gesellschaft“, kritisiert der VBE-Vorsitzende. Die Wertigkeit der Schule dürfe nicht an abfragbarem Faktenwissen und „pisatauglichen“ Fächern festgemacht werden. Den Wert eines Schülers lediglich über dessen Verwertbarkeit für das Arbeitsleben zu definieren, sei töricht.

Dem VBE sei es ein Anliegen, dass Schüler und Lehrer in der Schule wieder mehr Muße für die Musen haben. So wichtig Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaften und Technik auch seien, eine Gesellschaft, die keine Zeit mehr für schöne Künste habe, sei eine arme Gesellschaft, mahnt Brand. Die geplante Auflösung des Fächerverbunds MeNuK (Mensch, Natur und Kultur) in der Grundschule und die Wiedereinführung der Einzelfächer Musik und Kunst seien ein Schritt in die richtige Richtung, so Brand.

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