Die Berührbaren

Kinopremiere am Samstag 01. 02. 2014 in Winnenden

Warum läuft einer Amok?
Was richtet das an? Der Kinofilm
„Staudamm“ tastet sich an solche
Fragen heran – in Form einer
zarten Liebesgeschichte.

Es ist ein Spielfilm, und es geht um einen Amoklauf an einer Schule, doch es fällt kein einziger Schuss. Niemand tötet vor der Kamera, niemand stirbt vor der Kamera. All das passiert im Kopf der Zuschauer, während zwei Leute darüber reden und die Schauplätze des Geschehens aufsuchen: Roman (Friedrich Mücke), Anfang 20, Typ gelangweilter, akademischer Großstädter, der als Anwaltsgehilfe jobbt; Laura (Liv Lisa Fries), Oberstufenschülerin, Typ unbefangenes, selbstbewusstes Mädchen, das das Massaker überlebt hat. Roman ist in die Kleinstadt gereist, um für den Anwalt, dem er zuarbeitet, Prozessakten abzuholen. Doch er muss tagelang darauf warten und kommt derweil nicht nur Laura näher, sondern durch die Gespräche mit ihr auch dem, was im November des Vorjahres passiert ist. Und immer drängender wird die Frage: warum ist es passiert?  

Warum beschließt einer, auf brutalstmögliche Weise Schluss zu machen mit Mitschülern, Lehrern und sich selbst? Und was macht das mit den Hinterbliebenen, mit Unbeteiligten,   mit potentiellen Tätern? Solche Fragen haben die Drehbuchatoren Christian Lyra und Thomas Sieben nach der Amoktat in Erfurt nicht mehr losgelassen. Solche Fragen beschäftigen Hauptfigur Roman erstmal gar nicht. Er jobbt für einen Anwalt, spricht ihm protokollierte Zeugenaussagen beliebiger Prozesse auf Band. Was er von Amokläufern halte, fragt ihn der Anwalt. Roman antwortet: „Keine Ahnung, hab ich noch nicht drüber nachgedacht.“ Das ändert sich. Und so wird der Film nicht nur zur dialogisch sich entwickelnden Geschichte einer unfassbaren Tat sondern auch zur Geschichte der Verwandlung eines indifferenten Menschen in einen berührbaren.

Auch Laura verwandelt sich vor den Augen der Zuschauer: Vom kiffenden Hippie-Mädchen in ein seelische Qualen durchlebendes Opfer. Es stellt sich heraus: Laura hat damals ihre beste Freundin verloren, wollte sich umbringen, geistert immer wieder nachts durch das leerstehende Schulgebäude. Das tut sie dann auch mit Roman. Anfangs tollen sie im fahlen Licht durch kahle Gänge, doch unvermittelt bricht der Abgrund des Traumas auf.

Alles in diesem Film entwickelt sich aus einer Art Nebel: Roman ist immer wieder umhüllt vom Dunst seiner Zigaretten, November-Nebel umwabert die grau-braune Voralpenlandschaft der Kleinstadt. Während der Zuschauer Roman dort joggen sieht, hören sie ihn aus dem Tagebuch des Täters lesen. Das hat er von Laura bekommen, zu der der Mörder eine sehr eigenwillige Beziehung pflegte, wie aus dem Text hervorgeht. Krude, selbstmitleidige Sätze liest Roman. Sätze, wie sie reale Schulmörder tatsächlich hinterlassen haben. „Ich hasse die Menschen nicht, sie tun mir leid“, liest Roman vor, „bald erlöse ich sie alle“. Romans Reise wird zu einer Reise ins „Herz der Finsternis“, wie Lyra sagt.

Während die Not des Mädchens immer deutlicher erscheint, wächst die Vertrautheit zwischen ihr und dem Besucher. So wie der ruhig erzählende Film jedes „pornografische Zeigen von Gewalt“ (Lyra) vermeidet, vermeidet er es auch, die beiden nachts im Hotelbett zu zeigen. Zu beobachten ist das zarte Wachsen einer Beziehung. Eine Art Gegenentwurf zur trostlosen Welt, von der sich der Täter umgeben sah. Ein Junge von 18 Jahren.  Chris Bleher

Am Samstag, den 1. Februar 2014, um 17:30 Uhr findet in Winnenden, im Olympia Kino die Baden-Württemberg-Premiere des Film statt. Sollten Sie Interesse an einer Teilnahme haben, können Sie sich Karten unter 0711 / 22 93 14 73 (Herr Gostovic) reservieren.

 

Bester Jugendfilm

„Staudamm“ kommt am 30. Januar in die deutschen Kinos. Der Spielfilm lief auf mehreren nationalen und internationalen Filmfestivals und gewann unter anderem in Cottbus den Preis für den besten Jugendfilm. Der VBE unterstützt sein Erscheinen ebenso wie die Dominik-Brunner-Stiftung und die Stiftung gegen Gewalt an Schulen. Der Film wird als Special bei den Schulkinowochen im Frühjahr angeboten. Das Drehbuch schrieben Grimme-Preisträger Christian Lyra und Thomas Sieben (zugleich Regie). Produktion: milkfilm; Koproduktion: ZDF/arte/ARRI.

Mehr unter: www.staudamm-film.de

Erster Preis für das Projekt „Fußball und Lesen“

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg e.V. und die Stiftung LERNEN vergeben erstmals in Baden-Württemberg den Förderpreis „Hauptsache Lesen“. Ausgezeichnet werden drei Grundschulen mit Projekten zur Leseförderung

Stuttgart – Die drei Gewinner des Förderpreises „Hauptsache Lesen“ stehen fest: Den ersten Preis erhält die Grundschule Lahr-Sulz für das außer- gewöhnliche Projekt „Fußball und Lesen“. Mit der Aktion „Mausklick zum Lesezimmerliebling“ überzeugte die Gemeinschaftsschule Neuenstein die Jury und wurde dafür mit dem zweiten Preis auszeichnet. Dritter im Wettbewerb um nachhaltige Leseprojekte wurde die Grundschule Michelbach, Gaggenau, die sich mit vielfältigen Leseaktionen um den Förderpreis be-warb. Den Förderpreis vergeben erstmals in Baden-Württemberg die Stiftung LERNEN der Schul- Jugendzeitschriften FLOHKISTE/floh! sowie der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg e.V. Der Förderpreis sucht nach Leseprojekten in Grundschulen, die Kindern Lust auf Lesen machen. Die Preisverleihung für den ersten Sieger des Wettbewerbes, an der auch Gerlinde Kretschmann als Schirmherrin teilnehmen wird, findet am 15. Mai 2013 an der Grundschule Lahr-Sulz im Schwarzwald statt.

Grundschullehrerinnen und -lehrer waren aufgerufen, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. Die Aufgabenstellung war klar umrissen: Die Bewerber sollten langfristige Leseaktivitäten in der Klasse oder an der Schule darstellen. Der Förderpreis wird für bereits verwirklichte, laufende oder im Ausschreibungszeitraum begonnene Projekte vergeben. Die einzige Bedingung: Sie sollen Lust auf Lesen machen.

„Lesen lernt man nur durch Lesen“, erklärte Günther Brinek, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung LERNEN. Es komme aber auch noch auf das „wie“ an. Hier setze der Förderpreis an, denn er wolle Pädagogen dazu ermuntern, sich Konzepte auszudenken, die Kinder zum Lesen animieren. „Unser Ziel ist es, die Leseerziehung an Grundschulen nachhaltig zu fördern. Die Schulen sollen angeregt werden, kreative Leseprozesse in Klassen sowie eine Gesamtidee für die ganze Schule zu entwickeln, in die auch Eltern eingebunden werden.“

„Die eingereichten Bewerbungen zeigen eindrucksvoll, wie kreativ an den Schulen gearbeitet wird und wie sehr sich Pädagoginnen und Pädagogen an Grund- schulen bemühen, Kindern Lesefreude zu vermitteln“, betonte Gerhard Brand, Landesvorsitzender des VBE Baden-Württemberg, „Die Leselust von Schülerinnen und Schülern zu wecken und zu fördern sei keine leichte Aufgabe“.

Brand und Brinek hoben den herausragenden Stellenwert des Lesens für die Persönlichkeitsbildung eines Kindes und für seine seelische und geistige Ent- wicklung hervor. Weil Lesekompetenz ein Gradmesser für die Chance auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe sei, müssten alle Kinder so früh wie möglich zum Lesen verlockt werden und Lesen lernen. „Es ist erfreulich, dass viele ba- den-württembergische Grundschulen die Leseerziehung sehr ernst nehmen und pädagogisch einfallsreiche Konzepte anbieten“, sagte Brand. Trotzdem gebe es noch viel zu tun, vor allem sei auch die Politik gefordert: Die von internationalen Studien wie PISA aufgedeckten Mängel beim Lesen und Textverständnis seien erschreckend. Darauf habe der neue „Nationale Bildungsbericht 2012“, der von der BMBF und der KMK in Auftrag gegeben wurde, noch einmal eindringlich hin- gewiesen. „Vor allem Jungen lesen nicht gern, viele ausländische Schüler/-innen sind wegen mangelnder Sprach- und Lesekompetenz beim Übertritt benachteiligt. Viele von ihnen sind auch mit 15 oder 16 Jahren nicht in der Lage, sinnentnehmend deutsch zu lesen.“ Der VBE-Landesvorsitzende sprach sich daher für weitere spezielle Förderangebote aus – „zumal nur sehr mühsam aufgeholt werden kann, was Kinder während der Grundschulzeit versäumen.“ Grundschullerer/-innen bräuchten zudem mehr Zeit und personelle Unterstützung, um sich noch intensiver um jedes einzelne Kind kümmern zu können. Mit der Vergabe des Förderpreises wollen die Initiatoren nicht zuletzt auch ein Zeichen für die Notwendigkeit einer neuen Lesekultur setzen. „Wir brauchen mehr davon“, erklärten Brand und Brinek. Die drei Preisträgerschulen hätten die Jury überzeugt, „weil sie auf besonders kreative und weit über das rein textbezogene Lesen aufzeigen, welche Potentiale das Lesen und Verstehen von Texten eröffnet.“

Die Preisverleihung, zu der wir Sie herzlich einladen, findet am Mittwoch, den 15. Mai 2013, an der Grundschule Lahr-Sulz, Waldstr. 7, in 77933 Lahr (Telefon: 07821/23412, E-Mail: info@grundschule-lahr-sulz.de) statt. Schirmherrin Gerlinde Kretschmann wird die Preise an die Gewinnerschule übergeben. Beginn ist um 10.00 Uhr, voraussichtliches Ende gegen 12.00 Uhr.

Geplante Änderungen in der Lehrerausbildung

Die grün-rote Landesregierung hat die geplanten Änderungen in der Lehrerausbildung vorgelegt. Danach soll es noch zwei verschiedene Lehrerausbildungen geben: Die Ausbildung für den Lehrer an der Grundschule und die Ausbildung für den Lehrer an allen weiterführenden Schularten. Die Ausbildung soll in einem Wechsel zwischen Universität und Pädagogischer Hochschule stattfinden. Sie soll gestuft in den Bachelor und in den Master sein und somit insgesamt zehn Semester umfassen. Das Studium soll sonderpädagogische Elemente enthalten und es soll möglich sein, einen Schwerpunkt Sonderpädagogik zu bilden.

Der VBE meint dazu:
In einem gegebenen Theorierahmen ist das nachvollziehbar. Die zehnsemestrige Ausbildung für alle Lehrer ist eine Forderung, die der VBE schon lange erhebt. Der Master muss konsequenterweise der angestrebte Abschluss für alle Lehrer sein. Trotz der ausdrücklichen Befürwortung dieser Eckpunkte hat der VBE für die Praxis größte Bedenken und warnt vor einem erneuten Schnellschuss. Die Bedenken werden im Folgenden dargestellt:

Zu den weiterführenden Schularten:
Nach der Vorlage der Landesregierung soll ein Lehrer in Zukunft die Klassen 5 bis 13 unterrichten können. Das ist nichts Neues, es wird von den Kolleginnen und Kollegen an den Gymnasien bereits geleistet. Neu ist, dass dieser Unterricht nicht nur auf Schüler mit gymnasialem Niveau begrenzt ist, sondern dass ein Lehrer das komplette Spektrum vom Förderschüler bis zum Gymnasiasten über eine schulische Laufbahn von neun Jahren abzudecken hat. Das erfordert ein Arbeiten auf höchstem didaktischem und methodischem Niveau. Die Fachwissenschaften müssen auf universitärem Stand sein, die Fähigkeit zu differenzieren gar überirdisch ausgeprägt. Die Integrationsleistung, die eine Lehrkraft zu vollbringen hätte, die mit allen soziokulturellen Gruppierungen konfrontiert wird, die allen kulturellen Unterschieden gerecht werden soll und alle sozialen Eigenheiten bei Schülern und Eltern in ein gedeihliches Miteinander führen muss, kann nur zu einer Überforderung der Kolleginnen und Kollegen führen. Was in der Theorie für jemanden, der nicht jeden Tag im Klassenzimmer steht, denkbar ist, ist in der Praxis nicht zu leisten! Nicht, wenn beabsichtigt ist, das hohe schulische Niveau in Baden-Württemberg zu halten und nicht, wenn nicht beabsichtigt ist, die unterrichtlichen Bedingungen vor Ort deutlich zu verbessern.

Der VBE fordert daher zunächst eine differenzierte und klare Darlegung der beabsichtigten Ausbildungsstruktur und anschließend die maßgebliche Einbindung in die weiteren Planungsarbeiten!

Zu den Grundschulen:
Der VBE sieht die Gefahr, dass die Kolleginnen und Kollegen in den Grundschulen durch diese neue Konstruktion der Lehrerausbildung, sowohl in der Ausbildungsdauer und in Folge auch in der Besoldung, abgehängt werden könnten. Sollte dies beabsichtigt sein, so wird das mit dem VBE nicht zu machen sein!

Unsere Forderung ist klar: Die Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen erhalten den gleichen Ausbildungsumfang und die gleiche Eingruppierung!

Zu den Sonderschulen:
Der VBE fragt sich: Soll durch die Möglichkeit der Schwerpunktbildung in dem Bereich der Sonderpädagogik, der Studiengang Sonderpädagogik zukünftig entfallen? Zumindest taucht er nirgendwo in der Vorlage der Landesregierung auf! Ist es geplant in Zukunft keine ausgebildeten Sonderschullehrerinnen und -lehrer mehr zu haben? Auch dies wird mit dem VBE nicht zu machen sein!

Auch hier bleibt unsere Forderung eindeutig: Der Studiengang Sonderpädagogik muss erhalten bleiben! Wir brauchen in der Zukunft bestens ausgebildete Sonderpädagogen und dies ist nur mit einem eigenen Studiengang zu erreichen.

Abschließend:
Die Vorlage zur Neuordnung der Lehrerausbildung muss zuallererst eine Antwort auf die vorgebrachten Bedenken geben. Eine Antwort, die geeignet ist, den Bedenken entgegenzuwirken. Eine Antwort die Klarheit und Sicherheit für die zukünftigen Lehrergenerationen bringt. Letztlich eine Antwort, die das hohe Bildungsniveau in Baden-Württemberg berücksichtigt und uns Lehrerinnen und Lehrer in der Praxis nicht vor unlösbare Aufgaben stellt.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

VBE Landesvorsitzender

VBE: Über 7000 Unterschriften an den Schulen gegen Sparmaßnah­men gesammelt – Protestlistenbündel an Kultusministerin übergeben

Stuttgart. Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württem­berg, Gerhard Brand, überreichte zusammen mit seinen Stellvertretern Kultus­ministerin Warminski-Leitheußer (SPD) im Stuttgarter Neuen Schloss über 7000 Unterschriften gegen die vorgesehenen Sparmaßnahmen im Bildungsbereich, die Pädagogen als äußerst kontraproduktiv ansehen.

Der VBE will nicht tatenlos zusehen, wie die grün-rote Landesregierung die Schul­landschaft völlig umzukrempeln versucht, gleichzeitig aber nicht bereit ist, die dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Unter dem Motto “Gute Bildung kostet Geld“ hingen in den Lehrerzimmern des Landes Listen mit dem VBE-Aufruf, mit Unterschriften der Landesregierung und dem Kultusministerium zu signalisieren, dass es tiefgreifende Reformen und mehr Qualität an den Schulen nicht mit weniger Lehrerstellen geben könne.

Mit dieser Unterschriftenaktion artikuliert der VBE den deutlichen Unmut über Bil­dungspolitiker, die sich viel zu wenig oder gar nicht für die Schulen im Land stark ma­chen. Wegbrechende Lehrerstellen, weiterhin spürbarer Unterrichtsausfall, kaum Stütz- und Förderkurse, noch weniger Arbeitsgemeinschaften für Schüler, Reformen vom Fließband bei viel zu knappen Ressourcen und unzureichend fortgebildetem Personal sind nicht vereinbar mit dem Anspruch junger Menschen auf verlässliche und quali­tativ hochwertige Bildungsangebote durch den Staat.

Bei der Übergabe der gut 7000 Unterschriften versicherte die Kultusministerin der VBE-Verbandsspitze ihre Sympathien für das Anliegen der Lehrerschaft. Sie sehe sich aber aufgrund der desolaten Haushaltslage zu spürbaren, schmerzhaften Eingriffen bei Bildungseinrichtungen genötigt. Die Unterrichtsversorgung solle jedoch auf keinen Fall schlechter werden, sagte die Ministerin dem VBE zu. Ob sie dafür auch die volle Unterstützung durch das gleichfalls SPD-geführte Finanzministerium erhält, wagt der VBE momentan noch zu bezweifeln.

11. Dezember 2012

Was sind die Lehrer dem Land wert?

Rede des VBE Landesvorsitzenden Gerhard Brand, anläßlich der Personalversammlung, SSA Backnang am 19. November 2012 in Winterbach

Alle, meine lieben Kolleginnen und Kollegen,

aber auch wirklich alle, hatten einmal einen Lehrer. Manche verbrachten neun Jahre ihres Lebens mit einem Lehrer, manch andere gar dreizehn, vierzehn, fünfzehn – je nach Begabung und Durchhaltevermögen. So ist selbstverständlich auch jeder in der Lage ein fundiertes Urteil über uns abgeben zu können. Wir werden „Bildner der Zukunft“ genannt, aber auch „Faule Hunde“. Wir werden belächelt und wir werden geachtet – mal mehr, mal weniger – und es wäre doch schön, wenn es lieber einmal mehr, als mehrmals weniger wäre.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Wir nehmen eine wichtige Aufgabe in der Gesellschaft war, vielleicht sogar die wichtigste Aufgabe in einem Land wie Baden-Württemberg, das rohstoffarm ist und deshalb besonders auf Bildung angewiesen. Was wir tun ist im Grundgesetz und in der Landesverfassung ausgeführt. Gibt es einen besseren Beleg dafür, wie wertvoll unser Tun ist?

Aber schlägt unserem Tun auch diese Wertschätzung entgegen? Sind wir unserem Land das wert? Und die Überschrift fragt ja nicht, ob wir dem Land etwas wert sind, sie will es ganz genau wissen und fragt deshalb: „Was sind wir Lehrer dem Land wert?“ Und um diese Frage beantworten zu können gehen ich etwas tiefer ins Detail:

 

1. Finanzielles

 – Im Jahr 2000 wurde die Spreizung in den Altersstufen ausgeweitet, um leistungsabhängige Elemente der Bezahlung, einführen zu können. Das durch die Spreizung eingesparte Geld sollte für Leistungsprämien und Leistungsstufen verwendet werden. Ersteres wurde nie gewährt und Letzteres nun gestrichen.

– Im Jahr 2003 wurde uns das Weihnachtsgeld auf 57,5 Prozent gekürzt und wurde dann im Jahr 2004 als monatliche Auszahlung von 4,79 Prozent in die Gehaltstabelle eingearbeitet.

– Im gleichen Jahr wurde das Urlaubsgeld komplett gestrichen.

– Die Jubiläumsgabe wurde abgeschafft.

–  Zum 1. Januar 2008 wurde die monatliche Auszahlung des früheren Weihnachtsgeldes noch einmal gekürzt. Sie beträgt jetzt noch 50 Prozent und somit 4,17 Prozent pro Monat.

– Noch schlimmer traf es die Versorgungsempfänger. Bei Ihnen wurde eine Kürzung auf 30 Prozent vorgenommen, was einem monatlichen Anteil von 2,5 Prozent entspricht.

– Ebenfalls gestrichen ist das Beförderungsamt für Lehrkräfte an Haupt- und Werkrealschulen. Und damit auch die diesbezüglichen Anhebungen im Bereich der Schulleitungen. Dieses Programm hätte nicht gestrichen werden dürfen, es hätte ausgebaut gehört! Und kein Mensch versteht, warum die Lehrkräfte an Grundschulen nicht in dieses Programm miteinbezogen wurden. Sie haben die gleichen Voraussetzungen, wie die Lehrkräfte an Hauptschulen und unterrichten häufig sogar mit einem Teil ihres Deputates an diesen Schulen.

Es gab aber nicht nur Kürzungen, nein, es gab auch Erhöhungen. So erhöhte sich beispielsweise:

– Die Kostendämpfungspauschale und

– der Eigenanteil an den Wahlleistungen.

Von den Lohnentwicklungen wurden wir nicht ausgenommen. Sie orientierten sich an den Entwicklungen im Tarifbereich bei den Angestellten. Nicht immer wurden sie in gleicher Höhe übertragen und schon gar nicht zur gleichen Zeit. Meist war es doch so, dass bis zur Besoldungsstufe A 10 eine zeitverzögerte Auszahlung zum August anstand und in den Besoldungsgruppen ab A 11 sogar erst im November die letzte Tranche der Erhöhung umgesetzt wurde.

Bei der letzten Gehaltserhöhung gab es 1,2 Prozent mehr, aber erst im August, während der Tarifbereich die Gehaltserhöhung schon zum März erhielt – auch hier kann man sich fragen: Warum eigentlich nicht zum Januar für alle? Aber zurück zur Erhöhung: Die verzögerte Auszahlung bei den Beamten sparte dem Dienstherren rund 270 Euro pro Beamten ein. Wenn wir diese Verzögerung in die prozentuale Gehaltserhöhung einrechnen, dann liegen wir unter der Entwicklung des Verbraucherpreisindexes. Unser Gehalt nimmt in seiner Kaufkraft ab. Und das ist das, was Sie schon lange spüren, wenn Sie einkaufen gehen: Das Geld reicht immer weniger aus.

Das letzte Husarenstück – aber ich fürchte es wird das letzte nicht sein – ist die geplante Absenkung der Eingangsbesoldung im Bereich der Lehrer in A 9 und A 10 um 4 Prozent und ab A 12 um 8 Prozent, für die Dauer von drei Jahren. Bei einer Eingangsbesoldung in A 12 und einem Bruttogehalt von 3.200 Euro sind das pro Monat 256 Euro. Da ein Jahr, wie wir alle wissen, zwölf Monate hat, sind das in einem Jahr 3.072 Euro. Nahezu ein volles Monatsgehalt pro Jahr. Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen haben also keine 12 Monatsgehälter mehr im Jahr, sondern nur noch elf. Das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten.

Ich denke, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, so langsam bekommen Sie einen Eindruck davon, was dem Land seine Lehrer wert sind. Ich denke, dass alles hatten Sie schon so vermutet, aber in dieser Deutlichkeit und in dieser Zusammenstellung wird es noch einmal besonders deutlich.

Ich sage es ja ungern, aber es hört noch nicht auf: Für 2013 müssen wir uns wappnen, denn es stehen weitere Einschnitte an: Ich darf sie jetzt nur holzschnittartig nennen: Einschnitte bei den Versorgungsempfängern, Einschnitte bei der Beihilfe, weitere Verzögerungen oder Aussetzungen bei den Gehaltsrunden um nur den fiskalischen Teil zu nennen.

 

2. Aber Wertschätzung äußert sich nicht nur in Geld

Unsere Arbeitsbedingungen sind, und das ist ja auch normal, in einem stetigen Wandel begriffen. Normal ist es dann aber auch, auf diesen Wandel eingehen zu können. Und das führt uns zu der Frage: Können wir das? Versetzt uns unser Dienstherr in die Lage adäquat auf die sich uns entgegenstellenden neuen Herausforderungen eingehen zu können?

Grundschulen

Wir sehen zunehmend die Notwendigkeit einer engen Kooperation zwischen Grundschule und Kindertagesstätte. Diese Notwendigkeit sieht unser Dienstherr auch. Seit diesem Jahr haben wir erstmals eine Stunde für diese Kooperation erhalten. Das ist ein Anfang. Aber jede Grundschullehrkraft kann  sehr deutlich klar machen, dass eine Stunde ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Wenn diese Kooperation intensiv und für die Beteiligten, insbesondere die betroffenen Kinder, gewinnbringend sein soll, dann muss ein Mehrfaches investiert werden um diese notwendige Kooperation zum Erfolg zu führen. Wie sieht es an der Schule aus? Die Lehrkräfte, die die Schnittstelle zu den Kindertageseinrichtungen stellen, schneiden sich die Zeit aus den Rippen heraus. Das ist persönliches Engagement für die Kinder, für die Schule, für die Profession. Das bringen wir Lehrer, da sind wir verlässliche Partner. Wir arbeiten über das Maß hinaus – und unser Dienstherr sieht zu. Wo bleibt da die Fürsorge zu der sich unser Dienstherr verpflichtet hat? Wo ist die Wertschätzung unserer Arbeit?

Haupt- und Werkrealschulen

Die Kolleginnen und Kollegen in den Haupt- und Werkrealschulen haben ein flaues Gefühl im Magen – ich werde jetzt mal ein wenig flapsig und sage, um dieses Gefühl zu verdeutlichen: Es ist so, als hätten Sie einen Termin beim Kieferchirurgen zum Entfernen der Weisheitszähne und man lässt Sie vollkommen im Unklaren darüber, ob man ihnen eine lokale Anästhesie verabreichen wird – oder vielleicht auch nicht. Mit diesem Gefühl gehen unsere Kolleginnen und Kollegen jeden Morgen in die Schule, von der sie nicht wissen, ob es diese im nächsten Jahr noch gibt und was dann mit ihnen selbst passieren wird. Wenn Veränderungen in der Bildungslandschaft in großem Stil vorgenommen werden, dann ist es eine Pflicht des Dienstherren von vornherein, und nicht erst im Nachgang, dafür Sorge zu tragen, dass die Lehrkräfte an die Hand genommen werden, dass ihnen verlässliche Perspektiven aufgezeigt werden, die auch wirkliche Perspektiven sind und keine Augenwischerei. Es ist uns allen klar, dass bei zurückgehenden Schülerzahlen nicht jede Schule gehalten werden kann – da müssen wir uns nichts vormachen. Das eine Regierung darauf reagiert ist richtig. Aber es geht hier und heute um das Wie! Es geht darum, wie sie das tut und wie sie die Menschen einbindet, die diesen Karren nachher ziehen sollen, nämlich uns Lehrer – und auch das hat etwas mit Wertschätzung zu tun.

Realschulen

Wie geht es unseren Kolleginnen und Kollegen in den Realschulen? Um diese Situation zu beschreiben reichen zwei Worte: Nicht besser! Auch sie spüren, dass die Realschulen, die immer stärker ins Zentrum der Schullandschaft gerückt sind und einen besten Ruf bei Eltern und in der Wirtschaft genießen, von den Veränderungen betroffen sein werden. Ganz aktuell, hat nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung, die Heterogenität, zunächst einmal in der fünften Klasse, zugenommen. Das ist auch gewollt, denn in der Heterogenität liegt die Chance, Vielfalt statt Einfalt sagt die Landesregierung. Warum fragt man denn nicht einmal die, die davon betroffen sind? Diese Worte habe ich von den Kolleginnen und Kollegen aus den Realschulen nicht gehört. Da höre ich, dass der Druck schon seit Jahren enorm ist und sich jetzt noch einmal gesteigert hat. Wenn Heterogenität gefordert wird, dann müssen die Schule auch in die Lage versetzt werden, dieser gesteigerten Heterogenität gerecht werden zu können. Dann sind Stunden nötig, um die Schüler aufzufangen, die mit dem Unterrichtsumfang und -tempo der Realschulen nicht Schritt halten können. Dann sind mehr Lehrer notwendig, um in vollen Klassen das Niveau halten zu können – ohne dass die schwächeren Schüler hinten runter fallen. Wer Kindern den Besuch einer Schulart ermöglicht, der muss auch dafür Sorge tragen, dass diese Schulart in die Lage versetzt wird, diesen neuen Anforderungen gerecht werden zu können – und auch das hat etwas mit Wertschätzung zu tun. 

Sonderschulen

Die Kolleginnen und Kollegen an den Sonderschulen spüren eine große Verunsicherung. Wie wird sich Artikel 24 der UN-Konvention auf ihre Arbeit und auf ihre Profession auswirken. Was wird die Landesregierung tun, um die Vorgaben der Konvention über Menschen mit Behinderungen umzusetzen? Nichts – bis jetzt und die Verunsicherung bleibt. Uns allen ist klar: Inklusion wird nicht ohne Mittel auskommen. Das ist sehr nüchtern gesprochen. Im Klartext heißt das: Es wird verdammt viel Geld nötig sein, wenn die Inklusion verantwortungsvoll umgesetzt werden soll. Es ist kaum anzunehmen, dass die Landesregierung Mittel in ausreichendem Umfang zur Verfügung stellen wird – oder auch kann. Werden wir dann eine Inklusion light bekommen? Auch hier gilt die Frage: Wo beteiligt die Landesregierung die Menschen, die die Veränderungen vor Ort, an der Basis, mit den Eltern und Kindern umsetzen sollen? Während des Landesparteitages der SPD sagte ein Delegierter während einer Pause am Stehtisch zu der Kultusministerin, wörtlich: „Wenn man einen See trocken legen will, dann darf man nicht die Frösche fragen.“ Der Satz dieses Volksvertreters hat nichts mit Wertschätzung zu tun.

Gemeinschaftsschulen

In diesem Jahr ging die erste Gemeinschaftsschule in unserem Schulamtsbezirk an den Start. Ich konnte mir noch kein Bild davon machen, was ich bedauere aber nachholen werde. Die Gemeinschaftsschulen verkörpern einen vollkommen anderen Schultyp, was die angewandte Methodik betrifft, auch was das pädagogische Verständnis betrifft, aber auch was die äußeren Rahmenbedingungen betrifft. Diese Schulart ist auf eine enorme Unterstützung angewiesen, wenn sie zum Erfolg geführt werden soll. Beispiele wie die Freie-Schule-Anne-Sophie oder die Beatenbergschule zeigen uns deutlich, welch finanzielle Anstrengungen nötig sind – allein schon, wenn wir die personelle Ausstattung und die baulichen Maßnahmen betrachten. Die Landesregierung ist in der Pflicht, diesem neuen Schultyp diese Unterstützung zukommen zu lassen – aber: Sie ist auch in der Pflicht dies nicht einseitig zu tun. Alle Schularten haben das Recht auf gleiche Behandlung. Und deshalb sehe ich auch nicht im Geringsten, wo in der Bildung gespart werden könnte. Wer das Angebot ausweitet und gleichzeitig die Qualität steigern möchte, der muss auch die Finanzierung sicherstellen – auch das hat etwas mit Wertschätzung zu tun.

 

3. Wo bleibt die Fürsorge

Wertschätzung hat auch etwas mit Fürsorge zu tun. Sie wissen es so gut wie ich, die Arbeit ist nicht leichter geworden. Die Anzahl der Schüler, die unsere besondere Aufmerksamkeit benötigen, steigt – ebenso wie die Anzahl der Gespräche mit den Erziehungsberechtigten. Immer häufiger benötigen wir die Hilfe außerschulischer Dienste – sei es bei den Integrationshelfern, den SPZ, dem Jugendamt, dem Sozialamt und vielem mehr. Und in immer größerem Umfang wird Schule mit der Außenwelt vernetzt. Wir sehen das bei der Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen – ohne die so manche Ganztagesschule nicht möglich wäre –, ebenso wie bei der Intensivierung der Kontakte mit der Wirtschaft und der Berufsorientierung.

Angebote, wie ein Schulgarten, eine Schülerbücherei, ein Schulchor, eine Theater-AG, eine Forschergruppe und vieles mehr, findet heute keine Berücksichtigung mehr in der Stundenzuteilung. Nicht einmal Förderstunden und Stunden im LRS-Bereich können verlässlich gegeben werden. Wir sehen den Bedarf, der dahinter steckt. Wir sehen, welche Wirkung davon für das Schulleben ausgehen würde und wir sehen auch, welchen Wert es in der Politik einnimmt. Natürlich sind dafür Lehrerstellen nötig. Aber die beabsichtigte Streichung von jährlich rund 1.000 Lehrerstellen ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was getan werden muss!

Und auch das Märchen von der demographischen Rendite überlebt sich in der realen Betrachtung: Der Schülerrückgang ist zweifellos vorhanden. Rechnerisch müsste die Versorgung im Direktbereich um 1,2 Prozent zurückgefahren werden können – aber wie es sich zeigt, ist das Gegenteil der Fall: Die Versorgung im Direktbereich ist um 0,3 Prozent angestiegen! Das hat etwas mit dem Ausbau an Ganztagesschulen zu tun, ebenso wie mit der Gabe der einen Stunde für die Kooperation mit den Kindertagesstätten. Es zeigt sich jetzt schon deutlich, dass der geplante Abbau von rund 1.000 Lehrerstellen pro Jahr, der dieser demographischen Rendite geschuldet sein soll, sich in der Realität nicht niederschlagen wird, wenn man auch nur ein Fünkchen von Qualität im Schulleben belassen möchte.

Fragen Sie mich, wie die 1.000 Stellen eingespart werden sollen. Wird das Unterrichtsangebot reduziert? Nein, letzte Woche konnte man es in der Zeitung lesen: Im AE Bereich, das ist das allgemeine Entlastungskontingent, soll gespart werden. Sparen bei der Entlastung! Das sind die Stunden, die die Altersermäßigung betreffen, das sind die Stunden, die die Systembetreuung betreffen, also den Multimediaberater zum Beispiel, es sind aber auch die Stunden, die sie für die Betreuung und Pflege der Schülerbibliothek, des Schulgartens und vieler anderer Dinge benötigen – ich kann Ihnen nicht sagen, ob unser Dienstherr von uns erwartet, dass wir das dann, wie es so schön heißt, on-top machen – oder ehrenamtlich. Mit Wertschätzung hat das nichts zu tun.

„Die neue Landebahn ist schon fast fertig!“ Ich hatte letzte Woche eine Postkarte aus Berlin in der Hand. „Morgennebel über einem weiten, unberührten Feld und im Vordergrund steht ein Arbeiter der gerade seinen Spaten in die Erde rammt. In der Bildunterschrift stand: „Die neue Landebahn ist schon fast fertig.“ Das Bild erinnerte mich spontan an den Arbeits- und Gesundheitsschutz hier bei uns im Land. Der Spaten steckt, aber so lange sich der Arbeits- und Gesundheitsschutz auf eine vegetarische Variante in der Schulküche beschränkt, ist er eben noch nicht fertig. Und um ehrlich zu sein, ich sehe auch keine Konzepte, die zu einem Gelingen beitragen könnten, da Vieles, was getan werden muss in den Kompetenzen zwischen Land und Kommune versickert. Klare Regelungen fehlen und auch das hat nichts mit Wertschätzung zu tun.

 

4. Was ist zu tun

Länderfinanzausgleich

Ich sage Ihnen: Kein Geld ist immer da! Solange Baden-Württemberg im Länderfinanzausgleich, im Durchschnitt der letzten zehn Jahre, jährlich 2,25 Milliarden Euro – und zwar Inflationsbereinigt – zahlt, dann darf man sich doch wundern. Wundern darf man sich vor allem dann, wenn man betrachtet, was manche Nehmerländer mit dem Geld machen. Da gibt es dann so schöne Sachen wie:

– Beförderungsämter nach A 13 in Thüringen

– A 13 für alle Lehrerinnen und Lehrer in Rheinland-Pfalz

– 10-semestriges Studium für alle Lehramtsstudierenden in Nordrhein-Westfalen

– Freie Kindergartenplätze in Berlin

Steuerabkommen mit der Schweiz

Hoffen darf man indessen auch auf eine mögliche Korrektur des geplanten Steuerabkommens mit der Schweiz. Baden-Württemberg hat sich klar positioniert und in der Länderkammer gibt es eine Mehrheit für die Ablehnung der aktuellen Vorlage. Auch hier, liebe Kolleginnen und Kollegen, geht es um Milliarden!

Steuerplus

Das führt uns letztendlich noch zu der Frage: Wo sind die 2 Milliarden Mehr an Steuereinnahmen hin? Ich kann es Ihnen nicht sagen. Aber niemand soll mir sagen, es sei kein Geld da, wenn so gewirtschaftet wird.

Ich würde mich gerne bei den Politikern bedanken, wenn sie einem doch nur Anlass dazu böten.

Vielleicht bietet sich der Anlass hier und wenn die Politik an dieser Stelle ihre Hausaufgaben gut macht, dann müssen wir über Sparmaßnahmen im Bildungsbereich nicht mehr reden. Aber dann reden wir noch einmal über die Wertschätzung die uns zusteht!

 

Ich schließe mit einem Blick auf eine Überschrift, die ich vor einer Woche einem Artikel über die armen Kinder in der Schule entnommen habe:

Die Überschrift lautete: „Die arme geschundene Kreatur“

Kolleginnen und Kollegen, ich frage sie auf welcher Seite des Pultes sitzt sie denn, die arme geschundene Kreatur?

Ich danke Ihnen.

VBE-Unterschriftenaktion an den Schulen:

„Keine Stellenstreichungen – Gute Bildung

kostet Geld“

In einer Pressemitteilung des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) heißt es, dass der VBE nicht tatenlos zusehen wolle, wie die grün-rote Landesregierung die Schullandschaft völlig umzukrempeln versuche, gleichzeitig aber nicht bereit sei, die dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Unter dem Motto “Gute Bil­dung kostet Geld“ sei jetzt an den Schulen eine Unterschriftenaktion angelaufen, mit der der VBE das zunehmende Grummeln und Rumoren in der Lehrerschaft für die Po­litiker visualisieren wolle.

Mit dieser Unterschriftenaktion artikuliere der VBE den deutlichen Unmut über Bildungs­politiker, die sich zu wenig oder gar nicht für die Schulen im Land stark machten. Weg­brechende Lehrerstellen, weiterhin spürbarer Unterrichtsausfall, Reformen ohne Ende bei mangelhaften Ressourcen und unzureichend fortgebildetem Personal seien nicht vereinbar mit dem Anspruch junger Menschen auf verlässliche und qualitativ hochwertige Bildung durch den Staat.

„Wer die Schulpflicht einfordert, muss entsprechend gute Bildungsangebote garan­tieren und nicht nur die Basisversion anbieten“, heißt es weiter. Bildung sei der wich­tigste Rohstoff in einem Land, das keine Bodenschätze habe. „Nur mit bester Bildung kann unser Land seine Zukunft sichern“, so der VBE.

Der VBE fragt den Ministerpräsidenten:

– „Warum haben Sie 20 Millionen für die Aufblähung Ihrer Ministerien ausgegeben?

–  Was machen Sie mit den Steuermehreinnahmen in Milliardenhöhe in diesem Jahr?

– Im Wahlprogramm der Grünen stand:`Wir wollen die Ganztagesschulen ausbauen. Da­für müssenzusätzliche Stellen geschaffen werden.´ Gilt diese Aussage nicht mehr?“

Der VBE fordert:

– Keine Einschnitte im Bildungsbereich!

– Keinen Abbau von Lehrerstellen!

– Keine zusätzlichen Belastungen für Lehrkräfte!

– Einstellungschancen für junge Lehrkräfte sichern!

– Keine einseitigen Sonderopfer des öffentlichen Dienstes!

Die negativen Konsequenzen aus Schuldenbremse und Fiskalpakt würden in Baden-Würt­temberg zunehmend sichtbarer. „Kein Geld ist immer da“, spöttelt VBE-Chef Gerhard Brand. „Haushaltskonsolidierung und eine bessere Bildungspolitik sind daher nur durch eine Umver­teilung der zur Verfügung stehenden Mittel machbar.“

https://www.vbe-bw.de/wDeutsch/landesbezirke/sb/pdf/2012/Resolution.pdf

4. November 2012

VBE: Pferd nicht vom Schwanz her aufzäumen

Zumeldung zur PM Nr. 142/2012 des Kultusministeriums

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt es, dass individuelle Lernformen und mehr Heterogenität künftig in der Lehrerausbildung eine größere Rolle spielen sollen, damit die „veränderte Lernkultur“ an den Schulen und insbesondere an den von der grün-roten Landesregierung favorisierten Gemeinschaftsschulen besser umgesetzt werden kann. Der bessere Weg wäre jedoch, so der VBE-Sprecher, die Lehrer zuerst dafür auszubilden und zu stärken und dann die Gemein­schaftsschulen einzurichten und nicht umgekehrt. „Man zäumt das Pferd auch nicht vom Schwanz auf“, moniert der VBE-Sprecher die Vorgehens­weise.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Ähnliche Schwierigkeiten sieht der VBE auch auf die Lehrkräfte zukom­men, wenn im nächsten Jahr die Inklusionswelle auf alle Schulen zurollt. Auch hier fühlen sich die meisten Pädagogen nicht adäquat vorbereitet und sind eher hilflos als souverän, um sich den Herausforderungen zu stellen. Bisher wurden lediglich in fünf Modellregionen erste Schritte gemacht. Wenn die Inklusion flächendeckend landesweit umgesetzt wird, wird es wohl gar keine Klassenwiederholungen mehr geben, da jedes Kind in seinem Tempo lernen und so seinem eigenen Lehrplan folgen wird. Sitzenbleiben und ein „Abschulen“ sind dann ausgeschlossen.

30. Oktober 2012

Erfolg für Pädagogische Assistentinnen und Assistenten

Am Rande des SPD-Parteitages am 29. September in Wiesloch versprach Kultusministerin Warminski-Leitheußer dem VBE Landesvorsitzenden Gerhard Brand auf Nachfrage, dass die Verträge der Pädagogischen Assistenten entfristet werden. Nach längerer Unsicherheit ob dies auch offiziell bestätigt wird, hat die Wartezeit nun ein Ende. Heute erreichte uns folgende Pressemitteilung:

2012 10 21 Pädagogische Assistenten an Grundschulen bleiben  

Hauptvorstandssitzung in Pforzheim:

VBE sieht weitsichtige Bildungspolitiker im Land eindeutig in der Minderheit

Pforzheim. Auf der Hauptvorstandssitzung des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg am 12. Oktober 2012 äußerten die Vorstandsmitglieder ihren Unmut über Bildungspolitiker, die sich zu wenig oder gar nicht für die Schulen im Land stark machen. Wackelige Leh­rerstellen, Unterrichtsausfall, Reformen ohne Ende bei mangelhaften Ressourcen und unzureichend ausgebildetem Personal sind nicht vereinbar mit dem Anspruch junger Menschen auf verlässliche und qualitativ hochwertige Bildungsangebote des Staates.

Die Lehrerinnen und Lehrer im VBE legen höchsten Wert auf Professionalität, um den steigenden Anforderungen und der großen Verantwortung im Beruf gerecht zu werden. Die­sen Maßstab will der VBE ohne Abstriche auch an Politiker angelegt wissen. Faule Kom­promisse, billiger Populismus, Sparen am falschen Ort und pädagogische Kurzsichtigkeit führen zu Qualitätsverlusten im Bildungssystem. „Das können wir uns angesichts der hohen Bedeutung der Bildung für den Wohlstand und die Zukunft des Landes nicht leisten“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

Die wichtigste Unterstützung für die Lehrerinnen und Lehrer ist eine weitsichtige und nachhaltige Bildungspolitik. Deshalb ist höchste Professionalität in den bildungspolitischen Ämtern notwendig. Es ist nicht hinnehmbar, dass im Zeitalter ständiger Leistungskontrollen im Bildungswesen und Evaluationen ausgerechnet die Bildungspolitiker, die die eigentliche Verantwortung tragen, sich beharrlich jeglicher Qualitätsprüfung entziehen. Wir haben einen zunehmenden Mangel an sehr guten Bildungspolitikern, die tragfähige Visionen haben, die bereit sind, für diese den Finanzminister in seine Schranken zu weisen und kurzsichtige Ab­baumaßnahmen im Bildungswesen entschieden bekämpfen.

Der VBE will Bildungspolitiker, denen man Anerkennung und Wertschätzung zollen kann und die die Pädagogen bei der Erfüllung ihrer anspruchsvollen Aufgabe als Fachleute für das Lehren und Lernen tatkräftig unterstützen.

In der Bildungspolitik zeigt sich leider immer mehr, dass viele Versprechungen offenbar lediglich Versprecher waren. Der VBE erinnert an die für 2015 zugesagten jährlichen 10 Pro­zent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung oder an die Zusage des Landes, bei Rückgang der Schülerzahlen die Mittel im System zu belassen. Von den Lehrern wird immer erwartet, dass sie die Folgen kurzsichtiger Bildungspolitik zu ihren eigenen Lasten wieder ausgleichen. Einstimmig verabschiedete der VBE-Hauptvorstand die Resolution „Gu­te Bildung kostet Geld“:

Resolution

 

 

Zumeldung zur Landespressekonferenz der SPD: Sonderopfer dämpfen Motivation der Beamten

VBE ruft zur Protestveranstaltung nach Stuttgart

Stuttgart. „Bei sprudelnden Steuermehreinnahmen den Lehrern im Beamtenverhältnis spürbare finanzielle Sonderopfer abzuverlangen und sie gleichzeitig für den grün-roten Bildungsaufbruch mit einer völlig neuen Schulart motivieren zu wollen, ist in gewisser Weise schizophren“, artikuliert der Sprecher des Ver­bandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg das Unverständnis der meisten Beamten für die erneuten Sparmaßnahmen.

Wenn die neue grün-rote Landesregierung im Schulbereich einen Aufbruch in Richtung Gemeinschaftsschulen wagen will, benötigt sie besonders motivierte Leh­rer. Wenn nun zu der in letzter Zeit ständig zunehmenden Mehrarbeit der Schullei­tungen und Lehrer auch noch einseitig finanzielle Sparmaßnahmen draufgesattelt werden, ist ein Punkt erreicht, der die Reformfreude der Pädagogen erstarren und den ganzen Unmut gegen den Arbeitgeber ausbrechen lässt.

Der VBE hat – wie alle anderen Fachorganisationen im Beamtenbund (BBW) – Mitglieder und alle dem VBE nahestehenden Pädagogen mobilisiert, zu einer zen­tralen Protestkundgebung nach Stuttgart in die Liederhalle geladen und dazu Bus­fahrten selbst aus entfernten Teilen des Landes organisiert (siehe auch Anlagen). Ministerpräsident Kretschmann und Sprecher der im Landtag vertretenen Parteien werden sich dem ob der durchgesickerten „Giftliste“ immer offener geäußerten Un­mut der Beamtenschaft am 3. März ab 10.00 Uhr stellen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

VBE-Chef Gerhard Brand schimpft: „Schulden zu reduzieren ist ein hehres Un­terfangen, das jede Regierung gerne hinbekommen möchte. Es ist aber schon ir­gendwie perfide, ausgerechnet wieder die Landesbediensteten zur Kasse zu bitten, nur weil die sich als loyale Beamte nicht richtig ´wehren` dürfen und Personalaus­gaben nun einmal ein dicker Unkostenposten im Finanzhaushalt sind.“

Der VBE erteilt dem begehrlichen Ansinnen der grün-roten Regierung nach strukturellen Eingriffen bei der Beamtenbesoldung, der Beihilfe und den Versor­gungsbezügen eine klare Absage: Beamte und Pensionäre werden nicht schon wie­der für einseitige Sonderopfer den Kopf oder – präziser formuliert – die Geldbörsen hinhalten.

27. Februar 2012