Eltern bringen ihren Kindern so das Schwänzen bei
Stuttgart. Am Sonntag gehen in Baden-Württemberg die zweiwöchigen Pfingstferien zu Ende. Trotzdem sitzen am Montag nicht alle Schüler in den Klassenzimmern. Manche Eltern haben ihren Kindern eigenmächtig eine Verlängerung genehmigt und gönnen ihnen so unerlaubterweise Gleitzeitferien. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht solches Elternverhalten nicht als eine Lappalie, nicht als Kavaliersdelikt an, sondern schlicht als schlechtes Vorbild. Wenn Schüler sich dann nämlich selber eine Auszeit genehmigen und den Unterricht schwänzen, sind dieselben Eltern oft völlig entsetzt.
Wenn Eltern erfahren, dass ihr Kind die Schule schwänzt, zeigen sich die meisten ziemlich fassungslos. Trotzdem gibt es immer wieder Erziehungsberechtigte, die ihren Kindern regelrecht vormachen, wie man Lehrer und Schule an der Nase herumführt, indem sie eigenmächtig die Schulferien ihrer Kinder verlängern und deren Fehlen mit „Schwindel“ oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen begründen. „Der Zweck heiligt nicht die Mittel“, rügt der VBE-Sprecher Eltern, die ihren Kindern auf diese Weise das Schwänzen beibringen.
Wenn vor oder nach Ferienblöcken der Familienurlaub unerlaubterweise verlängert und von den Erziehungsberechtigten das Fehlen der Kinder beim Klassenlehrer mit „Krankheit“ entschuldigt wird, lernen die Schüler von ihren Eltern, dass Schule doch nicht ganz so wichtig ist und dass man mit List und Tücke, mit Lug und Trug seinen Willen durchsetzen kann. „Wenn Kinder dieses Tricksen später auch für sich in Anspruch nehmen, sind die Eltern hellauf entsetzt“, weiß der VBE-Sprecher. Werden diese Eltern damit konfrontiert, dass ihr Kind die Schule schwänzt, fallen sie häufig aus allen Wolken und können gar nicht verstehen, warum gerade ihr Kind gegen Recht und Ordnung verstößt.
Bei 75 unterrichtsfreien Tagen im Jahr besteht für Eltern kein Grund, die Ferienzeiten zu individualisieren und den Beginn ohne Genehmigung vorzuverlegen oder das Ende nach Gutdünken zu verlängern. „Die Ehrlichen, die sich noch an die offiziellen, lange im Voraus bekannten Ferienpläne halten, sollen sich nicht als die Deppen fühlen müssen“, rügt der VBE-Sprecher all diejenigen, die „Schummelferien“ machen.