VBE: „Hitzefrei“ an Schulen stirbt langsam aus, selbst bei hochsommerlichen Temperaturen

Stuttgart. „Hitzefrei!“ – das Wort klang Schülern vergangener Zeiten stets wie Musik in den Ohren. „Heute gibt es – selbst bei hochsommerlichen Temperaturen und drückender Schwüle – immer seltener Hitzefrei“, räumt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) ein. Die verlässliche Grundschule und eine zunehmende Zahl von Ganztagesschulen stehen dem entgegen. 

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Konnten nach einer Bekanntmachung des Kultusministeriums Schüler in früheren Jahren bereits nach der vierten Unterrichtsstunde „Hitzefrei“ bekommen, wenn das Thermometer um 10 Uhr mindestens 25 Grad im Schatten anzeigte, sorgte schon die Einführung der Sommerzeit im Jahr 1980 dafür, dass sich die Gelingensbedin­gungen für einen vorgezogenen Unterrichtsschluss verschlechterten. Denn 10 Uhr Sommerzeit entsprach nach alter Zeitrechnung erst 9 Uhr. Und da musste die Son­ne schon sehr früh mit dem Heizen anfangen, um bereits zu diesem Zeitpunkt die 25-Grad-Marke zu knacken. Jetzt sind es die verlässlichen Grundschulen und Ganztagesschulen, die den Eltern die Betreuung der Kinder und Jugendlichen bis zum Mittag respektive bis in den Nachmittag hinein garantieren. „Da ist dann in der Regel kein früherer Schulschluss mehr drin“, so der VBE-Sprecher, die Frei­bäder müssten deutlich länger auf die Schüler warten.

„Auch an `normalen´ Halbtagesschulen ist es keine beneidenswerte Situation, in der sich Schulleiter an heißen Sommertagen befinden“, versichert der VBE-Spre­cher, selbst Rektor einer Grund- und Hauptschule im Rems-Murr-Kreis. Entließen Schulleiter die Schüler wegen schwüler, drückender Hitze früher als nach Stunden­plan, rufe garantiert eine aufgebrachte Mutter in der Schule an, die sich darüber be­schwere, dass schon wieder Unterricht ausfalle. Lasse dieser Rektor die Schüler je­doch bis zur letzten Stunde über ihren Büchern schwitzen, müsse er sich von einem anderen Elternteil vorwerfen lassen, dass er kein Herz für Kinder habe.

So mancher Schulleiter begründet den Verzicht auf Hitzefrei auch so: „Ich gebe meinen Schülern nicht früher frei, denn selbst im nicht klimatisierten Schulgebäu­de ist es deutlich kühler und wesentlich angenehmer als draußen – zumindest in den ersten Stunden eines heißen Tages.“

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