VBE skeptisch: Mehr Übergänge auf höhere Schulen heißt noch nicht automatisch mehr höhere Abschlüsse

Zu den Übergangszahlen weiterführende Schulen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kann die Euphorie des Kultusministers ob der aktuellen Übergangszahlen auf die weiter­führenden Schulen nicht so ohne weiteres teilen. Der erhöhte Zulauf auf Real­schulen und Gymnasien zeigt zwar das Interesse der Eltern auf höherwertige Ab­schlüsse für ihre Kinder. Diese Zertifikate müssen aber alle erst noch nach sechs oder acht Jahren erworben werden. Ob die soziale Herkunft der Schüler damit wirklich schon an Bedeutung verloren hat, zweifelt der VBE stark an.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Dass der Anteil der Kinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit an Realschulen und Gymnasien nach Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung höher ge­worden ist, erstaunt nicht. Strebten doch immer wieder Eltern mit ausländischer Staats­angehörigkeit für ihre Kinder die Mittlere Reife oder das Abitur an, selbst wenn die Noten in Mathematik und Deutsch dies eigentlich nicht zuließen. Insofern ist es ver­ständlich, dass jetzt die Übergänge an Realschulen von 27 auf 38 Prozent und an Gym­nasien von 23 auf 30 Prozent anstiegen. „Auf dieser Schulart zu sein, heißt noch nicht, den Abschluss in der Tasche zu haben“, warnt der VBE-Sprecher, und das Sitzenblei­ben sei bisher nur an der Gemeinschaftsschule abgeschafft worden. Wenn die grün-rote Landesregierung weiterhin so restriktiv mit der Zuweisung von Stütz- und Förderstun­den verfahre, habe der VBE erhebliche Zweifel, ob diese Schulen wirklich alle Kinder optimal fördern und bis zum Abschluss führen können. Jetzt die Grundschule dafür in noch mehr die Pflicht zu nehmen, sei eine Ohrfeige für alle Lehrkräfte an dieser Schul­art, die schon bisher optimal und mit modernen Unterrichtsmethoden gearbeitet haben, moniert der VBE-Sprecher.

Die Übergangszahlen auf die Gemeinschaftsschulen dürften für die Kultus-Euphoriker einen gewissen Dämpfer gebracht haben, selbst wenn es aus der Pressemitteilung des Ministeriums nicht herauszulesen ist. Bisher sprach man immer davon, dass jeweils ein Drittel der Schüler mit Empfehlungen für die Hauptschule, die Realschule und das Gymnasium die neue Gemeinschaftsschule besuchen. Jetzt stellt sich heraus, dass nur 12 Prozent mit einer Gymnasialempfehlung dort lernen, aber fast 60 Prozent mit einer Hauptschulempfehlung. Zu Sonderschülern gibt es noch gar keine Aussage.

29.1.13

Hinterlassen Sie einen Kommentar