VBE zu den neusten Geburtenzahlen des Statistischen Landesamtes:

Kinderreich zu sein, heißt meist, arm durch Kinder zu werden 

Stuttgart. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht man die heute vom Statistischen Landesamt veröffentlichte Zahl der Geburten des Jahres 2011 mit Sorge. 88 800 Kinder kamen in Baden-Württemberg zur Welt. Vor 50 Jahren waren es noch beinahe doppelt so viele. Nach Auffassung des VBE werden Kinder heute nicht nur von vielen Paaren, sondern auch von der Gesellschaft leider mehr als Belastung denn als Bereicherung angesehen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Kinder heute groß zu ziehen, ist für die Eltern gleichbedeutend mit deutlichen persönlichen Einschränkungen und erheblichen finanziellen Aufwendungen. „Elternzeit, mehr Kindergeld und zusätzliche staatliche Betreuungsangebote sind Vergünstigungen, die es zwar vor 50 Jahren nicht in dem Ausmaß gegeben hat. Trotzdem sind diese staatlichen Maßnahmen lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein und haben nicht zu einem Anstieg der Geburtenrate geführt“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

Die Entwicklung zur Spaß- und Erlebnisgesellschaft und die Zunahme einer gewissen sozialen Gleichgültigkeit oder gar Kälte haben mit dazu geführt, dass die Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft einzusetzen und persönliche Ein­schränkungen auf sich zu nehmen, gesunken ist, nicht nur was ehrenamtliche Tätigkeiten in Organisationen und Vereinen betrifft, sondern auch im Hinblick auf die Gründung von Familien mit Kindern, ob mit oder ohne Trauschein.

Junge Menschen erfahren täglich, wie teuer Kinder sind. Ausgaben der öffent­lichen Hand für Familien, Kindertageseinrichtungen und Schulen werden eher als lästige „Unkostenposten“ denn als wertvolle Investitionen in die Zukunft der Gesellschaft angesehen. „Nicht nur finanziell, auch von der Wertschätzung her muss die Bereitschaft, heute ein Kind oder mehrere Kinder zu bekommen, zu versorgen, zu betreuen und groß zu ziehen eine deutliche Aufwertung erfahren“, wirbt Brand um mehr Anerkennung für Mütter und Väter.

„Obwohl Menschen gerne nach Reichtum, Geld und Anerkennung streben, ist das Wort Kinder-r-e-i-c-h-t-u-m heutzutage eindeutig negativ besetzt“, stellt der VBE-Vorsitzende mit Bedauern fest. Reich an Kindern zu sein, bedeute in der Realität meist, arm durch Kinder zu werden und in der sozialen Hierarchie abzu­rutschen. Das sei auf Dauer für jede Gesellschaft abträglich.

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