VBE: Frauen in Kindergärten und Schulen überrepräsentiert

Männerbeauftragte oder Männerquote gibt es trotzdem nicht

Stuttgart. Während der Frauenanteil in allen Lehrerseminaren bei 75 Prozent liegt, wollen aktuell 86 Prozent Grundschullehrerin werden, teilte das Statistische Landesamt jetzt mit. Aus diesem Anlass greift der Verband Bildung und Erzie­hung (VBE) Baden-Württemberg wieder einmal die Forde­rung nach mehr Männern in der früh­kind­lichen Erzie­hung und im Schuldienst auf. „Aber auch eine Männerquote und Männer­beauftragte wür­den hierbei wohl kaum Abhilfe schaffen“, so der Sprecher. 

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Dem Männermangel in Grundschulen und Kindertagesstätten durch das Einfüh­ren einer „Quote“ ab­zuhelfen zu wollen, wäre bei allem Charme, den diese Idee ausstrahlt, völlig realitätsfern und indisku­ta­bel, da sich viel zu we­nig Männer in einer Ausbildung für den Ele­men­tar- und Primarbereich befinden und somit kurzfristig auch gar nicht zur Ver­fügung stünden. Selbst eine niedrig angesetzte Quote könnte momentan nicht er­füllt wer­den. Obendrein schaden Quoten eher der Qualität der Einrichtungen, da sie das Prinzip der Bestenauswahl unterlau­fen. „Wenn es von den Arbeitsbe­dingun­gen, der Be­zahlung und der gesell­schaftlichen Anerkennung wirklich attraktiv wäre, Pädagoge zu werden, müsste man sich über eine Männerquote keine Ge­danken mehr ma­chen“, versichert der VBE-Sprecher.

Beim Lehramt für Grundschulen geht der Frau­en­an­teil kontinuierlich auf 90 % zu. Damit sind männliche Lehrkräfte an dieser Schulart abso­lute „Man­gelware“.

Dem VBE liegt es fern, die qualifizierte Arbeit engagierter Lehrerinnen abzu­werten. Trotzdem ist es für die stabile, emotionale Entwicklung der Kinder nicht von Vorteil, wenn sie im Kindergarten und in der Grundschule beinahe aus­­schließlich weib­li­che Be­zugsperso­nen um sich haben und das männliche Ele­ment „als Gegenpart“ Selten­heits­wert besitzt.

Der gesellschaftlich wenig anerkannte Wert der Erziehungsarbeit, der vergleichs­weise geringe Verdienst und die kaum vorhandenen Karrieremög­lichkeiten sind nach Ansicht des VBE der Hauptgrund dafür, dass Erzie­her(in) und Grundschul­lehrer(in) ein klassischer Frauenberuf geblieben ist.

9.08.2013

VBE empört: Kooperationslehrerinnen für Kindergärten erhalten auch im neuen Schuljahr keine Anrechnungen

Stuttgart. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg hat man kein Verständnis dafür, dass die Kooperation Kindergarten-Grund­schule auch im neuen Schuljahr von den Lehrerinnen ohne eine einzige offi­zielle Anrechnungsstunde auf das Deputat getan werden muss.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Seit Jahren müssen Grundschullehrerinnen die zeitintensive, aber wichtige Ko­operation mit den Kindergärten zum Nulltarif durchführen. Für diese wertvolle Tätigkeit hatte es einmal Anrechnungsstunden gegeben. Um den Haushalt des Landes zu entlasten, wurde dieser Zeitausgleich vor Jahren ersatzlos gestrichen.

 

Die enge Zusammenarbeit zwischen Kindergärten und Grundschule ist für den Schulerfolg der Kinder von großer Bedeutung. Da die Schulen im Interesse der Kinder den guten Kontakt zwischen den beiden Institutionen kontinuierlich för­dern wollten, übten die Grundschullehrerinnen die Kooperation weiterhin aus – sozusagen „auf eigene Rechnung“, ohne zeitliche Entlastung. Damit wurde und wird die Gutmütigkeit der Lehrerinnen ausgenützt.

Noch vor der Einschulung können möglicherweise später auftretende Schwie­rigkeiten bei Kindern erkannt und rechtzeitig gemeinsam mit den Erzieherinnen nach Lösungswegen gesucht werden. Die mehrmaligen Besuche der Kooperati­onslehrerinnen bei den ´Vorschülern` im Kindergarten, der Gedankenaustausch zwischen Erzieherinnen und Lehrerinnen sowie die Elternberatung und die El­ternabende vor der Einschulung haben sich als erfolgreiche Instrumente der Ko­operation erwiesen. „Es darf nicht sein, dass diese Arbeit von den Lehrerinnen weiterhin lediglich für ein anerkennendes Wort vom Schulleiter geleistet wird“, moniert VBE-Chef Gerhard Brand. Mittlerweile dürfte jedem Politiker klar ge­worden sein, wie wichtig und nötig die Kooperation Grundschule-Kindergarten für alle Beteiligten sei. „Diese Erkenntnis sollte sich wieder in einer spürbaren Anerkennung der geleisteten Arbeit, also in einer zeitlichen Entlastung, nieder­schlagen“, fordert der VBE-Chef. Wenn der zurückgefahrene Ergänzungsbe­reich den Schulleitern schon keinerlei Gestaltungsspielraum mehr lasse, den Lehrerinnen für ihren Einsatz eine Anrechnung auf ihr Regelstundenmaß zu geben, müssen diese Kooperationsstunden eben im amtlichen Organisationser­lass als Arbeitszeit ausgewiesen werden.

25.09.2011