Statt Zuckerbrot die Peitsche

 

Gräben hier, Löcher dort: Der Verband Bildung und Erziehung  (VBE) wundert sich, wo  im Bildungsbereich noch überall Baustellen aufgemacht werden sollen. Gleich in ihrem ersten Amtsjahr  hat die  neue Kultusministerin Gabriele Warminski – Leitheußer (SPD) mehrere Großprojekte in Angriff genommen, die von verschiedenen Abteilungen des Ministeriums begleitet werden.

Kerstin Türk, Junglehrervertreterin im VBE Südwürttemberg

„An den Schulen sollen aber Lehrkräfte, bei denen sich alles zentriert, diese  neuen  Entwicklungen umsetzen“, stellt die Junglehrervertreterin des VBE-Landesbezirks Südwürttemberg, Kerstin Türk (Bad Saulgau) fest.  Ohne entsprechende Fortbildungen und Entlastungen ist dies aber kaum  leistbar, meint die VBE-Vertreterin. Türk: „Und als Krönung der engagierten Arbeit der Lehrkräfte  verschiebt die Landesregierung die im Januar 2012 angestandene  Besoldungserhöhung um mehrere Monate, verschlechtert die Beihilfe  und zieht zugedachte  Entlastungsstunden zurück.  Die Lehrkräfte sind sauer!“

Zeit ist ein wesentlicher Faktor im Bildungsbereich, nicht nur bei Schülern und  der Verarbeitung von Lernstoffen, sondern auch bei einer gewissenhaften  Umsetzung von Neuerungen. Die neue Landesregierung hat sich dabei ehrgeizige Ziele gesteckt: Der Übergang aus Klasse 4 in die weiterführenden Schulen wird neu geregelt, die Gemeinschaftsschule wird eingeführt, die Werkrealschule wird umgekrempelt, im gymnasialen und beruflichen Bereich werden Neuerungen angedacht. All dies zeitgleich in Angriff genommen bringt Unruhe in die Schulen, weil an allen Ecken und Enden der Baustellen Gräben aufgerissen werden. Allerdings hat die Ministerin noch keine Ahnung, wie diese Löcher gestopft werden können. Kerstin Türk: „Während im Kultusministerium die Ideenküche brodelt, machen die Verantwortlichen die Rechnung ohne den Wirt. Nils Schmid (SPD), als Finanzminister oberster Kassenwart des Landes ist nämlich weit davon entfernt, diese neuen Bildungsideen mit einer soliden finanziellen Grundlage zu versehen. Schließlich braucht er einen Teil dieses Geldes um 180 neue Stellen in den Ministerien zu schaffen, damit dort entsprechend grün-rotes Personal untergebracht werden kann.

Es braucht  aber auch motivierte Lehrkräfte, um Reformen an der Basis umzusetzen. Statt diesen ein Zuckerbrot zukommen zu lassen, damit sie voller Freude an die Arbeit gehen können, greifen die GRÜNEN in die Beihilfe ein und die SPD  verschiebt die Gehaltsanpassung.

Bisher war es nicht unsympathisch, wenn Grün-Rot das Wort von der Bildungsgerechtigkeit und Gemeinschaftlichkeit unter gleichen Bedingungen in den Mund nahm. Kerstin Türk: „Zunehmend stellt sich aber heraus, dass es Gleiche und Gleichere gibt. Auch bei den neuen Farbkonstellationen bezahlen die Lehrkräfte die Zeche mit.“