VBE sieht Rektorenmangel mit Sorge: Schulleiter sollen alles managen, aber möglichst wenig kosten

Stuttgart. Da immer weniger Lehrer selbst Chef werden wollen, müssen Rektoren­stel­len teilweise wiederholt ausgeschrieben werden. Immer selte­ner findet eine  Auswahl statt, da die Zahl der Bewerber zu gering ist. Der Verband Bil­dung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg will das geändert haben.

Gerhard Freund, stellvertretender VBE Landesvorsitzender

„Von Schulleitern wird erwartet, dass sie ´Zugpferde´ der Schulentwicklung sind, zugleich verweigert der Dienstherr aber eine amtsange­messene Bezahlung und die Gewährung von ausreichend Leitungszeit“, sagt der stellvertretende VBE-Vorsitzende Gerhard Freund (Forst). Auf Kosten der Schulleiter wird Haushalts­sanierung betrieben. Anders als in der Wirtschaft sind Management­auf­gaben im Schuldienst nicht so hoch dotiert. Das soziale Ranking im Lehrer­beruf spiegelt sich auch auf der Schulleitungs­ebe­ne wieder. Der Leitungsarbeit bei den unterschiedlichen Schul­arten wird die Gleich­wertigkeit verweigert. Der VBE fordert auch hier die Anerkennung der Gleich­wertigkeit schulischer Füh­rungsarbeit. „Die Leitung einer Grundschule oder einer Schule der Sekundar­stufe I ist genauso wichtig wie die Leitung eines Gymnasiums“, sagt Freund.

86 Prozent der Bundesbürger meinen, dass Schulleiter ausgebildete Lehrer sein müssen. Fast jeder zweite teilt aber auch die Meinung, dass die Rektoren nicht ausreichend auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Das schlägt sich im Ansehen der Schulleiter nieder. Nur 25 Prozent der Bundesbürger sa­gen, dass Rektoren in der Bevölkerung ein hohes Ansehen haben, während 58 Prozent glauben, dass Schulleiter ein mittleres Ansehen haben. 14 Prozent gaben an: Rektoren haben wenig Ansehen. Den Ruf einer Schule rechnen sechs Prozent der Bundesbürger eher dem Schulleiter zu. 59 Prozent meinen, dass der Ruf der Schule vom Schulleiter und dem Kollegium abhängt, so eine vom VBE Bund in Auftrag gegebene repräsentative Forsa-Umfrage.

Angesichts der unattraktiven Rahmenbedingungen wird es immer schwieriger, frei werdende Schulleiterstellen wieder zu besetzen. Dies trifft verstärkt kleinere Schulen und Grundschulen. Besonders benachteiligt werden Frauen, denn die Bedingungen für die Leitung von Grundschulen sind am schlechtesten. Die be­troffenen Kolleginnen sind als Grundschullehrkräfte am unteren Ende der Besol­dungsskala. Bei höchster Unterrichtsverpflichtung, voller Klassenlehrertätigkeit und Schulleitungsverantwortung erhalten die Kolleginnen die geringste Bezah­lung. Da die Unterrichtsversorgung Vorrang hat, können Schulleiterinnen häufig nicht einmal die Mindestanrechnung von acht Wo­chenstunden wahrnehmen und verlagern die Leitungsarbeit ‚freiwillig‘ in die Abendstunden.

3. Oktober 2011