VBE sieht große Not im Sonderschulbereich

Pädagogen fehlt eine entsprechend starke Lobby in der Gesellschaft

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht die Sonderschulen in Ba­den-Württemberg zurzeit ein wenig im Abseits. Die VBE-Referatsleiterin Uschi Mittag macht bereits vor Schuljahresbeginn eine „große Not“ bei der Versorgung der Schulen mit Sonderpädagogikstunden aus.

Uschi Mittag, VBE-Referatsleiterin Sonderschulen

Vor ernsten Erkrankungen sind auch Sonderschulpädagogen nicht gefeit. „Was aber besonders prekär ist“, klagt die VBE-Referatsleiterin Mittag, sei, dass es nur eine ganz kurze Liste mit Namen von Lehrern gebe, die die sonderpädago­gische Ausbildung absolviert haben und als Krankheitsvertretung in Betracht kommen könnten. So müssten an Sonderschulen auch Grund- und Hauptschul­lehrer, Erzieher, Heilpädagogen und Physiotherapeuten als Krankheitsvertretung eingesetzt werden, sofern sie überhaupt zur Verfügung stehen. Junge Kollegin­nen werden schwanger und dürfen aufgrund des Beschäftigungsverbotes schon lange vor Beginn des Mutterschutzes nicht mehr eingesetzt werden. Da dieses Fehlen aber nicht als Krankheit gilt, ist es schwierig, Ersatz für die ausfallenden Stunden zu bekommen.

Außenklassen und Kooperationsklassen haben sich intensiv auf den Weg ge­macht, wissen aber teilweise nicht mehr, wie sie mit den zugewiesenen Ressour­cen all die Pflichtfelder abdecken sollen – denn diese Neuerungen werden in der Lehrerstundenzuweisung nicht genügend berücksichtigt, obwohl jede Koopera­tionsklasse rund 12-15 Lehrerwochenstunden zusätzlich benötigt.

Die Förderschulen werden – entsprechend dem Organisationserlass – prozentu­al der Gesamtschülerzahl des Einzugsgebietes mit Lehrerstunden versorgt, ob­wohl die Zahl der Schüler in den Förderschulen nicht analog zu der der übrigen Schulen zurückgeht. „So entstehen zwangsläufig zusätzliche Defizite“, klagt Mittag.

Wenn Eltern im Zuge der Inklusionsbemühungen auf einer Beschulung des behinderten Kindes an der örtlichen Grundschule bestehen, müssen Grundschul­kollegen das sonderpädagogische Bildungsangebot umsetzen, ohne dafür ent­sprechend ausgebildet zu sein.

Der VBE hofft nun auf die Zusage der neuen Landesregierung, mehr Sonder­schulpädagogen einzustellen, die dann auch an den Grundschulen für bedarfs­gerechte Angebote sorgen könnten.

28. August 2011

VBE: Lieber Klasse statt Masse in die Schultasche packen

Abc-Schützen wissen sehr wohl, welches Ranzenmuster Mode ist

Stuttgart. Obwohl noch Sommerferien sind, tauchen in den Tageszeitungen verstärkt Anzeigen zum Schulanfang auf, dekorieren Geschäfte die Schaufenster mit Schreibutensilien in allen Variationen. Der Verband Bildung und Erzie­hung (VBE) rät Eltern, beim Kauf von Unterrichtsmaterialien mehr auf Klasse statt auf Masse im Ranzen zu achten und damit den Schülern die tägliche Arbeit zu erleichtern. Buntstifte, deren Minen beim Malen und An­spitzen ständig abbrechen, sorgen für Frust statt für Lust im Unterricht.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

In den Kaufhäusern, Schreibwarenläden und in den Supermarktketten hat man sich vom Warensortiment her bereits auf den bevorstehenden Schulanfang ein­gestellt. Thematisch entsprechend dekorierte Schaufenster, Sondertische und bunte Prospekte machen Eltern klar, für was sie in den nächsten Tagen Geld auszugeben haben; denn trotz in Baden-Württemberg gesetzlich verankerter Lernmittelfreiheit müssen etliche Unterrichtsmaterialien von den Erziehungsbe­rechtigten eingekauft und damit selbst finanziert werden. „Das geht ganz schön ins Geld“, versichert der VBE-Sprecher, vor allem wenn man zum ersten Mal einen Schüler komplett mit Ranzen, Mäppchen, Sportzeug, Zeichenblock, Mal­kasten mit Pinseln und diversen Buntstiften auszurüsten habe.

Der VBE empfiehlt Eltern, für das kommende Schuljahr nur die Arbeitsmate­rialien zu besorgen, die auch wirklich benötigt werden, und bei den Produkten mehr auf Klasse statt auf Masse im Ranzen zu achten. „Fünf oder sechs qualita­tiv höherwertige Farbstifte sind besser als die supergünstige Großpackung mit 48 Buntstiften, bei denen aber ständig die meist minderwertigeren Minen abbre­chen und beim Schüler dann viel schneller Frust statt Lust in der Schulstunde oder bei den Hausaufgaben hervorrufen“, sagt der VBE-Sprecher.

Bei der Auswahl eines neuen Ranzens lassen sich Schüler in der Regel auf keine Diskussionen mit den Eltern ein und wollen nur die Modelle, deren De­signs gerade voll im Trend liegen, dabei gibt es im Handel Schulranzen mit Mustern aus dem Vorjahr häufig mit erheblichen Preisnachlässen. Eltern von „modebewussten“ Erstklässlern  haben jedoch kaum Chancen, ihren Kindern diese wesentlich günstigeren „Auslaufmodelle“ für den Schulbeginn schmack­haft zu machen. Selbst bei Schulanfängern gibt es schon Prestigedenken und einen Gruppenzwang.

26. August 2011

VBE: Streit zwischen Schavan und Strobl ist müßig

Weil der Hauptschule die gesellschaftliche Anerkennung fehlte, rutschte sie auf die Rote Liste der bedrohten Schularten

Stuttgart. „Der Streit zwischen der Bundesbildungministerin Annette Schavan (CDU) und CDU-Landeschef Thomas Strobl, wie es mit der Hauptschule weitergehen soll, ist rein akademischer Natur, denn die Hauptschule steht bereits auf der `Roten Liste´ der vom Aussterben bedrohten Schularten“, sagt Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Jeder habe in der Vergangenheit zwar stets beteuert, wie wertvoll die Hauptschule im gegliederten Schulwesen sei, habe aber das eigene Kind – wenn immer nur möglich – auf die Realschule oder das Gymnasium geschickt – und nicht auf die Hauptschule.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Die Hauptschule krankte daran, dass ihr die gesellschaftliche Anerkennung immer mehr versagt worden war“, beklagt der VBE-Landeschef. Jeder beteuerte zwar, wie wertvoll diese Schulart im gegliederten Schulwesen sei, schickte aber die eigenen Kinder auf jede andere Schule, nur nicht auf die Hauptschule. „Der abgewandelte Sponti-Spruch `Stell dir vor, es gibt Hauptschulen und keiner geht hin!´ ist immer mehr Realität geworden“, sagt Brand.

Waren es bisher lediglich die Schüler und deren Eltern, die, falls irgendwie möglich, einen großen Bogen um die Hauptschule machten, mieden auch immer mehr Lehrer diese von der Bevölkerung ungeliebte Schulart. „Die wenigsten Junglehrer wollten freiwillig an die Hauptschule“, versichert Brand, da habe auch die Werkrealschule kein Umdenken gebracht. Ab dem kommenden Win­tersemester werden keine Grund- und Hauptschullehrer mehr gemeinsam aus gebildet, sondern nur noch Haupt- und Realschullehrer.

Leider war es der Bevölkerung kaum bewusst, mit welch leistungsfähigen Reformkonzepten und hohem Engagement der Lehrkräfte in den Hauptschulen bisher gearbeitet worden ist, moniert der VBE-Chef. Aber mit dem Kompetenzen gerangel zwischen der Bundes-CDU und der CDU in Baden-Württemberg lasse sich die „gefühlte Minderwertigkeit“ der Hauptschule nicht mehr beseitigen. Eine Schulart, die keine Schüler mehr habe, könne wohl nur noch „die letzte Ölung“ bekommen, bedauert Brand die negative Entwicklung.

19. August 2011

VBE: Ein frühes und konsequentes Engagement aller Eltern unterstützt den Erfolg beim nächsten Bildungsmonitor

Stuttgart. Anlässlich des dritten Platzes beim jüngsten Bildungsmonitor hat der Erfolg wieder viele Väter. Diejenigen aber, die Baden-Württemberg gerne auf dem ersten Platz sehen würden, schimpfen auf die bisherige Bildungspolitik.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Natürlich ist bei der Bildung der Staat gefordert, der die Schulpflicht gesetzlich verankert hat. Trotzdem dürfen Eltern nicht aus ihrer Erziehungspflicht entlassen werden, die sogar im Grundgesetz so festgeschrieben ist“, moniert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

 

Zuallererst sind bei der Bildung und Erziehung der Kinder die Eltern gefordert, dann unterstützen Kindergärten und Schulen diese bei ihrem heute sicher nicht einfachen Erziehungsauftrag. Was in frühester Kindheit aus Nachlässigkeit oder Unwissenheit versäumt worden ist, lässt sich später – wenn überhaupt – nur mit größter Kraftanstrengung und hohem finanziellen Aufwand wieder ausbügeln. Deshalb müsste nach Auffassung des VBE sinnvollerweise auch dort angesetzt werden, wo man am meisten bewirken kann: beim Kleinkind. Alles andere artet meist nur in mehr oder minder hilflose Reparaturversuche aus.

In den Schulen sollte wieder mit „Disziplin“ gelernt werden können. Es dürfe nicht sein, dass täglich viel kostbare Zeit verschwendet werde, weil in den Klassenzimmern von den Lehrern grundsätzlich zunächst einmal die für den Unterricht notwendige Arbeitsruhe hergestellt werden müsse, mahnt der VBE-Sprecher eigentlich Selbstverständliches an.

Schon PISA habe gezeigt, dass das Einfordern von Leistung für den Lernerfolg effektiver sei als der Verzicht darauf, betont der VBE-Sprecher. Ohne Anstrengung, ohne die richtige Mischung aus Motivation und Üben lernten die Schüler zu wenig. Das werde gerade bei den Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen deutlich, die ohne Fleiß und beharrliches, eigenständiges Üben – auch daheim im Elternhaus – nicht zu bewerkstelligen seien.

Lange Zeit sei es verpönt gewesen, Disziplin und Leistung zu fordern. Lehrer, die darauf bestanden, wurden als altmodisch, konservativ und reaktionär verunglimpft. „Begriffe wie Lernen, Leistung und Anstrengungsbereitschaft sind bei vielen heute leider noch immer negativ besetzt“, kritisiert der VBE-Sprecher. Die Gesellschaft toleriere allzu gern, wenn Schule als ein notwendiges Übel, als eine lästige Nebensache dargestellt werde. In Ländern, die bei Vergleichen gut abgeschnitten haben, werden Leistung und Erfolg in der Schule als etwas Positives, Erstrebenswertes angesehen. Dort würden Schüler, die durch herausragende Leistungen glänzten, von Klassenkameraden nicht als Streber verachtet.

Disziplin in der Schule einzufordern, bedeutet keineswegs ein Zurück zum Rohrstock, zum rüden Kasernenhofton oder zum stupiden Drill.

Für einen effektiven Unterricht ist es von elementarer Bedeutung, dass Schüler sich voll konzentrieren und dauerhaft in Ruhe arbeiten können. Die konsequente und früh einsetzende Erzie­hung der Kinder durch das Elternhaus bietet eine wesentliche Voraussetzung dafür. Elternhaus und Schule sollten sich bei der Bildung und Erziehung der Kinder als verlässliche Partner sehen und entsprechend achten.

17. August 2011

Die kürzeste Strecke muss nicht immer die beste sein

VBE rät, den Schulweg der neuen Erstklässler schon jetzt zu üben

 

Stuttgart. Eltern, deren Kindergartenkind nach den Ferien ein Grundschüler wird, rät der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, jetzt, noch vor dem offiziellen Schulanfang, den sichersten Schulweg herauszusu­chen, diesen an mehreren Tagen in aller Ruhe gemeinsam mit dem Sohn oder der Tochter abzulaufen und den Weg so regelrecht einzuüben. Viele Städte und Kommunen geben als Hilfe sogenannte Schulwegpläne heraus, die wichtige Informationen zur Situation vor Ort enthalten.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Zurzeit sind Sommerferien, und trotzdem empfiehlt der VBE den Eltern von künftigen Erstklässlern, jetzt schon an die Schule zu denken. Nicht nur der Ran­zenkauf ist wichtig. Eltern von ABC-Schützen sollten die Zeit vor Schulbeginn dazu nutzen, dem Kind die nötige Sicherheit für den künftigen Schulweg zu geben. „Schulanfänger und deren Eltern können Ängste abbauen und mögliche Gefahren minimieren, wenn sie die Schulzeit bereits in den Ferien vorbereiten, gemeinsam den gefahrenärmsten Schulweg auswählen und ihn zur Probe mehr­mals ablaufen, wenn möglich zu den entsprechenden Zeiten morgens und mit­tags“, rät der VBE-Sprecher. Das gebe allen Beteiligten ein gutes Gefühl, vor allem, wenn am Ende der Übungen die Kinder den Eltern den Schulweg „zei­gen“ und diese dann „führen“ dürfen. Wenn Schüler in ländlichen Gegenden den Bus benützen müssen, könne auch das Busfahren geübt werden.

Bei Verkehrsunfällen mit Schulkindern hat die Frage, wer daran „Schuld“ ist, eine untergeordnete Bedeutung. Vorbeugung ist viel wichtiger, damit es erst gar nicht zu einem Unglück kommt.

Kindergärten und Schulen greifen regelmäßig das Thema „Gefahren im Stra­ßenverkehr“ auf und üben mit den Kindern die Vermeidung von kritischen Situ­ationen – oft mit Unterstützung der örtlichen Polizei oder in Zusammenarbeit mit der Jugendverkehrsschule.

Den ganz persönlichen Schulweg mit seinen spezifischen Gefahrenpunkten kennen die Eltern am besten. Diese können ihr Kind individuell auf die Teilnah­me am Straßenverkehr vorbereiten.

Schulwegpläne der Städte und Kommunen sind eine Hilfe beim Heraussuchen des sichersten Weges, der nicht immer der kürzeste ist.

10. August 2011

VBE: Pädagogische Assistenten brauchen Sicherheit

Bernhard Rimmele, Leiter des Referats „Arbeitnehmer““ des VBE Baden-Württemberg und des VBE Südbaden

Landesbezirk Südbaden. Den Verband Bildung und Erziehung (VBE) freut es, dass Bildung in der Koalitionsvereinbarung der grün-roten Regierung einen hohen Stellenwert hat. „Um diese hehren Ziele zu erreichen braucht man aber Personal“, stellt Bernhard Rimmele, der Leiter des Referats „Arbeitnehmer“ im Verband Bildung und Erziehung (VBE) Südbaden fest. Umso ärgerlicher sei, dass bisher weder die Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer noch ihr Ministerium ein Wort zur Weiterbeschäftigung der Pädagogischen Assistenten (PA) an Haupt- und Werkrealschulen über den Januar 2012 hinaus verlauten ließen. Die PAs brauchen Arbeitsplatzsicherheit, wenn sie nicht über Nacht in die Arbeitslosigkeit abrutschen wollen. Und jene Schulen, die inzwischen einen ordentlichen Stamm an PAs haben, brauchen Planungssicherheit über den Januar 2012 hinaus. Deshalb fordert der VBE eine baldige Entscheidung über deren Weiterbeschäftigung.

 

Wie Bernhard Rimmele zudem verlauten lässt, gibt es im Bereich der PAs auch weitere Dinge zu beleuchten, die unabhängig vom Januar 2012 zu klären sind. Denn die PA an Grundschulen sind noch ein weiteres Jahr bis längstens zum Januar 2013 beschäftigt. So fordert Rimmele die Tarifparteien auf, in den Arbeitsgruppen endlich das Ergebnis umzusetzen, dass Pädagogische Assistenten in der Entgeltgruppe E 8 eingestuft werden. Die nun Monate dauernde zögerliche  Haltung missfällt dem VBE als für die Pädagogischen Assistenten zuständige Gewerkschaft.

Des Weiteren -so ist der VBE überzeugt- sei es nun an der Zeit, die im Haushalt bereitgestellten Mittel in feste Stellen umzuwandeln. Dies, so Rimmele, wäre in diesem Bereich eine Verwaltungsvereinfachung und brächte für alle Beteiligten eine größere Verlässlichkeit. „Mit einem ‚Sich – immer – nur – von – Ast – zu – Ast – Hangeln‘ ist keinem gedient. Bildung erfordert eine langfristig angelegte Strategie. Wenn das Land eine bessere Schule möchte, was der VBE sehr begrüßt, dann muss es sich das Personal dafür etwas kosten lassen.“

Der VBE hofft, dass nach einem hoffnungsvollen Start in ein neues Bildungszeitalter der grün-roten Koalition nicht schon beim zweiten Schritt die Luft ausgeht.

15. August 2011

Lehrer wollen nur noch selten Rektor werden

 

VBE: Ohne eine Bestenauswahl leidet die Qualität der Schulen

 

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Stuttgart. „Die Schulen werden in den nächsten Jahren wegen anstehender Pensionie­rungen viele neue Rektoren und Stellvertreter benötigen, dabei ist es bereits heute sehr schwer, genügend Lehrer für Leitungsaufgaben zu gewinnen“, sorgt sich der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Immer weniger Pädagogen wollen selber Chef werden. Manche Stellen müssten wiederholt ausgeschrieben werden. Oft suche die Schulaufsicht händeringend nach geeignetem Personal, was nicht gerade für die Attraktivität des Leitungsamtes spreche. „Wenn es keine Bestenaus­wahl mehr gibt, leidet auf Dauer die Qualität der Schulen“, warnt Brand.

Meist gibt es für frei gewordene Rektoren- und Konrektorenstellen – wenn über­haupt – nur einen Bewerber oder eine Bewerberin. Immer wieder mussten Schul­leitungsstellen erneut ausgeschrieben werden, weil sich zunächst kein Interes­sent gemeldet hatte, auch wenn der Schulstandort selber durchaus attraktiv war. Landesweit gibt es – vor allem im Grund-, Haupt- und Werkrealschulbereich – im Schnitt für jede zweite Schulleitungsstelle nur einen Bewerber. Von einer echten „Auswahl“ könne da schon lange nicht mehr die Rede sein, sagt Brand.

Die zunehmende Arbeitsbelastung der Rektoren ist nicht gut für die Schulen. Die Stundenermäßigungen für Schulleitungen orientieren sich an der Zahl der Klassen. Durch zurückgehende Schülerzahlen nehmen Anrechnungsstunden für Leitungsaufgaben zwangsläufig ab, obwohl die Arbeit durch problematischere Schüler eher mehr wird. Die Aufgaben nehmen auch weiter zu, wenn Schulen unter dem wohlklingenden Titel „operativ eigenständige Schule“ untereinander verstärkt in Wettbewerb treten, sich in kleinere „Wirtschaftsbetriebe“ mit eige­nem Budget verwandeln und Rektoren zwangsläufig zu „Managern“ werden.

„Schulleitungen brauchen die Unterstützung durch Politik und Kultusverwal­tung“, fordert der VBE-Landeschef, „denn sie können unter den derzeitigen Ar­beitsbedingungen ihre Aufgaben nicht mehr so erfüllen, wie es notwendig und für die Schulen gut wäre.“ Schon gar nicht könnten die Rektoren unter den aktu­ellen Bedingungen dem Anspruch des ´Motors der Schulentwicklung´, des Im­pulsgebers, des Team- und Personalentwicklers oder des innovativen Gestalters gerecht werden. „Obendrein ist das Besoldungsgefüge für Schulleiter ganz schön in Schieflage geraten“, moniert Brand den finanziell meist weniger attrak­tiven Anreiz, Verantwortung in einer Leitungsfunktion zu übernehmen.

14. August 2011

VBE: Kinder wieder als wertvoll für die Gesellschaft ansehen

Reich an Kindern zu sein, heißt häufig, arm durch Kinder zu werden

 

Stuttgart. Kinder werden heute von der Gesellschaft und von vielen Paaren mehr als Belastung denn als Bereicherung angesehen. Kinder groß zu ziehen, ist gleichbedeutend mit erheblichen finanziellen Aufwendungen und deutli­chen persönlichen Einschränkungen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Elternzeit, mehr Kindergeld und zu­sätzliche staatliche Betreuungsangebote sind lediglich die sprichwörtlichen Tropfen auf dem heißen Stein und haben noch nicht zu dem erhofften An­stieg der Geburtenrate geführt“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg.

Die Entwicklung zur Spaß- und Erlebnisgesellschaft bei gleichzeitiger Zunahme einer gewissen sozialen Kälte hat mit dazu geführt, dass die Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft einzusetzen und persönliche Einschränkungen auf sich zu nehmen, gesunken ist, nicht nur was ehrenamtliche Tätigkeiten betrifft, sondern auch im Hinblick auf die Gründung von Familien mit Kindern.

Junge Menschen hören täglich, wie teuer Kinder für die öffentlichen Haushalte sind. Ausgaben für Familien, für Bildung und Erziehung sollten nach Auffas­sung des VBE daher in Haushaltsplänen nicht mehr als lästige „Unkostenpos­ten“, sondern als wertvolle Investitionen in die Zukunft der Gesellschaft ange­sehen werden. „Aber nicht nur finanziell, auch von der Wertschätzung her muss die Bereitschaft, ein Kind oder gar mehrere Kinder zu bekommen, zu versorgen, zu betreuen und groß zu ziehen eine spürbare Aufwertung erfahren“, so Brand.

Der ungünstigen demographischen Entwicklung könnte entgegengewirkt wer­den durch eine höhere finanzielle Förderung junger Familien, durch attraktive, bezahlbare Wohnungen und kinderfreundliche Vermieter, durch den Ausbau qualitativ hochwertiger Kindertagesstätten, durch verbesserte Rahmenbedingun­gen an den Schulen, durch Unterstützung der Familien in schwierigen Situatio­nen durch entsprechende Fachleute und letztendlich auch durch Überwindung der gesellschaftlichen Ächtung von Paaren mit mehreren Kindern.

„Und obwohl Menschen gerne nach Reichtum, Geld und Anerkennung stre­ben, ist das Wort Kinder-r-e-i-c-h-t-u-m heutzutage eindeutig negativ besetzt“, stellt der VBE-Vorsitzende fest. Reich an Kindern zu sein, bedeute in der Reali­tät häufig, arm durch Kinder zu werden und in der sozialen Hierarchie abzurut­schen. Das sei auf Dauer für eine Gesellschaft aber alles andere als gut.

7. August 2011

VBE: Mehr als nichts – aber weniger als verdient

Landesbezirk Südbaden. Es ist unzweifelhaft ein Erfolg des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) und seines Dachverbandes Beamtenbund – Tarifunion Baden-Württemberg (BBW), dass die grün-rote Landesregierung nun einen Gesetzentwurf zur Besoldungsanpassung eingebracht hat, um das im Tarifbereich erzielte Abschlussergebnis auch auf die Beamten zu übertragen.

Ekkehard Gabriel, Vorsitzender des VBE Südbaden

Dies stellt der Vorsitzende des VBE Südbaden, Ekkehard Gabriel (Gundelfingen) anlässlich des derzeit laufenden Beteiligungsverfahrens der Spitzenorganisationen fest. Danach wird es nicht nur bei zwei Prozent bleiben, die der damalige Ministerpräsident Mappus den Beamten bereits vor der Landtagswahl gewährt hatte. Vielmehr werden die Bezüge im Januar 2012 nochmals steigen.

Gabriel erklärt: Da im Tarifbereich als Ergebnis insgesamt etwa 2,5 Prozent herausgehandelt wurden, hat es für 2011 mit der Augustbesoldung für die Beamten eine verminderte Einmalzahlung gegeben. Diese betrug beispielsweise in der Besoldungsgruppe A 12    180.- EURO,   in A 13    160.- EURO.  Im B-Bereich und vergleichbar hohen Besoldungsgruppen ist allerdings keine Auszahlung erfolgt.

Vom Januar 2012 an sollen die Bezüge dann erneut linear um 1,2 Prozent steigen und anschließend um einen Sockelbetrag von 17 EURO (Anwärter 6 EURO) erhöht werden. Weitere 0,2 Prozent werden der Versorgungsrücklage zugeführt.

Mit diesen Maßnahmen wurden die im Tarifbereich ausgehandelten Gehaltserhöhungen bis auf die dritte Kommastelle genau auf den Beamtenbereich übertragen. Für 2011 und 2012 entspricht dies einer Erhöhung von 3,428 Prozent. Ekkehard Gabriel: „Dies ist ein ordentliches Ergebnis mit dem der VBE recht zufrieden ist.“ Das einzig Ärgerliche daran sei, dass die Politiker sich selbst die Diäten ab 1. Juli 2011 um 4,55 Prozent angehoben haben. Verdient hätten dies die Lehrkräfte auch!

05.08.2011

Auch VBE beklagt zunehmende Spracharmut bei Kindern

Zur Pressemitteilung des Kultusministeriums 100/2011:

Stuttgart. Kinder und Jugendliche bekommen über den Bildschirm die ganze Welt frei Haus geliefert, können aber immer weniger mit Worten ausdrücken, was sie gesehen haben, weil sie mit den Bildern häufig allein gelassen wer­den. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht mit Sorge, dass Sprachentwicklungsverzögerungen und -störungen bei Kin­dergarten- und Grundschulkindern deutlich zugenommen haben – und zwar bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Dem VBE liegt es fern, moderne Medien zu verteufeln, denn der gezielte Ein­satz von Fernsehen und Computer ist positiv für die Entwicklung der Schüler. Doch nicht jede Sendung, die den Stempel „Kinderfernsehen“ trägt, ist für Kin­der geeignet. Während „Die Sendung mit der Maus“, „Galileo“, „Expeditionen ins Tierreich“ und ähnliche TV-Angebote pädagogisch wertvolles „Schulfernse­hen“ sind, bereichern die nachmittäglichen Talk- und Gerichtshows der Privaten nicht gerade den kindlichen Wortschatz mit den Begriffen, wie sie in der Schule benötigt werden.

Der VBE warnt davor, Kinder vor dem Bildschirm allein zu lassen. Der VBE appelliert an alle Erziehungsberechtigten, mit den Kindern immer wieder über das Gesehene zu reden. Bei etlichen Stunden täglichen Fernsehkonsums bleibt den Kindern wenig Zeit, die Umwelt auf eigene Faust zu erkunden. Lebenser­fahrungen werden verstärkt virtuell aus zweiter Hand gesammelt. Der Wort­schatz des Kindes vermehrt sich nicht, sondern verkümmert, wenn er nicht benützt wird. Aus Büchern vorlesen und mit dem Kind darüber sprechen kann jede Mutter, jeder Vater.

Nicht nur die Kindergärten und Schulen seien gefordert, sondern zunächst die Eltern, egal, ob alleinerziehend oder nicht, unterstreicht der VBE-Sprecher die Forderung, Eltern bei der Bildung und Erziehung ihrer Kinder wieder verstärkt zu beteiligen. Mit ein wenig Zeitaufwand und ganz geringem finanziellen Ein­satz (Bücher kann man auch ausleihen) lasse sich so jedes Kind in der Familie ganz früh fördern, so der VBE-Sprecher.

3. August 2011