Kürzungen der Fortbildungsmittel: Bessere Schule durch weniger Fortbildung?

Mit Mut und Zuversicht hat die neue Landesregierung viele Baustellen an der Bildungsfront eröffnet. Neue Ideen müssen aber, so wollte man meinen, auch von umfassender Fortbildung begleitet werden. Meinrad Seebacher (Waldkirch), Geschäftsführer des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) im Landesbezirk Südbaden, äußert sich allerdings verwundert über Pläne, im Schulbereich die Ausgaben für die Fortbildung weiter zu reduzieren.

Meinrad Seebacher

Meinrad Seebacher, Geschäftsführer des VBE Südbaden

„Wie sollen neue Maßnahmen umgesetzt werden, wenn die betroffenen Lehrkräfte nicht umfassend informiert werden können, was gewollt ist?“, stellt Seebacher die Gretchenfrage. Die angestrebte Nullverschuldung des Finanzministers ist angesichts großer Löcher im Landeshaushalt zwar ein heeres Ziel. Wenn aber zeitgleich im Kultusbereich eine bessere Schule propagiert wird, die eigentlich die Investition von  Hunderten von  Millionen erfordert, so sind das sich widersprechende Ziele, deren Umsetzung erneut durch Arbeitsverdichtung nur auf dem Rücken der Lehrkräfte erfolgen kann. Der VBE Südbaden lehnt es ab, so Seebacher, den Lehrkräften immer noch mehr aufzuladen, ohne ihnen entsprechende Entlastungen zu gewähren.

Was den VBE-Geschäftsführer weiterhin ärgert ist das Online-Verfahren „LFB 2“ mit dem sich Fortbildungswillige anmelden müssen: „Dieses elektronische Verfahren simuliert den Anschluss an die moderne, vernetzte Welt, ist aber bedienungsmäßig der Steinzeit zuzurechnen“, schimpft Seebacher. Viele Lehrkräfte hätten es bereits aufgegeben, sich stundenlang im Datenwust zu orientieren. Dieses Chaos spiegelt sich bei den Lehrgängen wieder: Absagen von Lehrgängen mit geringen Teilnehmerzahlen erfolgten zu spät, Fortbildungswillige stehen vor verschlossenen Türen, weil eine Anmeldung nicht bis zum Empfänger weitergeleitet wurde oder weil die Absage den Teilnehmer nicht erreicht hat. „Wenn dann von der Amtsspitze noch ständig in Form von populistischen Aussagen Öl ins Feuer gegossen wird, könnte man die Lust auf Fortbildung noch ganz verlieren. 90 Prozent aller Fortbildungen im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulbereich (das ist der Bereich dem die im VBE organisierten Kräfte vorzugsweise angehören) finden in der unterrichtsfreien Zeit statt. Es bestehe keinerlei Anlass für das Ministerium, immer wieder öffentlichkeitswirksam darauf hinzuweisen, dass Fortbildung in der Freizeit durchgeführt werden müsse. „Eine bessere Schule ist nur mit entsprechender Fortbildung zu erreichen“, ist Seebacher überzeugt. Der VBE dränge auf eine deutliche Verbesserung der Anwendung von „LFB 2“. Eindeutig werde in diesem Bereich am falschen Platz gespart.

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