Wenn man sich mit der Bildungslandschaft und Pädagogik näher beschäftigt, kommt man kaum am renommierten Bildungswissenschaftler John Hattie vorbei – hatte der neuseeländische Pädagoge doch mit seiner Studie „Visible Learning“ international für Furore gesorgt. „Was zeichnet erfolgreiche Bildungssysteme aus?“, hieß die aktuelle Frage, der die bundesweite Fachtagung in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin nachging. Hattie war bei der Tagung als Redner und als Teilnehmer einer sich anschließenden Podiumsdiskussion geladen.
Mit dabei waren auch die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper, Staatssekretärin Sandra Boser, Ministerialdirektor Daniel Hager-Mann, der Präsident des ZSL Prof. Thomas Riecke-Baulecke, sowie die Kultusministerin aus Rheinland-Pfalz, Stefanie Hubig, die Kultusministerin aus Schleswig-Holstein Katrin Prien und der brandenburgische Bildungsminister Steffen Pfeiffer sowie weitere Akteure aus der Bildungspolitik.
Hattie: Schule muss sich wieder auf die Kernbereiche konzentrieren
Gerhard Brand, der als VBE-Landes- und -Bundesvorsitzender an der Veranstaltung teilnahm, konnte sich mit John Hattie, der an der Universität in Melbourne lehrt, schon im Vorfeld der Fachtagung unterhalten. Der Tenor von Hattie: Schule muss sich wieder auf die Kernbereiche konzentrieren. Dass das Gelingen kann, benötigen wir multiprofessionelle Teams an Schulen, bestehend aus Schulsozialarbeitern, Schulpsychologen, medizinischen Fachkräften und Assistenzen für die Schulverwaltung, die die Kollegen außerhalb des Unterrichts unterstützen können. Eine Forderung, die der VBE schon lange an die in der Bildungspolitik Verantwortlichen richtet. Ein heißes Thema bei der Fachtagung: Künstliche Intelligenz. Hier heißt es „Gas geben!“. Hattie trat dafür ein, dass man die Schulen für den Einsatz von KI und mit deren Umgang umgehend fit macht.
Schaut man auf den Unterricht, liegt das Augenmerk des Bildungsforschers auf dem „impact“ – also wie Maßnahmen wirken. Der Schwerpunkt aller Fortbildungen muss stets auf dem sichtbaren Nutzen für die Schüler liegen. Hattie ist zudem ein Befürworter von direktem Schülerfeedback – ein Punkt, den der VBE jedoch kritisch betrachtet.
Australien: Karrieremodell für Lehrkräfte
Um zu zeigen, wie die Attraktivität des Lehrberufs gesteigert werden kann, gab Hattie einen kleinen Einblick in das australische Modell. Um einige Rahmenbedingungen zu nennen: Viertagewoche und ein Tag unterrichtsfrei, der von den Kolleginnen und Kollegen zu sonstigen Aufgaben schulischer Natur genutzt wird. Laut Hattie ein Erfolgsmodell, das die australischen Kolleginnen und Kollegen lieben würden, sagt er. Dazu kommt noch ein Karrieremodell mit verschiedenen Zertifizierungsstufen. Wie Hattie im Gespräch mit Gerhard Brand erwähnte, hat man auch in Australien mit einem Mangel an Fachkräften zu kämpfen. Der beschrittene Weg sei gleichwohl kein Königsweg.
Für den VBE war die Fachtagung eine gewinnbringende Veranstaltung, um sich zu vernetzen, neue Einblicke in die Bildungsforschung zu erhalten und Positionen auszuloten.