Schulleitung: Top motiviert trotz höchster Arbeitsbelastung

Auf einer gut besuchten Landespressekonferenz hat der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg eine aktuelle Umfrage zur Zufriedenheit von Schulleiterinnen und Schulleitern vorgestellt. In der Umfrage zeigt sich, dass Schulleitungen der Lehrermangel zu schaffen macht. Die baden-württembergischen Schulleitungen gehen allen Widrigkeiten zum Trotz dennoch gerne zur Arbeit. Der VBE-Landesvorsitzende, Gerhard Brand, stellte die Ergebnisse auf der Pressekonferenz vor.

Wie zufrieden sind Schulleitungen in Baden-Württemberg? Welchen Belastungen muss man sich als Schulleitung stellen? Wer unterstützt Schulleiterinnen und Schulleiter in ihrem Beruf? Mit einer Reihe von Fragen hat sich das Umfrageinstitut forsa im Auftrag des VBE an Schulleitungen in Baden-Württemberg gewandt. 1.200 Schulleiterinnen und Schulleiter allgemeinbildender Schulen wurden in Deutschland befragt, über 250 davon in Baden-Württemberg. Die Ergebnisse der Auskoppelung für das südwestlichste Bundesland hat der Landesvorsitzende, Gerhard Brand, auf einer Landespressekonferenz interessierten Journalistinnen und Journalisten vorgestellt.

Schulleitungen haben vor allem mit dem Lehrermangel zu kämpfen

In der Umfrage des VBE zeigt sich, dass Schulleitungen in Baden-Württemberg derzeit vor allem mit dem Lehrermangel zu kämpfen haben. 59% der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter gaben an, dass der Lehrermangel aktuell das größte Problem an der Schule sei. Auf den weiteren Rängen folgten ‚Arbeitsbelastung und Zeitmangel (21%), Inklusion und Integration (19%), das Schulgebäude (15%), die Eltern der Schülerinnen und Schüler (14%) sowie die Bildungspolitik und Behörden (14%). Fast ein Drittel der Schulleitungen (32%) bestätigte in der Umfrage auch, dass sie an der eigenen Schule mit Lehrermangel und unbesetzten Stellen zu kämpfen haben.

Brand stellt fest: „Es geht aus der Umfrage deutlich hervor, dass der Mangel an Lehrkräften die Qualität an den Schulen beeinträchtigt und Schulleitungen sowie Lehrkräfte in ihrer Arbeit belastet. Schulleitungen müssen aktuell den Mangel verwalten und viel ihrer Zeit dafür aufwenden, den Unterricht sicherzustellen. Das ist auch keine Perspektive, die junge Nachwuchskräfte reizt. Wer wird schon gerne Kapitän auf einem leckgeschlagenen Schiff?“

Schulleitung macht Freude – Schulleiterinnen und Schulleiter gehen gerne zu Arbeit

Als größte Belastungsfaktoren bei der Arbeit geben Schulleitungen ein stetig wachsendes Aufgabenspektrum an (92%), dass Politiker bei ihren Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachten (87%), dass Verwaltungsarbeiten zunehmen (84%) und dass das Zeitbudget nicht ausreicht (78%). Trotz dieser Belastungen und Probleme geben 94% der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter an, dass sie sehr gerne oder eher gerne zur Arbeit gehen. 84% geben an, dass sie ihre Aufgaben als Schulleitung immer oder häufig zu ihrer eigenen Zufriedenheit erfüllen können. 70% empfehlen den Beruf weiter.

Der VBE-Landesvorsitzende ergänzt: „Dieses Ergebnis, dass Schulleitungen trotz hoher Belastung gerne zur Arbeit gehen, ist Außenstehenden schwer zu erklären. Im Schulbereich stoßen wir aber oft auf dieses Phänomen: Die Arbeitsbelastung ist sehr hoch, dennoch gehen die Beschäftigten gerne zur Arbeit. Das liegt daran, dass die Arbeit im Schulbereich eine sehr sinnstiftende ist und die Kollegialität über viele Hürden trägt. Zudem üben Schulleitungen ihren Beruf sehr passioniert aus.“

Verbesserungsbedarf gibt es genügend: Klare Aufgabenliste für die Politik

Alle befragten Schulleitungen sehen trotz der Freude an der Arbeit aber Verbesserungsbedarf. 91% wünschen sich mehr Anrechnungsstunden. Damit können sie Aufgaben im Team bearbeiten und den Lehrerinnen und Lehrern, die sie unterstützen, Entlastungen geben. 90% sprechen sich für eine Erhöhung der Leitungszeit aus. 73% möchten eine bessere personelle Ausstattung, was das Schulsekretariat oder den Hausmeisterdienst angeht. Zwei Drittel der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter wünschen sich eine Budgeterhöhung für die Schule.

Der Landesvorsitzende machte bei der Vorstellung der Daten im Rahmen der Pressekonferenz deutlich, dass er in diesen Antworten eine Aufgabenliste für die Politik sieht: „Die Anweisungen sind klar: Wir verlangen mehr Zeit für Schulleitung. Wir benötigen mehr Unterstützung und eine gesicherte Lehrerzuweisung. Und wir fordern eine bessere finanzielle Ausstattung der Schulen.“ Aktuell sind die Schulleitungen nicht besonders zufrieden. Die Bildungspolitik bewerten sie mit 3,8, also etwas besser als ‚ausreichend‘. Als Fazit der Umfrage hält Brand fest: „Die Bildungspolitik kann sich mit diesem Ergebnis nicht zufrieden geben. Wir haben mit der Umfrage aufgezeigt, wo die Probleme liegen und was Schulleitungen benötigen. Es ist nun an der Politik, die Anregungen aufzunehmen und umzusetzen.“

Den Redetext des VBE Landesvorsitzenden Gerhard Brand finden Sie hier.

Die Ergebnisse der Umfrage für Baden-Württemberg und eine anschauliche Darstellung der Ergebnisse (Charts) finden Sie im Downloadbereich.

Ein kurzes Video zur Landespressekonferenz finden Sie auf dieser Seite oben links oder klicken Sie hier.