VBE: Nicht jedes gesellschaftliche Defizit erfordert ein neues Unterrichtsfach

„Man kann nicht jedes gesellschaftliche Defizit durch eine Erweiterung der Stun­dentafel kompensieren“, stellt der Sprecher des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) fest und bestärkt damit die Kultusministerin, die sich gegen ein zusätzliches Unterrichtsfach „Medienkompetenz“ ausgesprochen hat. „Wenn man in der Schule wirklich alles, was in der Welt gerade nicht so rund läuft, als ein extra Unterrichtsfach ausweisen würde, müsste man die Stundentafel laufend erwei­tern“, so der VBE-Sprecher.

Wenn Schüler durch unangemessenes Verhalten auffallen, wird reflexartig der Ruf nach einem „Benimmunterricht“ laut. Wenn die Statistiken eine Gewichtszunahme bei Kin­dern und Jugendlichen dokumentieren, soll das Fach „Ernährungslehre“ eingeführt wer­den. Drogenprävention und Anti-Aggressionsprogramme müssten in der Stundentafel dann genauso auftauchen wie eine nachhaltige Demokratieförderung und Abgrenzung gegen extremistische Strömungen. Aktuell wird wieder der Ruf nach einem Schulfach „Medienkompetenz“ laut, weil zu Recht auf den zunehmenden Missbrauch der neuen Medien hingewiesen wird, selbst wenn dies eher außerhalb der Schule praktiziert wird.

Medienkompetenz fächerübergreifend fördern

In der schulischen Medienerziehung kann es nicht nur darum gehen, Kinder und Jugendliche mit den neuesten technischen Entwicklungen vertraut zu machen. Da sind manche Schüler im Wissensstand ihren Lehrern bisweilen sogar etwas voraus. Schüler sollen vielmehr lernen, kritisch und aufgeklärt mit den neuen Medien und der auf sie einstürzenden Informationsflut umzugehen. Lehrer müssen daher verstärkt das Bewusst­sein für die Bedeutung ethischer und rechtlicher Normen in der Informationsgesell­schaft vermitteln – über alle Fächer hinweg.

Vermittlung von Medienkompetenz erfordert ausreichend Lehrpersonal

Medienkompetenz ist nicht die Fähigkeit zu wissen, welche Taste wo und wann gedrückt werden muss, damit das Medium die gewünschten Informationen ausspuckt. Medienkompetenz besteht vielmehr aus der Fähigkeit, Medien gezielt auszuwählen und zu nutzen; aus der Fähigkeit, Medieninhalte zu lesen, zu verstehen und richtig zu bewerten sowie aus der Fähigkeit, Informationen selbst aufzubereiten und in Netzen zu präsentieren. Daran arbeitet die Schule täglich –fächerübergreifend. Ein extra Unterrichtsfach „Medienkunde“ hört sich zwar sehr mo­dern an, diese Inhalte sollten jedoch permanent in allen Fächern präsent sein und ihre Anwendungen finden. Ein Missbrauch der technischen Möglichkeiten wäre auch bei einem neu eingerichteten Unterrichtsfach weiterhin nicht auszuschließen. Wichtiger als ein neues Fach wären ausreichende Lehrer an den Schulen, damit regulärer Unterricht verlässlich stattfinden könne, so der VBE-Sprecher.

Mehr zum Thema auf den Seiten der Landesanstalt für Kommunikation.

ICILS-Studie: Kompetenter Umgang der Schülerinnen und Schüler mit Medien stagniert.