VBE zur dritten Woche der Schulschließungen: Krise bisher gut gemeistert

Der Landesvorsitzende des VBE Baden-Württemberg, Gerhard Brand, erklärte mit Blick auf die dritte Woche der Schulschließungen: „Diese drei Wochen stellen eine noch nie dagewesene Krisensituation im Schulsystem der Bundesrepublik dar. Bisher haben alle Beteiligten diese Krise gut gemeistert. Einen Zusammenbruch hat es nicht gegeben, im Gegenteil, der Schulbetrieb läuft auch in der dritten Woche in erstaunlich ruhigem Fahrwasser.“

Weiter informierte Brand: „Was wir jetzt allerdings beobachten können, ist eine gewisse emotionale Vereinsamung der Schülerinnen und Schüler. In der dritten Woche stellen wir fest, dass sie sich alleine fühlen und ihnen die Schule fehlt. Ebenso melden uns die Lehrkräfte zurück, dass ihnen der direkte Kontakt mit der Klasse fehlt. Auch dies zeigt die Krise: Der reguläre Unterricht und die Gemeinschaft an der Schule können nicht auf Dauer durch das virtuelle Klassenzimmer ersetzt werden. Nach Wochen des Improvisierens wünschen sich die Kolleginnen und Kollegen zudem wieder eine langfristige Perspektive und Planungssicherheit. Sie machen sich auch große Sorgen, ob sie ihre Abschlussklassen bestmöglich auf die anstehenden Prüfungen vorbereiten können. Wir bitten daher das Kultusministerium, die Schulen weiterhin, so gut es in dieser Krisensituation geht, zu unterstützen und immer so zeitnah wie möglich über neue Entscheidungen zu informieren.“

In der dritten Woche der Schulschließungen zeigt sich deutlicher Nachholbedarf bei der Digitalisierung

Mit Blick auf nun drei Wochen des Heimunterrichtens und der digitalen Bildung erklärte Brand: „Vor allem die Schulen der Sekundarstufe haben rasch umgestellt und digitale Lernumgebungen geschaffen. Einige Schulen im Land haben es sogar geschafft, den Unterricht fast eins zu eins ins virtuelle Klassenzimmer zu übertragen. Die Krise zeigt uns, dass digitale Lernplattformen geeignet sind, um in solchen Notsituationen den Unterricht der Schülerinnen und Schüler aufzufangen. Und sie sind besonders geeignet, um den Unterricht zu individualisieren – hiervon können die Schulen auch in Zeiten des regulären Unterrichts profitieren.“

„Es zeigt sich allerdings auch, dass sich viele Lehrkräfte nicht gut auf die digitale Bildung vorbereitet fühlen. Wir wünschen uns daher, dass nach der Krisenzeit die Kolleginnen und Kollegen fit gemacht und ihnen ausreichend Fortbildungen zur Verfügung gestellt werden, um mit Moodle und anderen digitalen Lernprogrammen arbeiten zu können. Ergänzend sind die Lehrkräfte nun endlich mit digitalen Endgeräten auszustatten. Die Krise hat den Weg zur Digitalisierung der Schulen weit geöffnet. Deutschland hängt hier im internationalen Vergleich hinter Ländern wie Kanada um Jahre hinterher. Nach der Krise gilt es zügig aufzuholen.“

Leistungsschwache Schülerinnen und Schüler drohen im digitalen Fernunterricht abgehängt zu werden

Zur Frage der Chancengleichheit in der digitalen Schule sagte Brand: „Nicht alle Kinder gehen gleich gut mit der digitalen Lernumgebung um.  Leistungsstarke Kinder nehmen die digitalen Lernangebote sehr gut an und haben kaum Probleme, ihre Leistung abzurufen. Mit großer Sorge beobachten wir jedoch, dass sich leistungsschwächere Kinder deutlich schwerer tun. Nach drei Wochen hält sich der Effekt noch in Grenzen, aber wenn wir die Schulen nach den Osterferien weiter geschlossen halten, droht sich der Graben zwischen diesen Kindern zu vertiefen. Es wird dann immer schwieriger, dies später im regulären Unterricht wieder aufzufangen.“

„Entscheidend ist auch das Elternhaus: Noch nie war die Erziehungspartnerschaft zwischen Lehrkräften und Eltern so wichtig wie in der aktuellen Notsituation. In den bildungsfernen Schichten erfahren Kinder weniger Unterstützung durch ihre Eltern. Wir weisen daher nochmals ausdrücklich alle Eltern darauf hin, dass die Schulpflicht während der Schulschließungen weiterhin besteht. Die Kinder haben nun von zuhause aus den Lernstoff zu bearbeiten. Die Eltern müssen für eine geeignete Lernumgebung sorgen und ihre Kinder bestmöglich unterstützen. Wenn die Schulschließungen weitergeführt werden sollten, muss sich aber auch das Land dringend um bessere Unterstützungsmöglichkeiten dieser Kinder bemühen.“

Abschließend erklärte Brand: „Ich hoffe, dass wir alle nach den Osterferien mit gleicher Kraft wie bisher weitermachen. In der zweiten Ferienwoche wird sich entscheiden, wie es weitergeht. Der VBE wird daher am 17. April in einer weiteren telefonischen Pressekonferenz über den Stand der Dinge informieren.“

Lernen und Lehren in Zeiten von Corona – best practice: Johanniterschule Heitersheim.