VBE zu den 76 Neuanträgen: Nicht die zunehmende Zahl der Gemeinschaftsschulen ist wichtig, sondern ausschließlich deren Qualität

Gymnasiasten und Realschüler sind dort weiterhin unterrepräsentiert

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht die „Er­folgsmeldungen“ des Kultusministeriums über die Zahl neuer Gemeinschaftsschu­len als Augenwischerei an, solange diese neue Schulart nicht die Schülermischung aufweist, die Wissenschaftler für deren Erfolg als zwingend notwendig erachten. Nach wie vor sind es vor allem Haupt-/Werkrealschulen, die sich mit viel Engage­ment auf den Weg zur Gemeinschaftsschule machen. Grundschüler mit Gymnasi­alempfehlung bevorzugen weiterhin das Gymnasium, und nicht die Gemein­schaftsschule.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig
Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Wenn die Gemeinschaftsschule wirklich eine Schule für alle sein soll, darf diese neue Schulart nicht fast ausschließlich aus sterbenden Haupt-/Werkrealschulen wiedergebo­ren werden“, moniert der VBE-Sprecher. Insbesondere Gymnasien, aber auch die meis­ten Realschulen halten sich bei den Anträgen auf Umwandlung in eine Gemein­schaftsschule weiterhin vornehm zurück.

Wenn CDU-Bürgermeister die Schulen zu Gemeinschaftsschulen umwandeln wollen, geschieht das in den seltensten Fällen aus pädagogischer Überzeugung, sondern dient ausschließlich dem Erhalt des Schulstandortes. Viele Hauptschulen waren erst kurz zu­vor zur neuen Werkrealschule mit Ganztagesbetrieb ausgebaut worden. Dafür hatten die Kommunen sehr viel Geld in die Hand genommen, das sie jetzt nicht in den Sand ge­setzt sehen wollen. „So hat die Entscheidung für die Gemeinschaftsschule selten etwas mit dem Parteibuch des Bürgermeisters zu tun, auch wenn die Pressestelle des Kultus­ministeriums das gerne genüsslich so ausschlachtet“, versichert der VBE-Sprecher.

Das Ganze sieht momentan noch allzu sehr nach Etikettenschwindel aus: Die Schule legt zwar ein neues pädagogisches Konzept vor, dass das selbstorientierte individuelle Lernen in den Vordergrund stellt, aber ansonsten wird lediglich das Schild „Haupt­schule“ gegen die gefälligere Bezeichnung „Gemeinschaftsschule“ ausgetauscht. Eltern, deren Kinder eine Gymnasialempfehlung haben, bevorzugen weiterhin diese stark leis­tungsorientierte Schulart mit dem allgemein guten Ruf. Eltern, deren Kinder die Haupt-/Werkrealschule besuchen sollen, glauben nur allzu gerne, dass ihr Kind an der Gemein­schaftsschule bis zum Abitur geführt werden kann, selbst wenn es die Voraussetzungen gar nicht mitbringt.

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