Deutscher Lehrertag 2012 in Mannheim

Kinder müssen Gewinner der Inklusion sein

Mit mehr als 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern findet heute der Deutsche Lehrertag 2012 im Mannheimer Rosengarten Congress Center statt. Der wichtigste bundesweite Weiterbildungstag für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulstufen steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Anders sein ist normal. Heterogenität als Herausforderung“.

Udo Beckmann, VBE Bundesvorsitzender

Zur Eröffnung des Deutschen Lehrertages 2012 stellte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann fest: „Die Schaffung eines inklusiven Bildungssystems auf allen Ebenen ist die zentrale Aufgabe der bundesdeutschen Schul- und Bildungspolitik auf lange Sicht.“ Im Mittelpunkt habe das Wohl eines jeden Kindes zu stehen. Das erfordere zusätzliche personelle, sächliche und räumliche Ressourcen. Beckmann forderte, die Haushalte von Bund, Ländern und Kommunen so umzuschichten, dass dem Wohl jedes Kindes angemessene Lern- und Förderbedingungen bereitgestellt würden. „Nirgendwo in der UN-Behindertenrechtskonvention steht“, so Beckmann, „dass die Bedürfnisse der Kinder das Wohl der Haushalte sichern müssen. Gewinner der Inklusion müssen die Kinder sein und eben nicht die Haushälter.“

Beckmann weiter: „Die verantwortlichen Etagen der Politik müssen deshalb dringend die Weichen umstellen, sonst fährt die Inklusion vor die Wand!“ Die Schaffung eines inklusiven Bildungssystems sei eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen. Als gravierende Schwachstelle erweise sich das Kooperationsverbot von Bund und Ländern im Bildungsbereich. „Spätestens seit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention ist die Zeit dafür reif, den Föderalismus weiterzuentwickeln. Das Kooperationsverbot von Bund und Ländern im Bildungsbereich muss fallen.“ Der VBE werde auch weiterhin jede Gesetzesinitiative in diese Richtung unterstützen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Gerhard Brand, Landesvorsitzender des VBE Baden-Württemberg, betonte, das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer müsse von der Politik anerkannt und aktiv unterstützt werden. Gemeinsamen Unterricht zu verordnen und gleichzeitig nicht die nötigen Gelingensbedingungen in den Schulen zu gewährleisten, konterkariere letztlich die UN-Behindertenrechtskonvention.

Brand forderte „einen breiten Dialog mit allen Betroffenen, die Sicherstellung des Lehrerbedarfs und die Ausrichtung der Lehrerbildung auf die Schwerpunkte Heterogenität und Inklusion“.

Der Vorsitzende des Verband Bildungsmedien e. V., Wilmar Diepgrond, sagte: „Heterogenität ist eine Herausforderung, der wir offen begegnen können. Uns ist es ein Anliegen, Lehrkräfte hierbei zu unterstützen.“ Wichtige Voraussetzung für gelingende In- klusion sei die ausreichende Finanzierung des Schulsystems. Diepgrond bemängelte besonders die stetig sinkenden Ausgaben im Bildungsbereich, Streichungen bei den Lehrerstellen und die häufig unzureichende Ausstattung von Schulen mit Hard- und Software.

Gastrednerin auf dem Deutschen Lehrertag ist Baden-Württembergs Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. Der Freiburger Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Prof. Dr. Joachim Bauer hält den Hauptvortrag zum Thema „Im Anderen das Gemeinsame entdecken: Der Weg zu Resonanz und Empathie mit dem Fremden“. 36 Workshops vermitteln Erfahrungen und Anregungen zum Umgang mit Heterogenität in der schulischen Praxis.

29.11.2012