OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2019“: Kleine Lichtblicke täuschen nicht über große Schatten hinweg

„Als reiches Land hat man eine hohe Verantwortung dafür, Innovation zu fördern. Dafür ist in der Schule der Grundstein zu legen – indem entsprechende Ressourcen bereitgestellt werden“, sagt Gerhard Brand, Landesvorsitzender der Verbandes Bildung und Erziehung, in Hinblick auf die heute erschiene OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2019“.

„Die OECD-Studie bescheinigt uns wieder einmal, dass wir mehr in Bildung investieren müssen. In absoluten Zahlen geben wir zwar 11.300 USD aus, während der Durchschnitt der OECD-Länder bei 9.400 USD liegt. Jedoch geben wir gemessen am BIP nur 3 Prozent, der Durchschnitt der OECD-Länder aber 3,5 Prozent, für Schulbildung aus. Auch andere Studien zeigen deutlich, dass wir Aufholbedarf haben, gerade was die individuelle Förderung der Kinder und Jugendlichen angeht. Um die steigende Heterogenität bewältigen zu können, braucht es sinnvoll angelegte Investitionen. Mehr Professionen müssen in gut ausgebaute Schulen und dort optimal fort- und weitergebildete Lehrkräfte unterstützen“, fordert Brand.

Lehrerberuf muss finanziell attraktiv bleiben – vor allem im Vergleich zur freien Wirtschaft

Der OECD-Studie zufolge fallen die Lehrergehälter in Deutschland zu Beginn der Karriere deutlich höher aus als im OECD-Schnitt. „Die Diskussion der Höhe der Lehrergehälter im Vergleich mit anderen OECD-Staaten verdeckt die eigentlichen Problemlagen. Die Frage ist doch, welche Herausforderungen zu schultern, wie viel jemand mit einem vergleichbaren tertiären Abschluss in der Wirtschaft verdient und wie hoch die Lebenshaltungskosten in einem Land sind. Deutschland will Bildungsrepublik sein, Inklusion umsetzen und Digitalisierung an Schule bringen. Es kann sich daher nicht leisten, auch nur eine fertig ausgebildete Lehrkraft an andere Organisationen zu verlieren als die Schule. Wenn es stimmt, was die Politik sagt, nämlich, dass wir für den Lehrerberuf die Besten der Besten wollen, geht das nicht ohne finanzielle Wertschätzung.“

OECD-Studie belegt: Debatte um Vorschulpflicht ist nicht zielführend

Die Studie zeigt, dass 95 Prozent der 3- bis 5-Jährigen an Angeboten zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung teilnehmen. „Die extrem hohen Betreuungsquoten verdeutlichen, dass die Debatte um eine Vorschulpflicht nicht den Kern trifft. Entscheidend ist, die Betreuungsqualität weiter zu steigern und Maßnahmen zu treffen, die den akuten Mangel an Erzieherinnen und Erziehern eindämmen. Bei der von uns gemeinsam mit Wolters Kluwer Deutschland veröffentlichten Umfrage unter Kitaleitungen sagten 86 Prozent der Befragten, dass sie aufgrund der Personalsituation Angebote für Kinder, zum Beispiel Ausflüge, reduzieren mussten. Jede fünfte Kita musste Gruppen vergrößern und 16 Prozent der Befragten gaben an, die Öffnungszeiten reduzieren zu müssen. Denn tatsächlich gaben 95 Prozent der Kitaleitungen an, die wissenschaftlich empfohlenen Mindeststandards einer Fachkraft-Kind-Relation von 1:3 für unter 3-jährige Kinder und 1:7,5 für über 3-jährige Kinder nicht einhalten zu können“, so Brand.