VBE: „Coole“ Negativhelden beeindrucken Schüler. Aber Nestwärme und Geborgenheit in der Familie machen Kinder stark.

Vor den Gefahren einer „geistigen Umweltverschmutzung“ in den Köpfen man­cher Schüler hat der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Ba­den-Württemberg gewarnt. Eine kontinuierlich sinkende Hemmschwelle bei ver­baler und körperlicher Gewalt in Verbindung mit der Unfähigkeit zu unter­scheiden, was recht oder unrecht ist, leite sich häufig von einem suchtartigen Konsum brutaler Horrorfilme sowie Gewalt verherrlichender Computer- und Internetspiele her.

Coole Negativhelden, die grausame Racheakte und Selbstjustiz als einzig mögliche Konfliktlösung praktizieren, beeindrucken die noch minderjährigen Konsumenten und fordern sie unterschwellig zur Nachahmung auf – auch auf dem Pausenhof in der Schule. Auf Dauer niste sich permanent präsente Gewalt in den Köpfen der Kinder ein. Jugendliche zeigten später genau die fatalen Denkstrukturen und destruktiven Verhaltensmuster, die ihnen über Jahre mittels Bildschirm „eingepflanzt“ worden seien, vor allem dann, wenn ihnen ein sicherer Halt in der Familie fehle, so der VBE-Sprecher.

Denn eine weitere Ursache für das Gewaltpotential bei Kindern und Jugendlichen ist der Verlust an verlässlichen familiären Bindungen (das, was man früher mit „Nestwär­me“ umschrieben hat). Die Neigung vieler Erwachsener, unangenehmen Situationen durch Wegschauen aus dem Weg zu gehen, ist gleichfalls Gewalt fördernd. „Besonders schlimm ist es, Kindern, die zur Aggressivität neigen, keinerlei Grenzen aufzuzeigen und sie stattdessen – manchmal auch aus falsch verstandener Liebe – einfach gewähren zu lassen“, warnt der VBE-Sprecher.

Werte, für die die Jugend offen ist, wie Solidarität, soziales Engagement und Umwelt­schutz würden zwar in den Schulen verstärkt vermittelt und gepflegt, man dürfe jedoch die Eltern dabei nicht aus ihrer Erstverantwortung entlassen, mahnt der VBE-Sprecher.

Geborgenheit, Anerkennung sowie klar gezogene und konsequent eingeforderte Gren­zen bilden den besten „Impfstoff“ gegen Gewalt. Positive Identifikationsmöglichkeiten in der Schule, mit Kirchen, Vereinen oder anderen Gruppierungen erzeugen ein Wir-Gefühl und erhöhen bei Schülern, die Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und ihren Mitmenschen mit Respekt und Empathie zu begegnen.