VBE empfiehlt Wechsel der Sichtweise: Schulbesuch nicht mehr als lästige Pflicht, sondern wieder als ein Privileg ansehen

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg empfiehlt ange­sichts der aktuellen Diskussionen um die eigenmächtige Verlängerung von Schulfe­rien durch Eltern einen Paradigmenwechsel in der Einstellung zur Bildung. Der tägliche Schulbesuch sollte von allen Beteiligten nicht als notwendiges Übel und lästige Pflicht, sondern wieder als ein Privileg und somit als eine wertvolle Chance zur Persönlichkeitsentwicklung angesehen werden.

Da Unterricht und Schulbücher von Eltern nicht direkt bezahlt werden müssen, wissen viele gar nicht, wie viel Geld die Öffentliche Hand Jahr für Jahr in Schulen pumpt, um allen Kindern und Jugendlichen größtmögliche Bildungschancen anzubieten. Wenn die Gesellschaft das Bildungssystem ständig in Frage stellt und Lehrern im Allgemeinen nur wenig zutraut, spüren auch die Schüler diese Ablehnung und empfinden den Schul­besuch immer mehr als Last, denn als Lust. Für ein erfolgreicheres Lernen wäre es förderlicher, wenn es wieder als ein “Privileg“ angesehen werden könnte, in eine öffentliche Schule gehen zu dürfen, versichert der VBE-Sprecher. Es gab Zeiten, da genossen nur Kinder von Adligen und Reichen (Haus)Unterricht. Heute, wo es eine allgemeine Schulpflicht gibt und fast alle anfallenden Kosten von der öffentlichen Hand getragen werden, beanspruchen Eltern für ihre Kinder Ferien nach Gutdünken, müssen unmotivierte Schüler durch Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen nach Paragraf 90 Schulgesetz, durch Bußgelder oder polizeiliche Zuführung vom Schwänzen abgebracht werden, haben Schulen permanent gegen ihr schlechtes Image anzukämpfen.

Werden Eltern wegen des ungebührlichen Verhaltens ihres Kindes zu einem Gespräch in die Schule gebeten, sehen Lehrer häufig auf Elternseite nicht etwa Einsicht und das Bemühen, nach gemeinsamen Lösungswegen zu suchen, sondern erfahren eher Angriffe und Vorwürfe, dass dem Kind Unrecht widerfahren sei.

Um Kindern und Jugendlichen ein optimales Lernen zu ermöglichen, ist es unum­gänglich, dass Schüler gerne zur Schule gehen und dass in einer entspannten und anre­genden Atmosphäre gelehrt und gelernt werden kann. Dabei ist nicht „Kuschelpäda­gogik“ angesagt, sondern ein positives und leistungsorientiertes Lernklima. Unzufrie­denheit und ständiges Nörgeln sowie permanenter Reformdruck auf Schulen lähmen das Denken von Schülern und Lehrern und führen im Endeffekt zu noch schlechteren Er­gebnissen. Die Politik hat dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen an den Schu­len endlich stimmen. Denn auch der ständige Kampf um Ressourcen lenkt von den eigentlichen Aufgaben ab.