Gerhard Brand, Landesvorsitzender des VBE Baden-Württemberg, unterstreicht die Aussage der Ministerin, dass Eltern ihren Erziehungsauftrag zunehmend an die Schulen abgeben: „Es ist lobenswert, dass die Ministerin hier Klartext spricht. Die Schulleitungen und Lehrkräfte nehmen viele Eltern vermehrt als Problem wahr. Wir beobachten eine wachsende Distanz- und Respektlosigkeit vieler Eltern. Die Bereitschaft, auf Ratschläge der Lehrkräfte einzugehen und mit der Schule zu kooperieren, hat spürbar abgenommen.“
Laut der aktuellen und für Baden-Württemberg repräsentativen VBE-Umfrage „Berufszufriedenheit von Schulleitungen“ ist die Zahl der Schulleitungen, welche Eltern als „größtes Problem an der Schule“ angeben, von 14 Prozent im Jahr 2018 auf nun 21 Prozent angestiegen. Viele Eltern versuchen ihre Vorstellungen mit allen Mitteln durchzusetzen.
Jede zweite Lehrkraft hat psychische Gewalt durch Eltern erfahren
Erschreckend sind die Ergebnisse der repräsentativen Lehrerbefragung „Gewalt gegen Lehrkräfte“ aus dem Jahr 2016, die der VBE in Zusammenarbeit mit forsa durchgeführt hat. 52 Prozent der befragten Lehrkräfte aus Baden-Württemberg gaben an, dass sie schon einmal von Eltern beschimpft, beleidigt, gemobbt, belästigt oder bedroht wurden. „Das sind schon erschütternde Zahlen, die uns zu denken geben sollten. Da das Thema Gewalt gegen Lehrkräfte hochgradig tabuisiert ist, ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer sogar noch weitaus höher liegt“, so Brand.
Erziehungspartnerschaften zwischen Eltern und Lehrkräften
Der VBE-Chef mahnt: „So wie es in jeder Beziehung Konflikte über ein bestimmtes Vorgehen geben kann, kann es diese auch in Erziehungspartnerschaften zwischen Eltern und Lehrkräften geben. Konflikte dürfen aber nicht in Gewalt eskalieren, von keiner Seite. Wir benötigen stabile Erziehungspartnerschaften, bei denen Eltern und Lehrkräfte, zum Wohle des Kindes, an einem Strang ziehen.
Hintergrund
Baden-Württembergs Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann hat heute öffentlich den nachlassenden Erziehungseifer mancher Eltern beklagt. In einem Interview mit der Südwestpresse erklärte Sie, dass sich Eltern zunehmend von ihrem Erziehungsauftrag und der Zusammenarbeit mit Lehrkräften verabschieden. Es gäbe zwar nach wie vor engagierte Eltern, die sich in das Schulleben einbrächten aber einige würden sich auch rausnehmen. Zudem würden Themen und Aufgaben, die eigentlich ins Elternhaus gehörten, vermehrt an die Schule abgegeben. Als Beispiele nannte Eisenmann Forderungen, Kinder in der Schule Schwimmen oder Fahrradfahren zu lehren.