Zum Start des neuen Schuljahres bleiben viele Lehrkräftestellen offen, dies hat das Ministerium heute auf einer Landespressekonferenz bekanntgegeben. Angesichts der Personallücken fordert der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand, die Bestandslehrkräfte stärker in den Fokus zu nehmen.
„Der Lehr- und Fachkräftemangel bleibt die größte Herausforderung an den Schulen, Stand heute können gut 10 Prozent der offenen Stellen nicht besetzt werden. Bei der Suche nach dem dringend benötigten Personal darf es dennoch nicht nur um Schnelligkeit und Vereinfachung bei der Ausbildung gehen. Entscheidend ist auch die Bildungsqualität, wie uns die verschiedenen Bildungsstudien immer wieder vor Augen führen. Für den VBE ist klar: Die Expertise der Lehrerinnen und Lehrer muss erhalten bleiben. Die Prämisse muss entsprechend darauf liegen, dass die Bestandslehrkräfte und deren Gesunderhaltung im Fokus stehen. Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen müssen Lehrkräfte besonders häufig vorzeitig aus dem Dienst ausscheiden, etwa jede zehnte Lehrkraft wird dienstunfähig. Dies sollte uns nicht nur in Zeiten des Lehrkräftemangels ein Alarmsignal sein“, so Brand wörtlich.
Und weiter: „Wir müssen außerdem das Lehramt für junge Menschen attraktiv halten. Wer wirkliche Anreize schaffen will, sollte das zehnsemestrige Grundschulstudium auf den Weg bringen und damit verbunden eine Besoldung nach A 13. Letzteres wäre auch für die Bestandslehrkräfte an Werkreal- und Hauptschulen ein längst überfälliges Zeichen der Wertschätzung. Eine einheitliche Besoldung aller Lehrerinnen und Lehrer nach A13 würde die Attraktivität des Berufsbildes erheblich steigern.“
VBE fordert Stärkung des originären Lehramtsstudiums
Der Landesvorsitzende des VBE fordert, die Studienplätze im Primarbereich und in der Sonderpädagogik weiter auszubauen und angehende Lehrkräfte stärker zu unterstützen: „Die konstante Ausweitung der Studienkapazitäten, die Stärkung der Studienberatung hinsichtlich der Fächerkombination und eine enge Begleitung in Studium und Vorbereitungsdienst müssen Priorität haben vor der Einführung immer neuer Ausbildungswege. Es stellt sich auch die Frage, ob in Zeiten des akuten Lehrkräftemangels der Numerus Clausus im Grundschullehramt noch angemessen ist, wenn gleichzeitig die Anzahl an Bewerberinnen und Bewerbern die Zahl der Zulassungen weit übersteigt.“
Angesichts der #Personallücken an den #Schulen fordert der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand, die #Bestandslehrkräfte stärker in den Fokus zu nehmen. Zur #Pressekonferenz des @KM_BW zum #Schuljahresstart haben wir folgende #Forderungen aufgestellt. #wirfüreuch #vbenurmitdir pic.twitter.com/XnGrj6CP9G
— VBE Baden-Württemberg (@VBE_BW) September 7, 2023
„Und natürlich beobachten wir die Aktivitäten des Landes, um Menschen aus anderen Berufen ins Lehramt zu bringen. Diese Bemühungen begleiten wir konstruktiv-kritisch. Auch wenn Personen von außen ins Lehramt kommen, muss sichergestellt sein, dass sie die Expertise aufweisen, die man von einer Lehrkraft erwartet. Der Dienstherr steht entsprechend in der Pflicht, diesen Personenkreis auf hohem Niveau für den Einsatz im Unterricht vor- und nachzuqualifizieren.“
Schwerpunkt Sprach- und Leseförderung in der Grundschule
Grundsätzlich begrüßt der VBE-Vorsitzende die flächendeckende Einführung von „BISS-Transfer“ in der Grundschule. Angesichts aktueller Studienergebnisse zur mangelnden Lesefähigkeit von Kindern in der 4. Klasse sei eine stärkere Leseförderung in der Grundschulzeit dringend angezeigt.
Der Ursprung des Problems sei jedoch nicht die grundsätzliche Vernachlässigung der Leseförderung an den Grundschulen: „Grundschullehrkräfte haben sich naturgemäß immer um die Lesekompetenzen ihrer Schülerinnen und Schüler gekümmert und diese engagiert mit vielfältigen Angeboten gestärkt. Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen in der Grundschule in den letzten Jahren rasant verändert. Die Heterogenität der Kinder hat durch die vermehrte Zahl an Flüchtlingskindern und die steigende Migration massiv zugenommen. Kinder, die ohne Deutschkenntnisse an die Schule kommen, haben nachweislich schlechtere Bildungschancen als Kinder, denen die Sprache keine Mühe macht. Gerade in dieser Situation erschweren die fehlenden Möglichkeiten zum gezielten Förderunterricht die Arbeit in den Grundschulklassen enorm. Warum ist die heterogenste Schulart immer noch die einzige Schulart ohne verbindliche Förderstunden im Fächerkanon? Angesichts der gewaltigen Herausforderungen ist dies nicht länger verantwortbar.“
Weitere Infos
Die Pressemeldung des Kultusministeriums zum Schuljahresstart finden Sie hier.
Einen Beitrag des VBE-Landesreferats Grundschule zur Einführung von BISS-Transfer BW lesen Sie hier.