Zukunft am Freitag – Fridays for Future

Zukunft am Freitag

Zukunft am Freitag – Es ist Freitag. Erneut gehen Lehrkräfte mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen, aber auch Ängsten in die Schule. Wird es heute ruhig bleiben? Werden die Schüler erneut demonstrieren? Wie reagiert die Schule darauf? Wie reagiere ich darauf? Bekomme ich von der Kultusministerin (CDU) wieder vorgehalten, dass Unterricht in der Schule stattfindet? Oder liegt mir Herr Habeck (GRÜNE) näher, der die Schüler beglückwünscht und sie ermuntert ihm und der Erwachsenenwelt weiter in den Hintern  zu treten? 

Die Plakate sind schon von weitem zu sehen. „Nicht reden, handeln“ ist da zu lesen, „Umweltschutz statt Kohleschutz“, oder „What I stand for is what I stand on“. Mehr als ein Dutzend Freitage (Zukunft am Freitag) hintereinander gingen bisher Schülerinnen und Schüler verschiedenen Alters und vieler Schulformen aus dem ganzen Land– inspiriert vom Schulstreik der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg – auf die Straße, um für Klimaschutz  und gegen das mangelnde Engagement der Politik zu demonstrieren. Dort gab es viele inhaltsreiche und emotionale Reden, in denen es untere anderem um Feinstaub, ein besseres Bildungssystem sowie den sofortigen Kohleausstieg ging. Aber auch Schulverweise waren Thema. Das skandierte Motto lautet „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ 

Und wir? Ich meine, die GLKs sollten sich darauf verständigen, dass Schulen (Schüler und Lehrkräfte) geschlossen an diesen Demonstrationen teilnehmen. Am folgenden Montag bis Donnerstag haben wir Lehrkräfte eine große Chance. Die Chance, die Politik aufzurütteln muss dringendst kombiniert werden mit einem Blick auf das Verhalten jedes Einzelnen. Denn Umweltschutz fängt nicht bei den anderen an, sondern bei jedem selbst. 

Zukunft am Freitag – Was sollten Demonstranten wissen?

Was also sollten die Demonstranten wissen? Zumindest, dass heute mehr Energie verbraucht wird als in allen Generationen vorher. Fast jeder besitzt Smartphone, Tablet, Laptop. Manche brauchen immer das neueste Modell und produzieren somit überproportional Abfall. Statistiken besagen, dass Jugendliche täglich im Schnitt drei Stunden mit Computerspielen verbringen. Streaming, Filmdownloads, youtube, Instagramm fordern weitere Energiereserven. Und bevor mir jetzt einer vorwirft, dass heute durch LED-Lampen zum Beispiel weniger Strom verbraucht wird, als bei Glühbirnen, dann will ich wenigstens einmal bescheiden einwenden, dass heute Partys in der Regel zu einer Tageszeit beginnen, an der das Licht eingeschaltet wird. Früher ist man – zugegeben leicht übertrieben festgestellt-  zu der Zeit nach Hause gegangen. 

Während wir zu Kindergarten und Schule gelaufen sind, lassen sich die heutigen kids gerne und ohne Widerspruch von den Eltern vor die Schultür, zu den Nachmittagsaktivitäten und anderem fahren. Da demonstriert eine Generation, die mit dem Einmal-Becher „Coffee-to-go“ mangels ordentlichem Frühstück aus der örtlichen Bäckerei kommt, untertags bei McDrive sich mit „Essen“ und Müll eindeckt und nach dem Leeren der Schachteln die Verpackung und Getränke-Becher in die Landschaft wirft. Andere dürfen das dann bei der Dorfputzete wieder einsammeln. Ich vermute einmal, dass die Verursacher beim Sammeln des Mülls nicht unbedingt an vorderster Stelle stehen. 

Aber auch wir Erwachsene sollten unser Tun hinterfragen. Wir wissen alle, dass Flugreisen nur schwach besteuert werden. Deshalb ist Fliegen so günstig, aber auch so umweltschädigend. Städte wie Venedig und Dubrovnik ächzen unter den Touristenströmen der Kreuzfahrtschiffe. 

Und jetzt? Ich komme zurück auf den Anfang: Kolleginnen und Kollegen, es ist unsere Chance, solche (und weitere) Themen aufzugreifen und in Diskussionen mit den Demonstrierenden Veränderungen zu erwirken. Dann wenn die Kultusministerin sagt, dass Unterricht in der Schule stattfindet, hat sie grundsätzlich Recht. Schule aber beschränkt sich nicht auf ein Gebäude. An der Elfenbeinküste  lernen Schüler auf Plantagen (das sind Schulen), wie man in der Praxis Kakao anbaut, und das ist sicherlich sinnvoller als die Theorie in den Schulen. Und wenn am Freitag bei uns eine Demonstration stattfindet, dann ist das Schulhaus -bildlich gesprochen- eben einmal auf dem Karlsruher oder Stuttgarter Schlossplatz. Lassen wir uns diese Chance nicht entgehen. Und da Gemeinschaftskunde das einzige Fach ist, das in der Landesverfassung Baden-Württemberg als Schulfach Bestandsschutz genießt (genießen sollte), haben wir auch gleich noch die Chance am praktischen Beispiel neben Klimaschutz auch noch Bürgerrechte und Bürgerpflichten durchzunehmen. Lassen wir uns doch etwas einfallen, wie wir aus den Freitagen -so lange die Welle anhält- für das Lernen der Lernwilligen Kapital schlagen können. Kann es eine bessere Motivation geben?