Der stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, kommentiert die Handlungsempfehlungen zur Digitalisierung im Bildungssystem, die heute von der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) veröffentlicht wurden:
„Die Handlungsempfehlungen der SWK sind grundsätzlich zu begrüßen. Entscheidend aber ist, dass die Politik es nicht dabei belassen darf, neue Anforderungen an die Lehrkräfte zu formulieren, sondern vor allem endlich die Rahmenbedingungen von der Kita bis zur Hochschule schafft, die es für die dringende Umsetzung braucht. Noch immer fehlt in zahlreichen Schulen und Kitas die grundlegende Infrastruktur, wie etwa ein funktionierendes Breitbandnetz und WLAN.
In der Berufszufriedenheitsumfrage, die forsa im Auftrag des VBE im Herbst 2021 durchgeführt hat, meldete fast die Hälfte der Befragten zurück, dass Lehrkräfte im Studium noch immer nicht ausreichend auf den Einsatz digitaler Endgeräte vorbereitet sind und dass das Fortbildungsangebot für die im System befindlichen Lehrkräfte quantitativ und qualitativ unzureichend ist.
Hier sind die politisch Verantwortlichen in der Pflicht zu liefern. Im Fall der Fort- und Weiterbildung ist zwingend Sorge dafür zu tragen, dass dies nicht zu einer weiteren Belastung der Lehrkräfte führt, sondern Fortbildungen in der Dienstzeit wahrgenommen werden können.
Es darf nicht ausgeblendet werden, dass die Empfehlungen Schulen und Kitas in einer Zeit treffen, in der sie mit einer bisher nicht dagewesenen personellen Unterdeckung konfrontiert sind. Bei der Einführung eines Pflichtfaches Informatik bleibt die Frage offen, wie die hierfür zusätzlich notwendigen Lehrkräfte gewonnen werden sollen und können.
Es bedarf dringend einer Strategie, um junge Menschen für das Fach Informatik zu gewinnen. Der Bildungsforscher Professor Klemm kam in einer im Frühjahr 2022 für den VBE erstellten Expertise zu dem Schluss, dass Unterricht im MINT-Bereich in den allgemeinbildenden Schulen bereits jetzt zu einem hohen Anteil von Lehrkräften erteilt wird, die über keine entsprechende Lehrbefähigung verfügen. Perspektivisch wird die Bedarfsdeckung mit dafür originär ausgebildeten Lehrkräften laut Klemm im Schuljahr 2030/31 im Fach Informatik bei unter 10 Prozent liegen.“