Ministerpräsident Kretschmann hat gestern über die Presse verlauten lassen, dass mit Blick auf einen Regelbetrieb an Schulen das Hauptproblem darin bestehe, dass sich 20 Prozent der Lehrkräfte „zu den vulnerablen Gruppen zählen“. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand kritisiert die Aussagen des Ministerpräsidenten aufs Schärfste.
„Es ist geradezu eine Frechheit zu behaupten, dass wir einen Mangel an Lehrkräften von 20 Prozent haben, weil sich die Lehrerinnen und Lehrer für krank halten. Für alle Kolleginnen und Kollegen gilt ab Juli, dass sie wie alle anderen Berufsgruppen ein Attest vorlegen müssen. Wenn nun Lehrkräfte ausfallen, dann weil Fachärzte ihnen nach eingehender Prüfung attestieren, nicht am Unterricht teilnehmen zu können. Vom Ministerpräsidenten erwarten uns eigentlich, dass es sich hinter die Lehrerschaft stellt und sich nicht am öffentlichen Lehrerbashing beteiligt. Zur Wahrheit gehört eben auch, dass die Lehrkräfteversorgung bereits vor der Pandemie mangelhaft war. Nun fallen zusätzlich Lehrkräfte aus, die aufgrund ernsthafter Grund- und Vorerkrankungen nicht in den Präsenzunterricht können“, erläutert Brand.
Brand weiter: „Der Ministerpräsident und sein Kabinett haben das Land bisher sehr besonnen und erfolgreich durch die Corona-Krise geführt. Hierfür gebührt ihnen größter Respekt. Doch wenn wir über Lehrkräftemangel sprechen, müssen wir auch klar sagen, dass die Regierung Kretschmann in der Verantwortung steht. Ihr ist es in den letzten neun Jahren nicht gelungen, eine anständige Lehrkräfteversorgung auf die Beine zu stellen. Hätte sie es geschafft, wie vom VBE seit Jahren gefordert, eine Lehrkräfteversorgung von 110 Prozent zu gewährleisten, hätten wir auch unter den jetzigen Pandemiebedingungen ausreichend Lehrpersonal, um den Unterricht sicherzustellen.“
Weiterführende Informationen:
- Modellrechnung zum Lehrerbedarf 2020 bis 2030
- Lehrermangel spitzt sich zu – fast jede zweite Schule ist betroffen
- Lehrerbashing: „Lehrerinnen und Lehrer eignen sich bestens als Sündenböcke“: Warum das Image der Schulen in der Corona-Krise so leidet – ein Interview