Gerhard Brand, Landesvorsitzender des VBE Baden-Württemberg, zieht nach der ersten Woche des rollierenden Systems an den Grundschulen ein positives Fazit: „Die Schulen melden uns zurück, dass das rollierende System, unabhängig davon, wie es vor Ort umgesetzt wird, bisher ausgesprochen gut funktioniert. Die Rückmeldung der Lehrkräfte ist, dass auch wenn die Kinder nur wenige Stunden zum Unterricht an der Schule sind, der pädagogische Zugewinn enorm ist. Es kann pädagogisch effektiv gearbeitet und vieles nachgeholt werden.“
Gerade für die ganz jungen Schulkinder verlief die Rückkehr an die Schulen jedoch nicht ohne Probleme. „Insbesondere für die Erstklässler war es nicht einfach. Sie haben sich in den letzten Wochen daran gewöhnt, zuhause gemeinsam mit ihren Eltern zu lernen. Diese Kinder müssen nun erst wieder an die Schulen herangeführt werden. Unterm Strich waren jedoch alle Kinder und Lehrkräfte froh, sich wieder in der Schule begegnen zu können“, so Brand.
Trotz des insgesamt positiven Fazits sieht Brand das rollierende System auch als enorme Belastungsprobe: „Neben dem Präsenzunterricht und dem parallel weiterlaufenden Fernunterricht müssen die Schulen auch nach wie vor die Notbetreuung stemmen. Für viele Eltern wird das Homeoffice gerade vom Arbeitgeber stark eingeschränkt, entsprechend deutlich steigt die Nachfrage nach der Notbetreuung. Die Schulen stellt dies vor große Herausforderungen, da sie die Lehrkräfte eigentlich dringend für die verschiedenen Unterrichtsangebote benötigen. Die Personalkapazitäten sind mehr als ausgereizt und viele Lehrkräfte arbeiten momentan deutlich über ihr Deputat hinaus.“
Lehrkräfte fordern stärkeren Gesundheitsschutz
Mit Blick auf die Komplettöffnung der Grundschulen zum 29.06. zeichnet Brand ein ambivalentes Bild: „Aus pädagogischer Sicht ist es sehr sinnvoll, die Kinder wieder in einen kontinuierlichen Schulablauf mit Regelunterricht zu überführen. Zugleich äußern viele Kolleginnen und Kollegen große Bedenken, wenn die Abstandsgebote fallen. Gerade im Grundschulbereich gleicht es einer Lotterie, ob sich die Kinder an die Hygienevorgaben halten oder nicht. Die Lehrkräfte machen sich daher zu Recht große Sorgen um ihren Gesundheitsschutz, zumal medizinisch immer noch nicht nachvollziehbar ist, aus welchen Gründen Kinder weniger infektiös sein sollen.“
Brand weiter: „Das Land beruft sich bei seinen Öffnungsplänen allein auf die niederen Fallzahlen an Infektionen bei Kindern. Wenn das Land das Risiko eingeht und die Grundschulen komplett öffnet, erwarten wir, dass es alles für den Gesundheitsschutz der Lehrkräfte tut. Dies beinhaltet erstens, den Lehrerinnen und Lehrern wöchentlich eine Testung zu ermöglichen. Zweitens sind zum Schutz des Lehrpersonals Plexiglasscheiben an den Pulten anzubringen. Es ist nicht nachvollziehbar, warum es diese Schutzmaßnahme in jedem Supermarkt gibt, aber für die Schulen bisher nicht vorgesehen ist. Drittens ist für alle Situationen, in denen es zur direkten Interaktion mit der Lehrkraft kommt, eine Maskenpflicht für Schüler einzuführen. Die Maskenpflicht ist zugleich in die neue Corona-Verordnung aufzunehmen.“
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