VBE: Schrittweise Wiederaufnahme von Unterricht ja, aber nicht zu jedem Preis

„Die Stellungnahme der Leopoldina liest sich sehr spannend,“ meint der stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Oliver Hintzen. In der Expertengruppe seien Psychologen, Bildungswissenschaftler, Theologen, Wirtschafts­wissenschaftler, Biologen, Physiker, aber leider niemand aus dem Bereich der Schullei­tung oder der Schulpraxis, der dem wissenschaftlichen Beirat aus der Realität berichten könnte.

Klar sei, dass es nach den Osterferien in irgendeiner Weise weitergehen müsse und dass in Schulen und Kindertageseinrichtungen auch noch bis auf unbestimmte Zeit die Notbetreuung aufrechterhalten und ggf. sogar noch ausgebaut werden müsse. Was die Ad-hoc-Stellungnahme jedoch nicht berücksichtige, sei die Tatsache, dass insbeson­dere Grundschulkinder nicht nur für Deutsch und Mathematik in die Schule gingen, sondern auch, um endlich ihre Freunde wieder treffen zu können.

Ältere Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I und II hätten in der Regel Verständnis dafür, warum sie auf Abstand gehen müssen. Jüngere Kinder suchen aber bewusst die Nähe und die Be­stätigung der Lehrkräfte, auch noch in der 4. Klassenstufe. Es müsse daher gut überlegt werden, ob für die dann notwendigen vielen Kleingruppen genügend Personal für Be­treuung und Unterricht zur Verfügung stehe, und dass diese Personen nicht zu den bekannten Risikogruppen gehören dürften.

VBE fordert einheitliches Vorgehen und Sicherstellung der Hygienebedingungen

Was nicht funktionieren kann, ist, dass über die Länder hinweg oder gar innerhalb eines Bundeslandes unterschiedlich vorgegangen wird. „Es muss sichergestellt sein, dass – trotz der prekären Lage sowohl für die Wirt­schaft als auch für die Gesellschaft insgesamt – Schulen nicht für eine eventuell neue Welle von Infektionen verantwortlich sind,“ mahnt der stellvertretende VBE-Vorsit­zende.

Der VBE fordert, dass vor der Wiederaufnahme des Schulbetriebs an allen Schu­len gesichert ist, dass die Hygienebedingungen eingehalten werden können (Seife, Handtücher…), dass ausreichend Personal sowohl für den Unterricht als auch für die Notfallbetreuung zur Verfügung steht, dass es Pläne für die Mittagsbetreuung bzw. den Ganztag gibt und dass Pläne und Verhaltensmaßnahmen für einen möglichen erneuten Ausbruch ausgearbeitet sind. Die Kultusministerin hat nicht ohne Grund im Vorfeld erklärt, dass die Schulen nicht einfach so wieder geöffnet werden können, da die Um­setzung all dieser notwendigen Voraussetzungen Zeit benötige.