VBE zum beginnenden Sommer: Schüler von Ganztagesschulen kennen „Hitzefrei“ nur noch vom Hörensagen

„Hitzefrei!“ – das Wort klang Eltern der heutigen Schülergeneration wie Musik in den Ohren. „Heute wird selbst bei anhaltend hochsommerlichen Temperaturen und drückender Schwüle kaum noch Hitzefrei gegeben“, versichert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Die verlässliche Grundschule und die gestiegene Zahl von Ganztagesschulen stehen diesem Schülertraum entgegen.

Nach einer Bekanntmachung des Kultusministeriums konnten Schüler in früheren Jah­ren bereits nach der vierten Unterrichtsstunde „Hitzefrei“ bekommen, wenn das Ther­mometer morgens um 10 Uhr auf mindestens 25 Grad im Schatten stand. Die Einfüh­rung der Sommerzeit im Jahr 1980 sorgte dafür, dass sich die Rahmenbedingungen für einen vorgezogenen Unterrichtsschluss verschlechterten. Denn 10 Uhr Sommerzeit ent­sprach nach alter Zeitrechnung erst 9 Uhr. Und da musste die Sonne schon ziemlich bald mit dem Aufheizen der Luft anfangen, um so früh die 25-Grad-Marke zu knacken.

Jetzt stehen einem Hitzefrei die verlässliche Grundschule und die Ganztagesschule entgegen, die den Eltern die Betreuung der Schüler bis zum Mittag respektive bis in den Nachmittag hinein garantieren. „Da ist dann in der Regel kein früherer Schulschluss mehr drin“, so der VBE-Sprecher, und die Freibäder müssten deutlich länger auf die Kinder und Jugendlichen warten. Lehrer reagierten dann meist mit dem Unterrichtsstoff in einem gewissen Rahmen flexibel auf hochsommerliche Temperaturen.

„Auch an Grundschulen, die keinen Ganztag anbieten, ist es keine beneidenswerte Si­tuation, in der sich Schulleiter an heißen Sommertagen befinden“, versichert der VBE-Sprecher, selbst Rektor einer Grundschule. Entließen Schulleiter die Schüler wegen schwüler, drückender Hitze früher als nach Stundenplan, rufe garantiert eine aufge­brachte Mutter in der Schule an, und beschwere sich darüber, dass schon wieder Un­terricht ausfalle. Lasse dieser Rektor die Schüler jedoch bis zur letzten Stunde über ihren Büchern schwitzen, müsse er sich von anderen Eltern vorwerfen lassen, dass er kein Herz für Kinder habe.

So mancher Rektor begründet den Verzicht auf Hitzefrei auch so: „Ich gebe den Schülern schon deshalb nicht früher frei, weil es selbst in einem nicht klimatisierten Schulgebäude deutlich kühler und wesentlich angenehmer ist als draußen – zumindest in den ersten Stunden eines heißen Tages.“ Fakt ist, wenn beide Elternteile berufstätig sind oder auch bei berufstätigen Alleinerziehenden wäre bei einem vorzeitigen Schul­schluss die Beaufsichtigung der Kinder nicht gewährleistet.