Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg vermisst für den Schulbereich eine verlässliche, stabile und für einen längeren Zeitraum ausgerichtete Lehrerbedarfsanalyse. Kopfschütteln gibt es beim VBE darüber, dass junge, für den Lehrerberuf geeignete Menschen, denen es ein Bedürfnis ist, aufs Grundschullehramt zu studieren, weil ihnen die Arbeit mit Kindern Freude macht, bereits an den Zugangsbeschränkungen der Pädagogischen Hochschulen scheitern.
Steigen Schülerzahlen, sollen die Schulen das möglichst ohne zusätzliche Lehrerstunden lösen, sinken sie, werden postwendend Stellen gestrichen. Das zumindest ist die leider übliche Sichtweise der Finanzpolitik, moniert VBE-Chef Gerhard Brand. Vor lauter Zahlenakrobatik bleibe da gerne die Pädagogik auf der Strecke. Natürlich kosten Schulen Geld, dieses sei aber gut angelegt und eine wertvolle Investition in die Zukunft, versichert Brand und fordert für alle Schularten die Aufstellung einer professionellen Lehrerbedarfsprognose für jeweils ein Jahrzehnt. An den Schulen des Landes dürfe es nicht mehr weiter zugehen wie auf einem Großmarkt: mal Lehrerschwemme, mal Lehrermangel – je nach Saison oder Angebot und Nachfrage. Um eine halbwegs gesicherte Prognose erstellen zu können, sei zunächst eine ungeschminkte Bestandsaufnahme von Nöten. Die Schulen benötigten auf jeden Fall eine verlässliche Planungsperspektive.
Für alle bereits geborenen Kinder könne man schon jetzt den Bedarf an Lehrern ausrechnen, die erforderlich sind, wenn die Babys von heute in rund sechs Jahren eingeschult werden. Eine Zeitspanne, die man mindestens braucht, um einen Lehrer ordentlich auszubilden, rechnet Brand vor. Für eine solide Arbeit benötigten die Schulen Kontinuität und Stabilität in der Versorgung mit Lehrerstunden. Um die zu gewährleisten, müssten genügend Pädagogen ausgebildet und bei Eignung und Befähigung auch in den Schuldienst übernommen werden. Der VBE wünscht sich eine „Verstetigung“ der Lehrereinstellung, die den Schulen guttäte. Für eine langfristige Lehrerbedarfsplanung sind nach Auffassung des VBE neben den Geburtenzahlen unter anderem folgende Faktoren zu berücksichtigen: Pensionierungen, Fehlzeiten wegen zunehmender Erkrankungen, Fächerbedarf, Trends bei der Schullaufbahnwahl, Teilzeit und Beurlaubungen, Schulentwicklung, Flüchtlinge durch weltweite Krisengebiete sowie die deutliche Zunahme von Ganztagesschulen und Betreuungsangeboten.