Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, repräsentierte den Verband bei der Anhörung der Fraktionen Grüne und CDU zum Thema Schulleitung. Bei der Veranstaltung im Landtag am 12.07.2017 wurde darüber diskutiert, wie Schulleitungen in ihrer Schlüsselrolle für schulische Qualität unterstützt werden können. Der Vorschlag, Schulleitungen zu entlasten, wurde dabei von vielen Seiten an die Regierungsfraktionen herangetragen.
„Schulleitung – Schlüsselfaktor für die Qualität von Schule und Unterricht“ – so war die Anhörung, welche die Fraktionen Grüne und CDU am 12.07.2017 im Landtag von Baden-Württemberg gemeinsam veranstalteten, betitelt. Zahlreiche Expertinnen und Experten, die im Bildungssystem Baden-Württembergs wirken, waren der Einladung der Fraktionen gefolgt. Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg war durch seinen Landesvorsitzenden, Gerhard Brand, vertreten.
Gemeinsam wurde beim Fachdialog darüber diskutiert, wie Schulleitungen in ihrer Rolle unterstützt werden können: Wie kann das Berufsbild attraktiver gemacht werden? Angesichts von 1,4 Bewerberinnen bzw. Bewerbern pro Schulleitungsstelle ist das momentan eine sehr dringende Frage. Ebenso wichtig ist aber die Qualifizierung von Schulleitungen. Wie soll die Qualifizierung zur Schulleiterin beziehungsweise zum Schulleiter aussehen? Welche Fortbildungsangebote sind für Schulleitungen wichtig? Auch das Aufgabenspekturm von Schulleitungen war Thema: Mit welchen Aufgaben sollen Schulleitungen betraut werden? Worauf sollen sie sich konzentrieren?
Schulleitung muss sich auf das Kerngeschäft konzentrieren können
Den einstimmenden Grußworten der Fraktionsvorsitzenden Andreas Schwarz (Grüne) und Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (CDU) folgten zwei wissenschaftliche Fachvorträge. Prof. Dr. Stephan Huber vom Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug widmete sich zunächst den Aufgaben der Schulleitung. Die zentrale Aufgabe für Schulleitungen, das hob er hervor, sei es, auf Qualität zu achten und Qualität zu entwickeln. Eine Schulleiterin bzw. ein Schulleiter müsse dazu Bewährtes bewahren, Neues innovieren und Optimierungspotenziale entwickeln.
Der zweite Referent, Dr. Thomas Rieke-Baulecke vom Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH), hat sich mit dem baden-württembergischen Kultusministerium bereits einige Male ausgetauscht. Er forderte als oberste Maxime ein, dass sich die Schulleitung auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können müsse. Im Zentrum sollten die Fragen „Was sollen die Schülerinnen und Schüler lernen? Und was haben Sie tatsächlich gelernt?“ stehen. Und das auch auf allen Ebenen des Schulsystems. Dazu müsse notwendigerweise aber auch eine gewisse Kohärenz im System gegeben sein.
Viele Verbesserungsvorschläge für die Situation der Schulleitung
Die Ideen aus den Vorträgen wurden anschließend in drei verschiedenen Workshops unter wissenschaftlicher Leitung weiter vertieft und daraufhin dem Plenum präsentiert. Ein Verbesserungsvorschlag, der in allen drei Workshops eingefordert wurde, war, Schulleitungen zu entlasten. Wie das geschieht, ob über Verwaltungsassistenzen, über zusätzliche Leitungsstunden oder die Möglichkeit, mehr Aufgaben zu delegieren, wurde nicht festgelegt. Ideen gab es aber reichlich.
Als weitere wichtige Verbesserung wurde eine bessere Klärung der Verantwortlichkeiten im System angemahnt. Die Rollen der Akteure sollten gut durchdacht und klar definiert werden, Schnittstellen, Überlappungen und Unklarheiten sind zu beseitigen. Auch die Rolle des Unterrichts wurde hervorgehoben. Schulleitungen soll es ermöglicht werden, weiterhin zu unterrichten. Die Auffassung war, dass so der Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern bestehen bleibt und der Schulleiter immer noch im Kerngeschäft – den Schülerinnen und Schülern etwas beizubringen – tätig ist. Weiter Vorschläge gingen unter anderem in Richtung mehr Systematik in der Personalentwicklung zu verankern und unterschiedliche Anforderungsprofile für unterschiedliche Schulen zu entwickeln.
Die Regierungsfraktionen erhielten auf jeden Fall einige Vorschläge zur Unterstützung der Schulleitungen in ihrem Beruf. Sandra Boser, bildungspolitische Sprecherin der Grünen, und Karl-Wilhelm Röhm, bildungspolitischer Sprecher der CDU, fokussierten sich am Ende auf kleine Grundschulen. Hier machten beide Verbesserungsbedarf aus und möchten diese bei zukünftigen Maßnahmen auf jeden Fall berücksichtigen. Mit Geschenken bedankten sich beide abschließend bei den Referenten und kündigten den nächsten Fachdialog an. Dieser soll am 9. Oktober 2017 stattfinden und sich dem Thema Bildungsmonitoring widmen.
Fotos: VBE Baden-Württemberg