Sehr lebhaft ging es beim gemeinsamen Fachgespräch zur Lehrerfortbildung der Fraktionen Bündnis 90/Grüne und CDU zu. In Workshops und Diskussionen tauschten sich die geladenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber aus, was an der Lehrerfortbildung verbessert werden muss. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand hielt auf Anfrage der Fraktionen ein Inputreferat. Dabei trat er in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission Bildung und Wissenschaft (KBW) im Beamtenbund Baden-Württemberg auf.
Die hochrangig besetze Veranstaltung der Fraktionen eröffneten die Fraktionsvorsitzenden Andreas Schwarz (Grüne) und Prof. Dr. Wolfang Reinhart (CDU). Beide Fraktionsvorsitzenden betonten dabei, dass die Lehrerfortbildung für die Unterrichtsqualität ein großes Gewicht habe. Bei dem Ziel, Bildungsqualität zu erreichen, waren sich beide Fraktionen absolut einig – über die Veranstaltung erhofften sich beide Fraktionen Anregungen dafür, wie das Fortbildungssystem ausgestaltet werden soll, um in diesem Bereich Qualität zu erreichen.
Den ersten Beitrag der anschließenden Expertenrunde steuerte Gerhard Brand, Landesvorsitzender des VBE Baden-Württemberg und Vorsitzender der Kommission Bildung und Wissenschaft (KBW) im Beamtenbund Baden-Württemberg bei. Er stellte dem Plenum die Thesen der KBW zur Lehrerfortbildung vor. Brand stellte heraus, dass Qualität über Fortbildungen nur erreicht werden könne, wenn Lehrerinnen und Lehrer auf neue Herausforderungen vorbereitet werden. Als weiteres Erfordernis für Qualität definierte er, dass auch an den Schulen Bedingungen geschaffen werden müssen, die gutem Unterricht zuträglich sind.
Kompetenz der Fortbildungsinstitutionen besser nutzen
In seinen weiteren Ausführungen, forderte er die Fraktionen auf, dafür zu sorgen, dass die an den Fortbildungsinstitutionen vorhandene Kompetenz besser genutzt wird. Auch müssten die Abläufe zwischen den beteiligten Institutionen besser ineinandergreifen: „Die Institutionen der Lehrerausbildung und der Lehrerfortbildung müssen besser koordiniert werden, um Qualität zu sichern und Reibungsverluste zu vermeiden. Dabei ist es unumgänglich, die verschiedenen Phasen der Lehrerbildung optimal aufeinander abzustimmen.“
Auch die Fortbildungsthemen sprach der VBE-Landesvorsitzende in seiner Rede an. Es müssten dabei die Themen angeboten werden, an denen Lehrkräfte auch wirklich Bedarf haben. Neben den Themen Fachdidaktik, Fachwissen, Inklusion und dem Umgang mit Schülerinnen und Schülern mit Fluchthintergrund machte Gerhard Brand auf die Herausforderung Digitalisierung aufmerksam: „Dieses Thema nimmt Fahrt auf und entwickelt sich in einem schwindelerregenden Tempo weiter. Die Frage stellt sich, wie wir in der Schule mit dieser Entwicklung Schritt halten können.“
Um qualitativ hochwertige Fortbildungen für Lehrkräfte sicherzustellen, schlug Brand ein landeseinheitliches, verbindliches Anforderungsprofil für Fortbildungen vor. Er forderte außerdem das Kultusministerium auf, die Anmeldung für Fortbildungen sowie die Abrechnung für Reisekosten zu vereinfachen. Als wichtigsten Punkt bei Fortbildungen stellte er die Umsetzbarkeit des Gelernten heraus: „Denn entscheidend und oberstes Qualitätsmerkmal ist nach wie vor dass die Lehrkraft nach der Fortbildung dazu in der Lage ist, die gelernten Inhalte im Unterricht anzuwenden.“
Singapur: Anreize für die Teilnahme an Fortbildungen
Außerdem stellten Prof. Dr. Anne Sliwka und Dr. Britta Klopsch von der Universität Heidelberg Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit zur Lehrerfortbildung in anderen Ländern vor: Im PISA-Gewinnerland Singapur existiert beispielsweise ein Anreizsystem bei Fortbildungen. Besucht eine Lehrkraft Fortbildungen und verbessert ihre Leistungen, kann sie beispielsweise drei Monatsgehälter zusätzlich bekommen oder an Fortbildungen im Ausland teilnehmen. In Kanada, Provinz Ontario, setzt man hingegen auf datenbasierte Weiterentwicklung in sogenannten „family groups of school“. Im regionalen Umkreis tauschen sich dabei Lehrkräfte und Schulleiter aller Schularten regelmäßig aus.
Die anschließenden Workshops brachten als Ergebnis zum Ausdruck, dass mehr wissenschaftliche Expertise im Bereich Fortbildungen gewünscht wird. Diese soll strukturell und inhaltlich einbezogen werden. Auch ein landeseinheitlicher Qualitätsrahmen mit eindeutiger Struktur und Zuständigkeiten für Fortbildungen wurde als Vorschlag vorgebracht. Zum Abschluss bedankten sich die Expertin von Bündnis 90/Die Grünen, Elke Zimmer, und der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Karl-Wilhelm Röhm, für den Input und die Teilnahme. Röhm versicherte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei, dass man die Impulse aufnehmen und sich um seine konsensuale Umsetzung bemühen werde.