Lederle spricht Klartext: Von Erbsünden und Totschlagargumenten

Klartext

Stellvertretender Landesvorsitzender Dirk Lederle bezieht Stellung und spricht Klartext. Dieser handelt von Erbsünden und Totschlagargumenten. „So lange du deine Füße unter meinen Tisch streckst … “ – wer könnte sich wohl nicht an diesen Satz seiner Eltern erinnern? Vielleicht haben Sie ihn auch selbst schon bei Ihren Kindern angewendet. Das Ziel jedenfalls war und ist klar: Jegliche Diskussion wird erstickt und zugleich werden die Machtverhältnisse klar demonstriert. 

In der Bildungspolitik gibt es nicht nur eines dieser Totschlagargumente, sondern zwei:

  1. Wir würden ja gerne eine Maßnahme umsetzen, haben dazu aber die Lehrkräfte nicht.
  2. Wir würden ja gerne eine Maßnahme umsetzen, haben dazu aber die Finanzmittel nicht.

Nachdem wir unter Grün-Rot vor allem das zweite Argument gehört hatten, war es unter der folgenden grün-schwarzen Regierung fast immer das erste. Egal welche noch so sinnvolle Maßnahme man als Bildungsverband anstoßen wollte, man bekam es zu hören. Nach dem ungeschriebenen Gesetz des „Man treibt mal wieder eine andere Sau durchs Dorf“ wäre nun eigentlich mal wieder Argument Nr. 2 dran. Folgerichtig steht dies so auch an prominenter Stelle des neuen Koalitionsvertrages.

Dennoch will die neue Landesregierung vieles besser machen. Vieles Notwendige soll nun endlich umgesetzt werden. Auch für Schulleitungen soll alles besser werden. Einiges ist ja tatsächlich schon geschehen: Das Land hat die längst überfällige Besoldungserhöhung von Schulleitungen kleinerer Schulen durchgeführt, die Entlastung für SL-Tätigkeiten vor allem an Grundschulen angepasst, zusätzliches SL-Personal ermöglicht und kommissarische Schulleitungen bekommen endlich eine Aufwandsentschädigung. Das Kernproblem allerdings ist man immer noch nicht angegangen. Nun endlich soll die Leitungszeit generell erhöht und an das ständige Aufgabenplus der Schulleitungen angepasst werden. Zudem sollen die Schulleitungen, die ja eigentlich pädagogische Leitungen sind, endlich von den unsäglich vielen Verwaltungsaufgaben entlastet werden und hierfür Verwaltungsassistenzen erhalten.

Und dann will das Land noch die Erbsünde aus der Ära Grün-Rot korrigieren, als es mit der sehr originellen Begründung – nein ausnahmsweise mal nicht des schnöden Geldes wegen – das allgemeine Entlastungskontingent kürzte, dass die Schulen dies sowieso nicht ausschöpfen würden. Können Sie sich eine Schulleitung vorstellen, die großzügig auf AE-Stunden mit der Begründung verzichtet, dass man diese eh nicht brauchen würde? Ich jedenfalls kenne keine.

Nun ja, sagen wir es mal mit Johann Wolfgang von Goethe: „Die Worte hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Wir dürfen also gespannt sein, ob die aktuelle Landesregierung wieder das Totschlagargument Nummer 1/2 zückt, originelle neue Wege in der Argumentation findet – nein nicht Corona, denn das wäre ja im Grunde auch nur Nummer 2 – oder vielleicht einfach mal den Worten Taten folgen lässt. Notwendig wäre dies, es ist keine Frage des Luxus oder des Wünsch-Dir-Was. Die Entlastung der Schulleitungen aller Schularten ist eine schiere Notwendigkeit, damit die Aufgabe Schulleitung leistbar wird. Sie ist eine längst fällige Maßnahme, die schon in der letzten Legislaturperiode geplant wurde, aber dort an Nummer 1 scheiterte. 

Corona zeigt uns in aller Deutlichkeit, dass die Aufgabe Schulleitung so nicht mehr leistbar ist. Die Pandemie ist aber nicht der Grund dafür, sondern eher eine Art Brennglas, das diese systemische Überforderung unverkennbar aufzeigt. Die Corona-Krise hätte auch nicht der 600€-Leistungsprämie bedurft, sondern eher einer Entbindung von der Mindestunterrichtsverpflichtung. Wer sein Leitungspersonal verliert, verliert damit auch gleichzeitig das wichtigste und wirksamste Mittel zur qualitativen Weiterentwicklung der Schulen. 

Es wird also Zeit etwas zu tun, nur Mut!

Dirk Lederle, Stv. Landesvorsitzender