VBE mahnt nachhaltige Förderung hinsichtlich Lernverzögerungen an

Lernbrücken

Mit dem Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ werden nun bundesweit zwei Milliarden Euro für die Jahre 2021 und 2022 bereitgestellt. Baden-Württemberg plant mit dem Pilotprojekt „Bridge the Gap“, den „Lernbrücken“ und dem auf zwei Jahre angelegten Förderprogramm „Rückenwind“ ein dreistufiges Aufholprogramm. Unbestritten ist, dass die negativen Folgen der pandemiebedingten Schulschließungen und der Kontaktbeschränkungen bei Kindern und Jugendlichen aufgefangen werden müssen.

An diesem Punkt stellt sich die Frage nach einer sinnvollen Strategie und einer angemessenen Entlastung, denn die Projekte müssen geplant und umgesetzt werden.  

Was ist wirklich nachhaltig? 

Sinn macht aus unserer Sicht nur eine nachhaltige Förderung der Kinder und Jugendlichen. Dies belegen zahlreiche Studien. Was den Ausgleich von Lernrückstanden betrifft, haben außerunterrichtliche Maßnahmen wie Lernbrücken oder Ferienkurse nur eine begrenzte Wirksamkeit, wenn sie nicht mit längerfristigen unterrichtsintegrierten und unterrichtsergänzenden Maßnahmen verknüpft werden. Dies bedeutet, die Effektivität der Fördermaßnahmen hängt immer von der engen Abstimmung der Lehrkräfte mit den Durchführenden der Fördermaßnahmen zusammen und gleichzeitig auch mit deren fachlicher Kompetenz. 

Aus diesem Grund braucht es:

– Die Erhebung des Lernstandes und die Erstellung eines Förderkonzeptes.
– Unterrichtsintegrierte und unterrichtsergänzende Maßnahmen.
– Nur die besonders betroffenen Gruppen sollten gefördert werden.
– Eine Konzentration auf die wesentlichen Basiskompetenzen.
– Eine Qualifizierung und enge Begleitung des „Förderpersonals“.
– Erhebungen – im Hinblick auf die Wirksamkeit der Maßnahmen.

Rückenwind ohne starkes Segel? 

Für all diese Planungen, Absprachen, Erhebungen und Auswertungen benötigen Lehrkräfte wie Schulleitungen viel Zeit und die Schulen zusätzliche zeitliche Ressourcen. Dies zeigt sich schon jetzt sehr deutlich bei der Durchführung von Bridge the Gap und der Vorbereitung der Lernbrücken. Zwei Programme, die im Vergleich zu dem im nächsten Schuljahr anlaufenden Mammutprogramm Rückenwind von geringem Umfang sind. Lehrkräfte, die das Förderpersonal betreuen, und Schulleitungen müssen im kommenden Schuljahr daher dringend durch zusätzliche Anrechnungsstunden beziehungsweise Leitungszeit entlastet werden. Eine zeitweise Reduktion oder Umschichtung innerhalb der Kontingentstundentafel könnte solche Planungen möglich machen. Ebenso drängt sich die von uns wiederholt vorgetragene sofortige Umsetzung der zweiten Stufe des Schulleiterkonzepts immer stärker auf. Uns bleibt die Hoffnung, dass Kultusministerium und Landesregierung dies ebenfalls so sehen.  Es gilt: Lehrkräfte und Schulleitungen müssen jetzt unterstützt und entlastet werden, damit die anvisierten Maßnahmen nicht im Sande verlaufen!

Walter Beyer, Stellvertretender Landesvorsitzender