VBE lehnt Deputatserhöhung im Referendariat klar ab

Aufgrund der immer größeren Personallücken an den Schulen plant das Land, das Deputat im Referendariat zu erhöhen und dafür Ausbildungsinhalte zu streichen. Der VBE lehnt dies ab: Referendarinnen und Referendare sind kein Selbstbedienungsladen zum Kaschieren des Lehrkräftemangels. Die zweite Phase hat die Lehramtsausbildung zum Ziel und nicht den Ausgleich der Mangelversorgung.

 

Die Aufgabe der zweiten Phase der Lehramtsausbildung besteht darin, die Lehramtsanwärterinnen und -anwärter fit für den Schullalltag zu machen, indem Praxis- und Theoriephasen verzahnt und die Unterrichtsstunden durch Phasen der Reflexion sowie erweiterter Anwendungen im konkreten Bezug eng begleitet werden. Kurz gesagt: Das Ziel liegt in der Lehramtsausbildung und nicht im Stopfen von Personallücken.

Das Vorhaben des Kultusministeriums, eine Stunde mehr im Unterricht und dafür eine Stunde weniger im Seminar einzuplanen, geht auch deshalb nicht auf, da die Unterrichtstunden faktorisiert sind, die Seminarstunden jedoch nicht. Es handelt sich also um eine Steigerung der Arbeitsleistung.

Darüber hinaus erschwert oder verhindert die Reduzierung des theoretischen-wissenschaftlichen Anteils den Erwerb der ECTS-Punkte, der im Primarschulbereich teilweise im Referendariat stattfindet.

Referendarinnen und Referendare sehen Deputatserhöhung skeptisch

Aus den genannten Gründen protestieren mehrere Seminarkurse des Jahrgangs 2022/23 in einem gemeinsamen Positionspapier ausdrücklich gegen die geplante Deputatserhöhung.

Diese Positionierung wird auch durch eine Umfrage des VBE aus dem Jahr 2022 gestützt: Studierende, Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter in Baden-Württemberg wurden gefragt, was sie von der geplanten Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung halten. 566 Personen haben an der Umfrage teilgenommen. Das Ergebnis ist eindeutig:

Die große Mehrheit von 82 Prozent der Befragten sieht die geplante Erhöhung skeptisch. „Eine Stunde mehr an Unterricht bedeutet deutlich mehr als eine Stunde an Vor- und Nachbereitung. So bleibt weniger Zeit zum Lernen oder zur Prüfungsvorbereitung“ lautet eine der zahlreichen Antworten.

Für den VBE ist klar: Das Land muss auch in Krisenzeiten dazu in der Lage sein, die Unterrichtsversorgung mit voll ausgebildeten Lehrkräften zu sichern. Lehramtsanwärterinnen und -anwärter stehen im Referendariat ohnehin unter hohem Druck. Die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen benötigen keine weiteren Belastungen, sondern vor allem mehr Unterstützung!

Unser Versprechen: Der VBE bleibt für Sie dran!

Gerhard Brand, Landesvorsitzender

Oliver Hintzen, Stellv. Landesvorsitzender

 

Weiterführende Infos

Das angesprochene Positionspapier der Seminarkurse 2022/2023 finden Sie hier.

Die VBE-Studie „Unterrichtsabdeckung in Baden-Württemberg“ liefert umfangreiche Informationen über das Ausmaß der Personallücken an den Schulen. Über 800 Schulen hatten sich zu Beginn des laufenden Schuljahres an der Studie beteiligt.

Informationen zur Lehrereinstellung für das kommende Schuljahr finden Sie hier.