VBE präsentiert zweite Umfrage zu Gewalt gegen Lehrkräfte

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg hat das Thema ‚Gewalt gegen Lehrkräfte‘ erneut auf die Tagesordnung gesetzt. In einer Landespressekonferenz am 2. Mai hat der Landesvorsitzende Gerhard Brand eine Umfrage unter Schulleitungen vorgestellt. Brand betonte, dass es bei dem Thema nicht um Einzelfälle gehe: „Unsere Umfrage unter Schulleitungen zeigt, dass Gewalt gegen Lehrkräfte kein Randphänomen ist, sondern an vielen Schulen vorkommt.“

Dem Tabuthema ‚Gewalt gegen Lehrkräfte‘ hat sich der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg bereits 2016 gewidmet. In einer Umfrage unter Lehrkräften hatte sich gezeigt, dass sich Gewalt gegen Lehrkräfte nicht auf Einzelfälle beschränkt. 53% der Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg hatten damals angegeben, dass sie psychische Gewalt gegen Lehrkräfte an der eigenen Schule erlebt haben, 13% konnten von körperlicher Gewalt und 29% von Cybermobbing berichten.

Eine aktuelle Umfrage unter Schulleitungen hat der Landesvorsitzende des VBE Baden-Württemberg, Gerhard Brand, am 2. Mai 2018 auf einer Landespressekonferenz vorgestellt. Das Umfrageinstitut forsa hat im Auftrag des VBE Baden-Württemberg 1.200 Schulleitungen befragt, davon 251 in Baden-Württemberg. In der von forsa durchgeführten Befragung zeigt sich erneut, dass Gewalt gegen Lehrkräfte an allen Schularten vorkommt und durchaus weit verbreitet ist. Brand: „Die Politik muss mit dem Märchen vom Einzelfall aufhören. Unsere Umfrage unter Schulleitungen zeigt, dass Gewalt gegen Lehrkräfte kein Randphänomen ist, sondern an vielen Schulen vorkommt.“

Abstand

Der stellvertretende VBE-Vorsitzende und Pressesprecher Michael Gomolzig zu Gast in der Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“ am 26.04.2018

An 45% der baden-württembergischen Schulen wurden Lehrkräfte psychisch attackiert

So berichten 45% der Schulleitungen in Baden-Württemberg: „Ja, es gab an meiner Schule in den letzten fünf Jahren Fälle, in denen Lehrerinnen und Lehrer direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden.“ Somit ist fast jede zweite Schule in Baden-Württemberg betroffen. Hinzu kommen noch Fälle, in denen Lehrkräfte über das Internet diffamiert, belästigt, bedroht oder genötigt wurden. Hiervon berichten 16% der Schulleiterinnen und Schulleiter in Baden-Württemberg.

Von körperlicher Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer berichten ebenfalls 16% der Schulleiterinnen und Schulleiter in Baden-Württemberg. Somit sind Vorfälle bereits an jeder sechsten Schule vorgekommen. „Und wenn Vorfälle an jeder sechsten Schule vorkommen, verbietet es sich auch von Einzelfällen zu reden. Stattdessen muss das Thema vom Dienstherr wahr- und ernstgenommen werden und Lehrkräfte, die Gewalt gegen sich erlebt haben, müssen die volle Unterstützung ihres Dienstherren erhalten“, fordert Gerhard Brand.

Bei Vorfällen von Gewalt: Unterstützung durch die Schulleitungen

Die Schulleiterinnen und Schulleiter wurden in der Umfrage ebenso dazu befragt, ob es Ihnen in den allermeisten Fällen gelungen ist, ihre Kolleginnen und Kollegen bei Gewaltvorfällen ausreichend zu unterstützen. 85% der Schulleitungen haben das bejaht, 6% haben angegeben, dass ihnen das nur teilweise gelungen ist und 2% haben angegeben, dass es ihnen nicht gelungen ist. VBE-Chef Brand lobt die Schulleitungen: „Diese positive Zahl spricht für das Engagement und für das Selbstverständnis, mit dem die Kolleginnen und Kollegen in der Schulleitung arbeiten.“

Brand betonte, dass Schulleitungen für die psychologische Betreuung von Lehrkräften nicht ausgebildet seien. „Hier ist das Land gefordert, den Zugang zur schulpsychologischen Beratung und Betreuung zu vereinfachen“, meint der Landesvorsitzende des VBE. Außerdem besteht nach Ansicht des VBE Baden-Württemberg die Möglichkeit, Lehrkräfte in allen drei Phasen der Lehrerbildung besser auf den Umgang mit Gewalt gegen sich vorzubereiten. „Lehrerinnen und Lehrer sollten durch ihre Aus- und Fortbildung dazu in die Lage versetzt werden, bei Vorfällen von Gewalt gegen sich oder andere Lehrkräfte handlungsfähig zu bleiben“, schlägt Brand vor.

Die Forderungen des VBE Baden-Württemberg

Bereits 2016 hat der VBE Baden-Württemberg Forderungen aufgestellt, um das Thema Gewalt gegen Lehrkräfte zu enttabuisieren, betroffenen Lehrerinnen und Lehrern zu helfen und Gewalt präventiv zu begegnen.

Der VBE Baden-Württemberg fordert:

  1. Bei Vorfällen von Gewalt müssen Lehrkräfte und Schulleitungen die volle Unterstützung des Dienstherrn erhalten. Der Dienstherr muss mit einer klaren und konsequenten Haltung demonstrieren, dass Gewalt gegen Lehrkräfte nicht geduldet wird.
  2. Das Land muss als Dienstherr seiner Fürsorgepflicht nachkommen und sich aktiv der Enttabuisierung des Themas widmen.
  3. Fälle von Gewalt gegen Lehrkräfte müssen in der amtlichen Schulstatistik anonym und nicht an die Schule gebunden verzeichnet werden.
  4. Das Thema Gewalt gegen Lehrkräfte muss in allen drei Phasen der Lehrerbildung Berücksichtigung finden. Im Studium, im Referendariat und durch Fortbildungen müssen Schulleitungen und Lehrkräfte zum Umgang mit Gewaltvorfällen befähigt werden, sodass sie auch in diesen Extremsituationen handlungsfähig bleiben.
  5. Im Fall von Gewalt gegen Lehrkräfte müssen Lehrerinnen und Lehrer bei Bedarf psychologische Unterstützung erhalten.

Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie unter: https://www.vbe-bw.de/wp-content/uploads/2018/04/2018-04-09_forsa-Bericht_Gewalt-gg-LK_Sicht-SL_Ba-Wü.pdf

Die Charts der Umfrage finden Sie unter: https://www.vbe-bw.de/wp-content/uploads/2018/04/2018-04-23_forsa-Charts_Gewalt-gg-LK_Sicht-SL_Ba-WüBund-2.pdf