Bildungsreform: VBE sieht Potenzial, mahnt aber bessere Personalplanung an

Die grün-schwarzen Koalitionspartner haben die notwendigen Gesetzesänderungen für die geplante Reform des Bildungswesens auf den Weg gebracht. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand kommentiert: „Das Reformpaket hat Potenzial. Voraussetzung für ein Gelingen ist eine gute Personalausstattung und eine gute Kommunikation, welche die Menschen vor Ort erreicht.“

Zu den einzelnen Reformen erklärt Brand weiter:

Rückkehr zu G9

Das Innenministerium hat ‚G9 jetzt!‘ aufgrund der deutlich zu hohen Kosten als nicht verfassungskonform zurückgewiesen. Aber auch die vom Land geplante schlankere Variante von G9 hat erhebliche Auswirkungen auf den Bildungshaushalt. Aus Sicht des VBE darf die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium nicht zu Lasten der anderen Schularten gehen. Die Balance im Bildungssystem muss stimmen, sonst gerät die Sekundarstufe I in Schieflage. Wenn das Land nun im Zuge von G9 die ohnehin gut ausgestatteten Gymnasien mit hunderten zusätzlichen Vollzeitstellen ausstaffiert, dann muss es auch die anderen Schularten attraktiver aufstellen.“

Sprachförderung an Kita und Grundschule

„Die Absicht des Kultusministeriums, Kinder bereits in den Kindertagesstätten so zu fördern, dass sie die Grundschule auch erfolgreich abschließen können, ist richtig. Allerdings erfordert dies eine umfangreiche Personalausstattung an den Kitas und Grundschulen. Laut einer repräsentativen DKLK-Studie des VBE hat sich der Personalmangel an den Kitas im letzten Jahr aber weiter verschärft. Die Studie zeigt, dass es gerade an qualifizierten Sprachfachkräften mangelt: An drei von zehn Kitas gibt es nicht eine pädagogische Fachkraft, die für den Bereich der Sprachbildung qualifiziert ist. Der Erfolg des Förderprogramms wird daher maßgeblich davon abhängen, ob das Kultusministerium es schafft, das benötigte Personal bereitzustellen.“

Grundschulempfehlung

Der VBE setzt sich seit Jahren dafür ein, der Grundschulempfehlung wieder mehr Gewicht zu verleihen, insofern begrüßen wir die stärkere Verbindlichkeit. Im Dissensfall zwischen Empfehlung und Elternwille halten wir allerdings ein verbindliches Beratungsverfahren der Eltern für dringend angezeigt.“

Schulverbünde

„Wir begrüßen, dass die verschiedenen Kooperations- und Verbundoptionen den Schulen vor Ort neue Möglichkeiten verschaffen. Unmissverständlich hält der VBE jedoch fest: Ob Schulen miteinander kooperieren oder nicht, muss freiwillig erfolgen. Die Schulen kennen ihre Bedarfe am besten und müssen frei entscheiden können. Ebenso klar ist: Wenn das Land nun verstärkt Verbünde zwischen den Schularten in den Blick nimmt, dann muss es auch eine einheitliche Bezahlung der Lehrkräfte nach A 13 geben. Weiter weisen wir darauf hin, dass Kooperationen und Verbünde einen enormen Abstimmungsbedarf nach sich ziehen, der für die Schulen nicht leicht zu stemmen sein wird. Schulleitungen und Lehrkräfte benötigen ausreichend Zeitstunden, um sich diesen Aufgaben widmen zu können. Nur so können wir sicherstellen, dass der Prozess der Schulentwicklung pädagogisch hochwertig gelingt.“

Zusätzliche Stunden für die Sekundarstufe I

„Coachingstunden sind eine Forderung, die der VBE schon lange an die Politik adressiert. Weitere Schritte müssen nun folgen, um die Kolleginnen und Kollegen an der Gemeinschaftsschule zu entlasten. Die Menge der zu erstellenden Lernentwicklungsberichte ist in der jetzigen Form kaum noch leistbar. Es besteht daher seitens der Lehrkräfte ein großes Interesse daran, den Lernentwicklungsbericht zum Halbjahr in die sogenannten Standortgespräche zu integrieren. Außerdem brauchen gerade die größeren Klassen mehr Poolstunden, um die gewünschte Differenzierung und Abbildung von Lernniveaus leisten zu können. Ebensolche fordert der VBE gleichfalls für die Realschule, auch sie braucht dringend eine zusätzliche Stundenzuteilung, um die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern intensivieren zu können. Im aktuellen Programm der Landesregierung findet außerdem keine Berücksichtigung der Werkrealschule statt, was die Stundenzuweisung betrifft. Hier fordern wir die Landesregierung auf, alle Schulen der Sekundarstufe I gleichermaßen gut mit Stunden auszustatten.“

Weitere Infos

Die Pressemeldung der Landesregierung zu den Bildungsreformen finden Sie hier.