Das Münchner ifo-Institut hat an diesem Montag die Ergebnisse einer Studie zur Bildungsgerechtigkeit vorgestellt. Demnach geht in Baden-Württemberg weniger als ein Drittel der Kinder, deren Erziehungsberechtigte kein Abitur haben und über ein unterdurchschnittliches Einkommen verfügen, auf ein Gymnasium, während doppelt so viele Kinder aus einkommensstarken Familien mit allgemeiner Hochschulreife diese Schulform besuchen.
Für den Landesvorsitzenden des VBE BW, Gerhard Brand, sind die Ergebnisse der neuen ifo-Studie ernüchternd: „Die Befunde zeigen abermals, dass der Bildungserfolg immer noch zu stark vom Einkommen und dem erreichten Bildungsabschluss der Eltern abhängt. Das Bildungssystem verfehlt damit eines seiner wichtigsten Ziele: Chancengleichheit.“
Einen zentralen Ansatzpunkt zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit sieht Brand in der vorschulischen Förderung: „Das Übergangsmanagement startet nicht erst mit der Grundschule. Die Politik muss bereits im frühkindlichen Bereich die Weichen für mehr Chancengleichheit stellen und benachteiligte Kinder und Familien gezielter unterstützen, vor allem mit Blick auf den sprachlichen Kompetenzerwerb. Die Landesregierung hat ein ambitioniertes Programm für die Sprachförderung von Kleinkindern vorgelegt. Wenn das Programm nicht für die Galerie sein soll, muss es allerdings auch mit ausreichend Personal unterfüttert werden. Um wirklich alle Kinder und insbesondere Kinder aus benachteiligten Familien zu erreichen, sollte es außerdem um ein verpflichtendes und gebührenfreies letztes Kita-Jahr ergänzt werden.“
Hintergrund
Die Datenbasis der ifo-Studie „Ungleiche Bildungschancen: Ein Blick in die Bundesländer“ ist der Mikrozensus 2018 und 2019. Für eine Stichprobe von 102.005 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren liefert er Informationen über den Gymnasialbesuch und den familiären Hintergrund. Die Fallzahlen reichen von 947 Kindern in Bremen bis 23.022 in Nordrhein-Westfalen.