KMK-Präsidentin muss Lehrkräftemangel anpacken

Anlässlich der Übergabe der Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz (KMK) an die Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse an diesem Montag, gratuliert ihr der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) und unterstützt sie in der Wahl ihrer Schwerpunkte.

„KMK-Präsidentin Busse hat schon im Vorfeld der Präsidentschaftsübernahme deutlich gemacht, dass sie nicht nur die ‚Qualitative Weiterentwicklung der Ganztagsschule in der Primarstufe‘ in den Fokus stellt, sondern auch den Fachkräftemangel im Bildungsbereich. Das unterstütze ich vollkommen. Der VBE hat in der Debatte um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung immer deutlich gemacht, dass die Umsetzung scheitern wird, wenn die Politik es nicht schafft, mehr Personal für das Arbeiten im Bildungsbereich zu gewinnen. Ob das durch einen Staatsvertrag passieren kann, sei dahingestellt. Dieser kann weder kurzfristig erarbeitet werden und ebenso wenig kurzfristig wirken“, so der VBE Bundesvorsitzende Gerhard Brand wörtlich.

Brand fordert klare Ideen und mehr Investitionen, um den Beruf zu stärken: „Viel wichtiger ist, dass in den Kultusministerien die Erkenntnis reift, dass der Lehrberuf deutlich attraktiver werden muss. Wer schon im Referendariat sieht, dass die Bedingungen an den Schulen direkt aus dem Hörsaal in den Burnout führen, beendet das Studium noch vor dem Abschluss oder wählt später mit dem Abschluss in der Tasche einen anderen Karriereweg. Das können wir uns nicht mehr leisten! Um mehr Personal zu gewinnen und das vorhandene zu halten, braucht es ein ausfinanziertes Bildungssystem. Und es braucht klare Ideen, was denn für jede hinzukommende Aufgabe wegfallen kann.“

VBE betont Qualität in der Lehrkräfteausbildung

Eine klare Absage erteilt Brand kursierenden Ideen, den Lehrkräftemangel durch eine Absenkung der Qualifikation zu bekämpfen. So wird es in Brandenburg künftig möglich sein, mit einem Bachelorabschluss zu unterrichten. „Das ist ein Irrweg!“,  kritisiert der Bundesvorsitzende des VBE scharf. Und weiter: „Nach jahrelangem Aussitzen des offensichtlich anwachsenden Lehrkräftemangels wird jetzt hektisch eine undurchdachte ‚Lösung‘ umgesetzt, welche die Qualität der Lehrkräftebildung absenkt. Das schadet mehr, als es nützt. Gerade in Zeiten des Mangels brauchen wir doch Menschen, die bestmöglich auf ihren Beruf vorbereitet werden. Menschen, die unter schwierigen Bedingungen pädagogisch optimal auf Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler reagieren können. Der Turbo-Abschluss nützt nur der Politik, um die eklatanten Versäumnisse der letzten Jahre schönzurechnen.“

Der neuen KMK-Präsidentin Busse wünscht Brand viel Erfolg, die unterschiedlichen Vorstellungen der Länder zu ordnen und konstruktiv zu lenken: In der KMK treffen teilweise 16 verschiedene Meinungen und Vorgehensweisen aufeinander. Es ist keine leichte Aufgabe, diese zusammenbringen. Wir wünschen Senatorin Busse, dass sie mehr als den Minimalkonsens verhandeln kann. Und dass sie während ihrer Amtszeit tatsächliche Fortschritte erreichen kann. Als eine der beiden großen Lehrkräftegewerkschaften stehen wir ihr dabei gerne mit unserer Expertise und usnerem Praxiswissen zur Seite.“

Weiterführende Infos

Die Kultusministerkonferenz (KMK) legt in regelmäßigen Abständen eine Prognose des Lehrkräfteeinstellungsbedarfs und -angebots vor. Die Aussagekraft und insbesondere die Intransparenz dieser Prognosen hat der Verband Bildung und Erziehung (VBE) immer wieder kritisiert. Mehr dazu lesen Sie hier.

Welche gravierenden Auswirkungen der Lehrkräftemangel auf die Unterrichtsabdeckeung hat, hat eine VBE-Studie in Baden-Württemberg zu Beginn des laufenden Schuljahres aufgezeigt. Mehr dazu erfahren Sie hier.