„Es ist einem öffentlichen Arbeitgeber und Bildungsland wie Baden-Württemberg nicht dienlich, diese Menschen über den Sommer in die Unsicherheit der Arbeitslosigkeit zu entlassen. Wir können uns dies bei dem aktuellen Personalmangel auch schlicht nicht leisten!“, erklärt der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand angesichts der Praxis, befristet eingestellte Lehrkräfte sowie Referendarinnen und Referendare vor den Sommerferien zu entlassen.
Aus einer internen und aktuellen Umfrage des VBE unter seinen Mitgliedern im Vorbereitungsdienst geht hervor, dass Baden-Württemberg rund ein Viertel seiner frisch gebackenen Lehrkräfte über die Sommerferien verliert. „Die betreffenden Junglehrkräfte nehmen lieber Verträge an einer Privatschule an, wandern in ein benachbartes Bundesland ab oder suchen Arbeitsmöglichkeiten in der Wirtschaft, anstatt sich im Sommer mit Arbeitslosengeld über die Runden zu retten. Diese vollausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer fehlen uns im kommenden Schuljahr an den öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg. In Zeiten des grassierenden Lehrkräftemangels, der Pandemie und der Ukrainekrise ist dies eine geradezu groteske Situation“, kommentiert der Landesvorsitzende die Ergebnisse.
Brand weiter: „Baden-Württemberg ist dringend auf gut ausgebildete junge Pädagoginnen und Pädagogen angewiesen. Um im öffentlichen Dienst auch künftig ausreichend Nachwuchs zu finden und um ihn attraktiv zu halten, muss nach Ansicht des VBE die Einstellung der Lehrerinnen und Lehrer bereits zum 1. August erfolgen.“
VBE fordert mehr Wertschätzung auch für befristet eingestellte Lehrkräfte
Zur Situation befristet eingestellter Lehrkräfte erklärt Brand: „Die Befristung von Verträgen und die Praxis der Entlassung vor den Sommerferien sind Ausdruck einer mangelnden Wertschätzung gegenüber den Kolleginnen und Kollegen. Wenn Lehrerinnen und Lehrer aushelfen, die Unterrichtsversorgung zu stabilisieren, sollte das Land diesen Einsatz auch entsprechend anerkennen. Wenn Lehrkräfte nur befristet eingestellt werden und keine konkrete Perspektive über die Sommerferien hinaus erhalten, besteht die Gefahr, dass sie in andere Bundesländer abwandern oder vom Lehrberuf Abstand nehmen. Dem muss das Land aktiv entgegentreten.“
„Die Erteilung von Kettenverträgen ist generell kritisch zu betrachten und sollte unterlassen werden. Kettenverträge bieten den Lehrerinnen und Lehrern keine Sicherheit für deren berufliche oder private Zukunft. Diese Praxis mindert die Attraktivität des Lehramts als Beruf. Der VBE Baden-Württemberg fordert, dass befristet eingestellte Lehrerinnen und Lehrer, die ein Jahr gearbeitet haben, eine feste Anstellung erhalten und mit einem Mehrjahresvertrag auszustatten. Innerhalb des Mehrjahresvertrags sollten die Lehrkräfte, wenn sie die beamtenrechtlichen Voraussetzungen erfüllen, dann die Perspektive auf die Übernahme in ein Beamtenverhältnis erhalten.“
Weiterführende Infos
Hier finden Sie das VBE-Positionspapier zum Vorbereitungsdienst.
Informationen des Ministeriums zum neuen Schuljahr finden Sie hier.