Anlässlich des Ganztagsbetreuungskongresses auf der didacta weisen der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand und der stellvertretende Landesvorsitzende Oliver Hintzen auf die Herausforderungen durch den ab 2026 in Kraft tretenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter hin.
Gerhard Brand: „Mit der Schaffung der Gesetzeslage werden Kommunen und Schulen massiv unter Druck gesetzt. Da weder das benötigte Personal noch die benötigten Zeitbudgets und leider für viele Kommunen auch nicht die benötigte finanzielle Ausstattung zur Verfügung stehen, sieht der VBE das Gesetzvorhaben äußerst kritisch. Wir weisen an dieser Stelle nochmals nachdrücklich auf die Bedeutung hochqualifizierten Personals hin, wenn es um die Arbeit mit unseren Kindern geht – gerade in dieser Altersgruppe! Wenn die Qualität nicht gesichert werden kann, dann dürfen Ganztagsbetreuungen nicht an den Start gehen. Dem Ansinnen, Ganztagsbetreuung durch Schaffung von Ganztagsschulen auf die Lehrkräfte abzuwälzen, erteilen wir eine klare Absage.“
Oliver Hintzen: „Eine gut gestaltete Ganztagsbetreuung bietet nicht nur eine verlässliche Betreuung für Schülerinnen und Schüler, sondern fördert auch deren individuelle Entwicklung und Chancengleichheit. Mit dem kommenden Rechtsanspruch stehen wir allerdings vor der gewaltigen Aufgabe, die Qualität und Verfügbarkeit der Angebote flächendeckend sicherzustellen. Betreuung ist Aufgabe der Kommune. Und obwohl die Kommune daher die Betreuung zu stellen hat, wird dies für die Schulen einen Mehraufwand bedeuten. Dieser Mehraufwand betrifft die Raumplanung ebenso wie den zeitlichen Aufwand für die nötigen Absprachen zwischen Lehrkräften, pädagogischem Fachpersonal und Eltern. Bei der Summe der Aufgaben, die bereits an die Schulen delegiert wurde, geht das nicht ohne Zuteilung einer zeitlichen Ressource!“
Hintergrund
Mit dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab 2026 gilt es, verschiedene Herausforderungen zu meistern. Der VBE Baden-Württemberg sieht fünf Schwerpunkte:
- Infrastruktur und Kapazitäten: Die vorhandenen Einrichtungen müssen erweitert und modernisiert werden, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Dies erfordert erhebliche Investitionen in Gebäude und Ausstattung.
- Fachkräftemangel: Ein zentrales Problem ist der Mangel an qualifiziertem Personal. Es gilt, Anreize zu schaffen, um mehr Fachkräfte für den Bildungsbereich zu gewinnen und bestehendes Personal kontinuierlich weiterzubilden. Ehrenamtliche und Vereine können unterstützen, aber niemals als die tragende Säule für die Umsetzung der Ganztagsbetreuung angesehen werden.
- Qualitätssicherung: Die Sicherstellung einer hohen pädagogischen Qualität ist essenziell. Es bedarf klarer Standards und regelmäßiger Evaluierungen, um die Wirksamkeit der Ganztagsangebote zu gewährleisten.
- Einbindung aller Beteiligten: Um den Erfolg der Ganztagsbetreuung zu gewährleisten, ist eine enge Zusammenarbeit von Schule, Eltern, Kostenträgern, Land und Bund notwendig. Einseitige Entscheidungen müssen unterlassen werden. Ein konstruktiver und wertschätzender Austausch ist notwendig.
- Finanzierung: Die Umsetzung des Rechtsanspruchs erfordert eine nachhaltige finanzielle Absicherung. Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam Lösungen finden, um die langfristige Finanzierung der Ganztagsbetreuung sicherzustellen.
Weitere Infos
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Weitere Informationen zum Thema Seiten des Kultusministeriums.
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