VBE: Lehrer setzen sich gerne für ihre Schüler ein, stoßen aber immer öfter an eigene Grenzen.

„Überlastungs- und Erschöpfungssymptome bei Lehrern sind meist Ausdruck eines dauerhaft zu großen Engagements“, sagt der Sprecher des Verbandes Bil­dung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. „In der Regel haben sich diese Pädagogen im Dienst völlig verausgabt, kamen doch in letzter Zeit ständig weitere Aufgaben auf die Lehrerschaft zu.“

Schulentwicklung und Gewaltprävention, neue Bildungspläne und zunehmender Ganz­tagsbetrieb, Inklusion und Flüchtlingskinderproblematik: Baustellen gibt es an den Schulen gerade mehr als genug. „Das für die Gesunderhaltung notwendige gedankliche Abschalten von der Arbeit außerhalb der Schule kann von vielen Lehrern nicht voll­zogen werden, weil sie sich zum einen zu stark mit der Schule und den Schülern identi­fizieren, zum anderen zwangsläufig immer wieder Arbeit mit nach Hause genommen werden muss,“ sagt der VBE-Sprecher. Viele Pädagogen seien noch in der unterrichts­freien Zeit Jäger und Sammler, stets auf der Suche nach geeignetem Anschauungsma­terial für ihren Unterricht sowie ehrenamtlich in Vereinen und Kirchen eingebunden.

Studien zur Lehrergesundheit haben gezeigt, dass gerade besonders engagierte Lehrer nach vielen Jahren des aufreibenden Berufsalltags Gefahr laufen, psychisch zu erkran­ken oder völlig auszubrennen. Daher sollten nicht nur die Lehrer mehr auf ihre Gesund­heit achten, meint der VBE-Sprecher, noch wichtiger sei es, dass die Politik aktiv werde und die Arbeitsbedingungen an den Schulen verbessere. An erster Stelle der Agenda stehe bei den Pädagogen der Wunsch nach kleineren Klassen (derzeit sitzen immer noch bis zu 30 Schüler in einer Klasse), dichtgefolgt von dem Bedürfnis nach einer spürbaren zeitlichen Entlastung, da zusätzliche Vertretungsstunden für erkrankte Kollegen und außerunterrichtliche Tätigkeiten wie Beratungsgespräche, Fachkonferenzen und Steue­rungsgruppen zur Schulentwicklung überproportional zugenommen haben. Bei Erzie­hungsproblemen mit Schülern sollten Eltern wieder verstärkt mit in die Pflicht genom­men werden, da die Erstverantwortung für die Kinder und Jugendlichen nach wie vor bei den Erziehungsberechtigten liegt. „Lehrer sind keine pädagogischen Allzweckrei­niger, die zu ihrem eigentlichen schulischen Bildungsauftrag noch so nebenher sämt­liche gesellschaftlichen Werte- und Erziehungsdefizite bei den Schülern ausbügeln“, schimpft der VBE-Sprecher.