VBE zur Diskussion um „Individuelle Feriengleitzeit“: So bringen Eltern ihren Kindern das Schulschwänzen bei.

„Wenn Anfang Juni die zweiwöchigen Pfingstferien wieder zu Ende gehen, sitzen nicht alle Schüler in den Klassenzimmern, obwohl sie eigentlich gesund sind und anwesend sein müssten“, weiß man beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg aus leidvoller Erfahrung. So manche Erziehungsberechtigte würden ihren Kindern unerlaubterweise Gleitzeitferien gönnen und ihnen eigen­mächtig eine Verlängerung genehmigen.

Der VBE sieht solch negatives Elternverhalten keinesfalls als entschuldbar und auch nicht als ein Kavaliersdelikt an, sondern schlichtweg als schlechtes Vorbild. „Wenn Schüler sich nämlich selber eine Auszeit genehmigen und den Unterricht schwänzen, sind dieselben Eltern völlig entsetzt.“ Trotzdem gebe es, so der VBE-Sprecher, immer wieder Erziehungsberechtigte, die ihren Kindern regelrecht vormachten, wie man Lehrer und Schule an der Nase herumführt, indem sie eigenmächtig die Schulferien ihrer Kinder verlängerten und deren Fehlen dann mit „Schwindel“ oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen begründeten. „Der Zweck heiligt nicht die Mittel“, so der VBE-Sprecher und appelliert an die Eltern, ihren Kindern nicht auf diese Weise das Schulschwänzen beizubringen, denn wenn vor oder nach Ferienblöcken der Fami­lienurlaub unerlaubterweise verlängert und von den Erziehungsberechtigten das Fehlen der Kinder beim Klassenlehrer mit „Krankheit“ entschuldigt wird, lernten die Schüler von ihren Eltern, dass Schule doch nicht ganz so wichtig ist und dass man mit List und Tücke, mit Lug und Trug seinen Willen durchsetzen kann. „Wenn Kinder dieses Tricksen später auch für sich in Anspruch nehmen und Unterricht schwänzen, fielen dieselben Eltern häufig aus allen Wolken und könnten überhaupt nicht verstehen, warum ausgerechnet ihr Kind gegen Recht und Ordnung verstößt.

Entgegen der landläufigen Meinung findet in den letzten Tagen vor den Sommerferien Schule statt, wenn auch in anderer Form als sonst, da alle Klassenarbeiten geschrieben und die Zeugnisnoten gemacht sind. Jetzt stehen Erlebnispädagogik und soziales Lernen im Vordergrund: Ausflüge, Besichtigungen, Schulfeste, Vorlesestunden, Theaterstücke oder Konzerte, die gemeinsame Vorbereitung von Klassennachmittagen, Abschieds­feiern oder Schulgottesdiensten. Alles Dinge, für die oft in der Hektik des Schulalltags sonst wenig Zeit bleibt. „Selbst ganz ohne Schulbücher können Lehrer vernünftigen Unterricht halten“, versichert der VBE-Sprecher.

Bei 75 unterrichtsfreien Tagen im Jahr – einschließlich der gesetzlichen Feiertage – besteht für Eltern kein entschuldbarer Grund, die Ferienzeiten zu individualisieren und den Beginn ohne Genehmigung vorzuverlegen oder das Ende nach Gutdünken zu ver­längern. „Die Ehrlichen, die sich an die offiziellen, lange im Voraus bekannten Ferien­pläne halten, sollen sich nicht als die Dummen fühlen müssen“, rügt der VBE-Sprecher all diejenigen, die „Schummelferien“ machen.