Das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung wirft ein Schlaglicht auf eine besorgniserregende Entwicklung an den Kitas in Baden-Württemberg. Die Fachkraft-Quote, also der Anteil an ausgebildeten pädagogischen Fachkräften in einem Kita-Team, ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Die Ergebnisse formulieren einen dringenden Handlungsauftrag für Politik und Gesellschaft, um die Qualität der frühkindlichen Bildung zu sichern.
Die sinkende Fachkraft-Quote in baden-württembergischen Kitas ist ein alarmierendes Zeichen. Die Tatsache, dass laut Ländermonitoring nur noch 26 Prozent der Kita-Teams eine Fachkraft-Quote von mindestens 82,5 Prozent erreichen, stellt eine erhebliche Gefährdung der Bildungs- und Betreuungsqualität dar. Studien belegen eindeutig, dass eine hohe Fachkraft-Quote unverzichtbar für die kindgerechte Entwicklung und Bildungsförderung ist.
Die im Bericht der Bertelsmann Stiftung hervorgehobene Belastung der Fachkräfte und die ebenfalls herausgestellte wachsende Zahl von Berufsflüchtenden sind klare Signale für eine strukturelle Überforderung des Systems. Besonders bedenklich ist, dass der Einsatz von nicht ausreichend qualifizierten Kräften zwar kurzfristig Abhilfe schafft, langfristig jedoch das Fachpersonal zusätzlich belastet und den professionellen Anspruch der Teams untergräbt.
Motiviertes Kita-Personal setzt motivierende Arbeitsbedingungen voraus
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen die Arbeitsbedingungen in Kitas verbessert werden. Dazu gehören eine angemessene Bezahlung, bessere Arbeitszeitmodelle und wirksame Maßnahmen zur Reduktion der Arbeitsbelastung. Der VBE Baden-Württemberg unterstützt daher die Forderung der Bertelsmann Stiftung nach einer Zielmarke von 85 Prozent Fachkraft-Quote. Diese sollte verbindlich festgelegt und mit klaren Umsetzungsstrategien unterlegt werden. Mitarbeitende ohne einschlägige Ausbildung müssen durch gezielte Qualifizierungsprogramme die notwendigen fachlichen Kompetenzen erwerben. Gleichzeitig sind Fachkräfte durch Mentoring und Supervision bei der Einarbeitung dieser Kräfte zu entlasten.
Es braucht außerdem mehr Ausbildungsplätze und staatliche Unterstützung für angehende Erzieherinnen und Erzieher. Die praxisintegrierte Ausbildung (PiA) hat sich als effektives Modell bewährt und sollte weiter ausgebaut werden. Der VBE fordert darüber hinaus schon länger die Entwicklung der aktuellen Teamarbeit hin zu multiprofessionellen Teams, um die Fachkräfte von Aufgaben zu entlasten, die auch Zusatzkräfte gut leisten können. Baden-Württemberg sollte zudem eine landesweite Strategie entwickeln, um den Bedarf an Fachkräften systematisch zu ermitteln und entsprechende Kapazitäten zu schaffen. Dazu gehört auch eine verbesserte Datengrundlage zur genauen Analyse der Bedarfe. Eine professionelle Beratung und Begleitung der Kita-Teams, wie von der Bertelsmann Stiftung empfohlen, ist dringend notwendig. Diese Maßnahmen muss es eine kontinuierliche und flächendeckende Finanzierung geben.
Die Landesregierung ist nun aufgefordert, die alarmierenden Befunde des Ländermonitorings ernst zu nehmen und entschlossen zu handeln. Qualität in der frühkindlichen Bildung ist keine Verhandlungsmasse, sondern eine Verpflichtung gegenüber den Kindern, ihren Familien und den Fachkräften. Es braucht einen gemeinsamen Kraftakt von Politik, Trägern und Gesellschaft, um die Kita-Landschaft in Baden-Württemberg zukunftssicher zu gestalten.
Weitere Infos
Das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung können Sie hier einsehen. Alle Infos speziell zum Länderprofil für Baden-Württemberg finden Sie hier.
Weitere Infos über die aktuelle Lage der Kitas liefert die für Baden-Württemberg repräsentative DKLK-Studie 2024, mehr dazu lesen Sie hier.