Schulleitungen: Dilemma auch in der Landespolitik angekommen

Ist es noch attraktiv, eine Schule zu leiten? Über 200 unbesetzte Stellen im Bereich der Schulleitung haben auch die Politik aufgeschreckt. Während die Grünen in einem Positionspapier mit der Forderung nach mehr Anrechnungsstunden eine Anregung aus der VBE-Umfrage zur Schulleitungszufriedenheit aufgreifen, plädieren SPD und FDP für Verwaltungsassistenten. Die Kultusministerin arbeitet derweil an einem Konzept, das sie noch vor Pfingsten vorstellen möchte.

1,4 Bewerbungen pro Schulleitungsstelle, 162 unbesetzte Schulleitungsstellen und 47 unbesetzte Stellen für stellvertretende Schulleitungen. Diese Zahlen, die auf Anfrage der FPD/DVP-Fraktion herausgegeben wurden, sagen schon alles aus über das Dilemma, in dem Baden-Württemberg beim Thema Schulleitung steckt. Das Kultusministerium arbeitet aktuell bereits daran, die Arbeitsbedingungen von Schulleiterinnen und Schulleitern zu verbessern. Bei einem Konzept sei man in der Endabstimmung, so die Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann (CDU). Bis Pfingsten möchte sie das neue Konzept präsentieren.

In der Zwischenzeit ist das Thema bei den Grünen angekommen, die mit einem Positionspapier eine Reihe von Maßnahmen fordern, um Schulleitungen zu unterstützen. Einige Forderungen des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg finden sich in dem Papier wieder: Eine angemessenere Bezahlung von Schulleitungen, die Entlastung von Verwaltungsaufgaben und die Erhöhung der Anrechnungsstunden, um Lehrkräfte aus dem Kollegium, die Aufgaben übernehmen, zu entlasten.

Schulleitungen fordern mehr Anrechnungsstunden

Die letzte Maßnahme war eine Anregung, die so explizit in der VBE-Umfrage zur Zufriedenheit der Schulleiterinnen und Schulleiter in Baden-Württemberg gefordert wurde. 91% der befragten Schulleitungen sprachen sich in der Umfrage für mehr Anrechnungsstunden aus. „Das wäre eine flexible Lösung, die den Schulen auf jeden Fall zu Gute kommen würde“, meint der Landesvorsitzende des VBE Baden-Württemberg, Gerhard Brand. Außerdem fordern 90% der befragten Schulleiterinnen und Schulleitern mehr Leitungszeit.

Die Pläne von Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann (CDU) scheinen diese Forderungen zunächst nicht zu berücksichtigen. In der Rhein-Neckar-Zeitung vom 13. April nannte die Kultusministerin als Ansatzpunkte für eine Verbesserung des Dilemmas bei Schulleitungen eine bessere Besoldung, Änderungen der Besoldungsstufen sowie Assistenten in den Bereichen Pädagogik und Verwaltung. Es gehe aber auch darum, wie Schulleitungen als Führungspersonen gestärkt werden könnten.

SPD und FDP plädieren für Verwaltungsassistenz

Dem Vorschlag, Schulleitungen durch eine Verwaltungsassistenz zu entlasten, können auch die Fraktionen der SPD und der FDP etwas Gutes abgewinnen. Ob das jedoch für alle Schulen eine Lösung darstellt, bezweifelt der VBE-Landesvorsitzende: „Für große Schulen mag eine Verwaltungsassistenz funktionieren und eine Entlastung darstellen. Für kleine Schulen sind jedoch flexiblere Lösungen sinnvoller, da der Aufwand für die Abstimmung mit einer Verwaltungsassistenz der Kommune zu groß sein wird.“ Brand plädiert deshalb für die Umsetzung der Forderungen aus der VBE-Umfrage: Mehr Anrechnungsstunden und mehr Leitungszeit.

„Wir sind darüber hinaus aber auch gut beraten, uns Gedanken zu machen, welche Aufgaben Schule denn überhaupt leisten muss! Wir hatten in den vergangenen Jahren ein hohes Maß an Aufgabenabschichtungen – auch so kann man einen pädagogischen Betrieb lahmlegen. Eine deutliche Verschlankung der an die Schulen gegebenen Aufgaben wäre der nächste Schritt in die richtige Richtung“, mahnt der VBE-Landesvorsitzende Brand.

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