Zur Bildungsreform im Bereich der Gemeinschaftsschulen: „Da ist noch deutlich Luft nach oben!“

Da ist noch deutlich Luft nach oben

Die Gemeinschaftsschule ist seit ihrer Einführung vor mehr als zehn Jahren in Baden-Württemberg in der Bildungslandschaft angekommen und hat sich als feste Säule dort etabliert. Die Lehrkräfte an den Gemeinschaftsschulen leisten trotz herausfordernder Bedingungen einen unverzichtbaren Beitrag. Die kommende Bildungsreform wird auch an dieser Schulart zu spüren sein. Die Weichenstellungen begleitet der VBE konstruktiv-kritisch und versucht über viele Gespräche mit der Politik den Fokus darauf zu lenken, wo genau Lehrkräfte und Schulleitungen an Gemeinschaftsschulen Verbesserungsbedarfe sehen.

Und auch, welche Maßnahmen schnell umgesetzt werden können, um die Lage zu verbessern. Unser Fazit zu den Reformen lautet aber: Da ist noch deutlich Luft nach oben!

Poolstunden sind ein dringend benötigter Baustein

Die Bildungsreform sieht ein Plus von zwei Coachingstunden pro Zug für die Gemeinschaftsschulen vor. Es war ein langes Anliegen des VBE, das Coaching endlich mit Stunden zu versehen. Ob aber zwei zusätzliche Stunden ausreichen, ist völlig fraglich und gleichzeitig sehen wir, dass bereits zwei Stunden für ein Mentoring aus den Poolstunden bestritten werden müssen. Für die Gemeinschaftsschulen sind diese Poolstunden kein wünschenswertes Zubrot, sondern sind dringend benötigter Baustein, um der Heterogenität der Schülerschaft gerecht werden zu können.

Verbesserungsmöglichkeiten bei den Profilfächern

Verbesserungsmöglichkeiten sieht der VBE auch bei den Profilfächern: Die geplante Änderung des Profilfachs NwT in NIT sowie die damit verbundene Einschränkung, dass Schülerinnen und Schüler, die das Pflichtfach Technik belegt haben, nicht mehr das Profilfach NIT wählen dürfen, sorgt für große Verwirrung und Ungerechtigkeit. Sowohl von Ausbildungsbetrieben, als auch von Eltern wird die Möglichkeit beide Fächer zu belegen sehr geschätzt und die Rückmeldung bezüglich der Professionalisierung der Schülerinnen und Schüler im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich mit sehr vielen Stunden wird als Gewinn für alle Beteiligten angesehen. Eine künstliche Trennung dieser Fächer durch die oben genannte Einschränkung konterkariert das Ziel, Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Anforderungen der Berufswelt vorzubereiten.

Abschaffung von IMP würde eine massive Einschränkung darstellen

Das Profilfach IMP vermittelt Schülerinnen und Schülern zentrale Kompetenzen in Informatik, Mathematik und Physik und trägt entscheidend zur Förderung der MINT-Fächer bei, die sowohl in der Wissenschaft als auch in der Berufswelt von wachsender Bedeutung sind. Die zunehmende Digitalisierung und Technologisierung unserer Gesellschaft erfordert dringend eine solide Ausbildung in diesen Bereichen. Die Abschaffung von IMP würde nicht nur das schulische Angebot massiv einschränken, sondern auch das Ziel der Gemeinschaftsschule, ein breites und zukunftsorientiertes Bildungsangebot zu gewährleisten, infrage stellen.

Pädagogisches Profil der GMS in Gefahr

Die geplanten Änderungen gefährden das pädagogische Profil der Gemeinschaftsschulen, die sich durch Vielfalt, Wahlmöglichkeiten und die Förderung individueller Stärken auszeichnen. Wenn profilbildende Fächer wie IMP abgeschafft und die Wahlmöglichkeiten bei NIT massiv eingeschränkt werden, verliert die Gemeinschaftsschule einen wesentlichen Teil ihrer Attraktivität.

VBE fordert Zugangsvoraussetzung für Klasse 10

Aus dem Schulalltag wird uns widergespiegelt, dass teilweise Schülerinnen und Schüler nach 11 Schulbesuchsjahren, die Gemeinschaftsschule ohne Abschluss verlassen, weil sie die 10. Klasse auf dem angestrebten Niveau nicht schaffen. Für den VBE ist völlig klar: Dies darf nicht so bleiben! Wir fordern daher, eine Zugangsvoraussetzung für die 10. Klasse an Gemeinschaftsschulen sowie eine bessere Steuerung der Schülerinnen und Schüler bei den angestrebten Abschlüssen.

Lernentwicklungsberichte zum Halbjahr müssen auf den Prüfstand

Aus unseren Umfragen an den Gemeinschaftsschulen geht hervor, dass die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte längst nicht mehr tragbar ist. Hier braucht es dringend Entlastungsmöglichkeiten. Bei den Lernentwicklungsberichten zum Halbjahr stehen Aufwand und Ertrag für viele nicht mehr in Relation. Der VBE fordert, schnellstens für Entlastung zu sorgen. Schulen sollte die Freiheit gegeben werden, ob sie an den Lernentwicklungsberichten zum Halbjahr festhalten wollen oder sie durch protokollierte Lernstandsgespräche, wie wir sie von der Grundschule kennen, zu ersetzen.

Der VBE wird sich weiter in Gesprächen mit der Politik dafür einsetzen, die Bedingungen an den Gemeinschaftsschulen zu verbessern und seinen Forderungen Nachdruck verleihen.