VBE: Bereits Grundschüler erschweren durch ihr Verhalten Unterricht. Ständige Störungen der Lernwilligen durch unerzogene Kinder nehmen massiv zu.

Die Schlagzeilen, in denen von Resignation und Ohnmacht der Schulen die Rede ist, weil immer mehr Schüler durch ihr Verhalten schon im Grundschulbereich massiv andere Kinder vom Lernen abhalten, nehmen zu. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht mit Sorge, dass im Unterricht stumme Signale von Seiten der Lehrer von etlichen Schülern in ihrem ungebrems­ten Mitteilungs- und Bewegungsdrang nicht einmal mehr wahrgenommen werden.

Weil viele Kinder von zu Hause nicht mehr die Erziehung erfahren dürfen, die für eine gesunde Entwicklung nötig ist, wird den Kindertagesstätten und Schulen eine Sisyphus­arbeit aufgebürdet, an der diese Einrichtungen scheitern müssen – trotz aller bildungs­politischen Offensiven und pädagogischen Bemühungen der Erzieherinnen und der Lehrkräfte. Kindergärten und Schulen sind angewiesen auf starke, interessierte und engagierte Eltern als Partner für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu mündi­gen, verantwortungsvollen Bürgern. Zuallererst sind bei der Bildung und Erziehung der Kinder die Eltern gefordert, dann unterstützen Kindergärten und Schulen diese bei ihrem heute sicher nicht einfachen Erziehungsauftrag. Was in frühester Kindheit aus Unwissenheit, Nachlässigkeit oder auch Bequemlichkeit versäumt worden ist, lässt sich später – wenn überhaupt – nur mit großer Kraftanstrengung und hohem finanziellen Auf­wand wieder ausbügeln. Deshalb müsste nach Auffassung des VBE sinnvollerweise auch dort angesetzt werden, wo man am meisten bewirken kann: schon beim Kleinkind. Alles andere später artet meist nur in mehr oder minder hilflose Reparaturversuche aus.

VBE: Lehrkräfte müssen zunächst Basis-Erziehungsarbeit leisten

Exzessiver Medienkonsum – vom ständig eingeschalteten Handy über den Computer, DVD-Player und TV-Apparat bis hin zur Spielekonsole – und in Erziehungsfragen gren­zenlos nachgiebige, bisweilen sogar vernachlässigende oder gleichgültige Eltern er­schweren Kindern und Jugendlichen, in der Schule konzentriert und selbständig zu ar­beiten. Lehrer müssen daher oft, bevor sie ihren eigentlichen Bildungsauftrag wahrneh­men können, erst einmal Basis-Erziehungsarbeit leisten, damit Unterricht in vollen Klassen überhaupt stattfinden und gelingen kann. „Dieser tägliche Spagat zwischen dem eigenen hohen Anspruch an sich selbst, an einen effektiven Unterricht, und der vorge­fundenen Realität ist Stress pur und macht den Pädagogen das Leben unnötig schwer und sie letztendlich krank“, so der VBE-Sprecher. Erziehung sei heute nötiger denn je, könne jedoch nicht einziger Stundeninhalt sein. Unterricht müsse schwerpunktmäßig Unterricht bleiben und dürfe auch nicht zur Therapiestunde umfunktioniert werden.