Der VBE unterstützt die Einführung des Faches Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung.

Baden-Württemberg plant, 2016 an allen weiterführenden Schulen das Schulfach Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung einzuführen.

Bildungsplan 2004
Bislang waren wirtschaftliche Zusammenhänge in den Schularten Haupt-/Werkrealschule (HS/WRS) und Realschule (RS) beziehungsweise deren Bildungsplänen zwar zum Teil integrativ, in einzelnen Jahrgangsstufen zum Teil ausgewiesener Bestandteil des Unterrichts. In diesem Sinne finden sich wirtschaftliche Schwerpunkte beispielsweise im optionalen Wahlpflichtfach Wirtschaft und Informationstechnik (HS/WRS ab Kl. 8 – 10) und im fächerverbundsübergreifenden Themenorientierten Projekt (TOP) Wirtschaften, Verwalten und Recht (RS, zweistündiges sogenanntes „Klammer“-Fach, einmalige TOP-Durchführung in den Klassen 7 – 10).
Im Rahmen der diesbezüglichen Ausführungen auf dem Informationsportal Landesbildungsserver Baden-Württemberg findet sich folgende Darstellung: „Die Öffnung von Schule ist ein zentrales Anliegen des TOPs Wirtschaften, Verwalten und Recht Kontakte zur örtlichen Wirtschaft, die Zusammenarbeit mit Institutionen des Verwaltungs- und Rechtswesens und sozialen Institutionen ermöglicht Einblicke in die Realität und die Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt.“

Eine themenspezifische, curricular sowie transparent über mehrere Jahrgangsstufen aufgebaute Konzeption wird in den aktuell gültigen Bildungsplänen nicht abgebildet.

In Baden-Württemberg kooperieren nach Angaben des Kultusministeriums knapp 2000 Schulen mit über 3800 Unternehmen. Dies erfolgt auf der Grundlage des Ministerpräsidenten 2008.

Lehrerbildung
Wirtschaftslehre ist sowohl Studienfach (Pädagogische Hochschulen) als auch Ausbildungsfach für Lehrkräfte an Schulen der Sekundarstufe I (Staatliche Seminare für Didaktik und Lehrerbildung) und qualifiziert zur Vermittlung grundlegender wirtschaftlicher und rechtlicher Kompetenzen in den mikro- und makroökonomischen Bereichen wirtschaftlichen Handelns. Eine multiperspektivische Umsetzung der Lehr- und Lernprozesse soll unter Beachtung ökonomischer, sozialethischer und ökologischer Anforderungen zu einer ausgewogenen und verantwortungsbewussten wirtschaftlichen Handlungskompetenz der Schüler/-innen führen. Richtungsweisend sind dafür unter anderem die Arbeit in Teams sowie der Aufbau außerschulischer Kooperationen.
Die wissenschaftlichen und didaktisch-methodischen Grundlagen des Faches Wirtschaftslehre werden demnach bereits gelehrt und die im Fach Wirtschaftslehre ausgebildeten Lehrkräfte können jederzeit an den Schulen eingesetzt werden.

Position des VBE
Die Einführung des für 2016/2017 geplanten Faches ist umstritten, zum Teil werden Interessenskonflikte unterstellt, zum Teil die Dehnbarkeit der Standardformulierungen kritisiert.

Der VBE begrüßt die Einführung des Faches Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung, da

• die Lebenswelt des Menschen im 21. Jahrhundert in gleichermaßen grundsätzlicher wie komplexer Art und Weise von wirtschaftlichen Zusammenhängen geprägt ist. Daraus resultiert unmittelbar deren „Sitz im Leben“ sowie das Recht und der Anspruch des mündigen Bürgers auf Information, Transparenz und kritische Diskussion

• die in der Entwurfsfassung des Bildungsplans 2016 aufgestellten Prozessbezogenen Kompetenzen (Analyse-, Urteils-, Handlungs- und Methodenkompetenz) sowie die im zukünftigen Unterricht zu berücksichtigenden Personengruppierungen (Verbraucher: Konsument, Geldanleger, Kreditnehmer; Erwerbstätiger: Berufswähler, Arbeitnehmer/Arbeitgeber, Wirtschaftsbürger: Gestaltender Bürger) von wertneutralem und umfassendem Orientierungspotenzial zeugen, das der Komplexität wirtschaftlicher Zusammenhänge Rechnung trägt und durch zahlreiche Querverweise vielfältige, auf freiheitlich-demokratischen Grundprinzipien aufbauende Perspektiven verdeutlicht

• die hinlänglich geteilte Notwendigkeit einer erweiterten Berufs- und Studienorientierung in unmittelbarer Korrelation zum Themenbereich Wirtschaft steht. Durch die Einführung eines eigenständigen Faches unterliegt der vor allem kritisch erörterte Teilbereich Wirtschaft erhöhter Transparenz sowie gesteigerter Sach- bzw. Fachaufsicht unter Berücksichtigung der durch das Land Baden-Württemberg zu sichernden Bildungshoheit. Eine Einflussnahme von außen (durch Verbände, Gewerkschaften, Firmen, Gesellschaften, Banken, …) wird somit verhindert.

VBE Verbandsleitung